Andrés Thor - guitar
Magnús Trygvason Eliassen - drums
Nico Moreaux double - bass
Wie die Streichquartette in der klassischen Musik sind auch die Jazztrios - die gemeinhin als die Königsdisziplin des Genres gelten und in dieser Hinsicht vielleicht das Gegenstück zum klassischen Streichquartett sind - von musikalischen Zitaten von Vorbildern durchdrungen und werden oft mit deren Vorbildern verglichen. Im Jazz betrifft dies in der Regel Klaviertrios, von denen das Bill Evans Trio und Keith Jarretts Standards Trio als die jazzigen Äquivalente zum Quartettrepertoire von Ludwig van Beethoven oder Claude Debussy gelten können. Doch im Laufe des 20. Jahrhunderts gab es weitere Wegbereiter des Jazz, die das prestigeträchtige Format auf andere Instrumente ausdehnten - die Saxophonisten Ornette Coleman und Jimmy Giuffre sind nur einige, die mir in den Sinn kommen. Pat Metheny war vielleicht nicht der erste, der die Kunst des Gitarrentrios beherrschte, als er 1983 Rejoicing mit Charlie Haden und Billy Higgins aufnahm, aber er ist wohl einer der prominentesten Verfechter dieses Formats. Darüber hinaus ist er der Gitarrist, dessen Trio-Album Question and Answer von 1990 Andrés Thor die Augen für eine ganz neue Welt von Idiomen öffnete und den isländischen Gitarristen auf eine Reise der musikalischen Erkundung schickte, die bis heute andauert. Hereby ist seine jüngste Entdeckung auf dieser Reise.
"Es war das erste Jazztrio mit Gitarre, Kontrabass und Schlagzeug, das ich je gehört hatte, und von da an fühlte ich mich zu dieser Formation hingezogen und hielt immer Ausschau nach ähnlichen Alben", erinnert sich Andrés. Von da an durchforstete der Gitarrist die reiche Geschichte der Jazzaufnahmen und entdeckte eine Vielzahl markanter Trio-Konstellationen, darunter die oben erwähnten Klaviertrios - geleitet von Pianisten, die bis heute zu seinen wichtigsten Einflüssen zählen. Was die Gitarristen betrifft, so zählt er die Trios von Jim Hall und Grant Green zu den einflussreichsten, paradigmenverändernden Vorreitern. Sie bieten eine interessante und vor allem aufschlussreiche Auswahl, da die beiden herausragenden Gitarristen ganz unterschiedliche Ansätze für die harmonische Konstruktion verfolgten - Green verfolgte ein kompromisslos lineares Konzept, das die melodischen Implikationen gegenüber ausgedehnter Akkordarbeit bevorzugte, während Hall jedes harmonische Detail eher vertikal umriss. Beide Konzepte finden sich in Andrés' Spiel wieder.
Die akkordische Herangehensweise ist von Anfang an offensichtlich und wird im Hauptthema des Titeltracks deutlich; Halls - bekanntermaßen - immer leicht aufgedrehter Verstärkerton ist zumindest teilweise für Andrés' subtilen E-Gitarren-Sound bei "Spor" verantwortlich und hat den Gitarristen vielleicht sogar dazu ermutigt, bei "Summer Night" und "December Cucumber" zu einem akustischen Instrument zu wechseln. Es ist Andrés' Solospiel, in dem das motivbasierte Konzept durchscheint, da er durch verschiedene melodische Konfigurationen ein Gerüst aufbaut und ergänzende Fragmente zu einem größeren Ganzen verbindet. Seine bemerkenswerte Laubsägearbeit ist im Midtempo-Swinger "Teabreeze" zu hören, und selbst wenn sie bei "Whisper" von einem dicken Chorus-Effekt überdeckt wird, besteht kein Zweifel, wo Andrés' melodische Loyalität liegt.
Um den Kreis der anfänglichen Analogie zu schließen, könnte man argumentieren, dass es zwei zentrale, wechselseitige Kriterien gibt, die Streichquartett-Werke voneinander unterscheiden: die Art und Weise, wie die vier Instrumente untereinander organisiert sind - hierarchisch und textlich, je nach Art der Komposition - und wie das Arrangement im Gegenzug an sie angepasst ist. Dies unterstreicht die Bedeutung der Rolle jedes Instruments in der Besetzung, die in der klassischen Musik zumeist durch die Partitur des Komponisten vorgegeben ist, während im Jazztrio die Verantwortung eher bei den einzelnen Spielern liegt. Jeder ist ein wichtiger Teil des Triumvirats, der wesentliche Impulse und Charaktereigenschaften beisteuert. Nico Moreaux und Magnús Trygvason Eliassen sind sensible Begleiter, die Andrés' neun Originale feinfühlig mitgestalten. Und während die Vorgänger, die die Musik des Gitarristen geprägt haben, erkennbar sind, hat Andrés ihre Stimmen auf Hereby zu einer neuen, eigenen Einheit verschmolzen. Eines, das alle möglichen Vergleiche provoziert und dafür umso fesselnder ist.
jazz-fun.de meint:
Gemäß der Philosophie der großen Meister gibt es hier keine Klangkaskaden, sondern nur wichtige Töne von schöner Resonanz. Das ausgedehnte musikalische Panorama hypnotisiert durch die Kraft der Übertragung, nicht durch die Anhäufung von Effekten. Das Album hat einen weichen Gitarrensound und ist in seiner Gesamtheit sehr schön anzuhören.
- Hereby
- The Man Who Came To Play
- Teebreeze
- Stóísk
- Whisper
- Gagarin
- Spor
- Summernight
- December Cucumber
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