Bernt Moen Trio - The Storm

Bernt Moen Trio
The Storm
Erscheinungstermin: 26.11.2021
Label: Losen Records, 2021
Bernt Moen - piano
Fredrik Sahlander - bass
Jan Inge Nilsen - drums
In der Partitur von Ludwig van Beethovens Klaviersonate Nr. 14 (aus dem Jahr 1801) steht geschrieben "Sonata quasi una fantasia". Ich begann über diese Formulierung nachzudenken, als ich The Storm des Bernt Moen Trios hörte. Meine Assoziation bezog sich nicht auf die Tatsache, dass Beethovens Sonate im Volksmund "Mondscheinsonate" genannt wird, obwohl Bezüge zur Natur oder zu Naturphänomenen durchaus üblich zu sein scheinen. Aber es war die "quasi una fantasia", die mir auffiel - wie eine Fantasie. Die Fantasia ist quasi eine musikalische Gattung, eine musikalische Komposition, die in der Improvisation wurzelt, ein freies Spiel mit musikalischem Material, und wenn man Bernt Moens Klavierspiel auf diesem Album hört, mag es wie ein Echo oder eine Fortsetzung der Fantasia in der europäischen Tradition der kompositorischen Musik erscheinen. Komposition und Improvisation als zwei Seiten derselben Medaille, als Fortführung des jeweils anderen.
Das Klaviertrio ist ein klassisches Format, bei dem die Interaktion zwischen den Musikern wichtig ist, um nicht nur ein Klavier mit Begleitung zu sein. Schon auf "A Sense of Urgency" ist diese Interaktion zu hören und zu spüren. Es ist ein gemeinsamer Sound, und während des gesamten Albums hören wir die Interaktion zwischen den Musikern mit verschiedenen Dimensionen, die sich allmählich in den Fokus hinein- und herausbewegen, um so verschiedene Perspektiven auf die Musik hervorzuheben. Interaktionen finden sich auf allen musikalischen Parametern, so dass auf "Relentless" nicht zuletzt das rhythmische Zusammenspiel auffällt, das die perkussive Dimension des Klaviers unterstreicht. Es gibt auch Soli in einem traditionelleren Sinne, wobei in "Relentless" das solistische Schlagzeug mit schönem Klavier unterlegt ist, während in "Leisurely" sowohl Bass als auch Klavier zu hören sind.
"In Retrospect" klingt fast wie ein Echo eines romantischen Klavierstücks, und etwas Ähnliches könnte man auch über "Ode", "Floating" und "Sakral" sagen. Bei den drei letztgenannten Kompositionen handelt es sich um Soloklavierstücke, was die Triostücke in ein anderes Licht rückt. Dieses Licht kommt in "The Storm" zum Vorschein, das in eine Einleitung für Klavier allein unterteilt ist, die in gewisser Weise wie eine Fantasie improvisiert und in das Trio als sanfte Fortsetzung der Einleitung übergeht. Hier arbeiten die drei Musiker zusammen, um musikalische Intensitäten aufzubauen, während ein langes Crescendo später schrittweise abnimmt. Man könnte es als musikalisches Bild eines Sturms deuten, als Musik, die die Natur illustriert, aber auch als Verwendung des Wortes Sturm als Grundlage für musikalische Assoziationen und Fantasien. Die Titel scheinen jedoch, wenn nicht der Schlüssel dazu zu sein, wie wir die Stücke hören sollen, so doch zumindest eine Anregung zum Nachdenken. So hält "Passing By, Not Too Fast, Not Too Slow" in gewisser Weise, was es verspricht, mit einem melodischen, fast volksmusikalischen Material, bei dem sich die Musiker in den Fokus bzw. aus dem Fokus heraus bewegen, aber mit dem Triosound als nuanciertem Mittelpunkt. Die unterschiedlichen Charaktere der Stücke, die Kombination von Trio und Solo-Piano, machen The Storm zu einem Album, das als Ganzes gehört werden sollte. Drei Musiker phantasieren im Klang.
jazz-fun.de meint:
Das Überraschendste ist die Dynamik, mit der das gesamte Trio in faszinierenden Akkordprogressionen agiert. Die Musiker improvisieren und spielen mit Phrasen. Dank der großen Freiheit und der hervorragenden Rhythmusgruppe sind nicht nur die Improvisationen, sondern auch die Themen äußerst interessant und farbenfroh. Hier gibt es keine Effekthascherei, hier gibt es die Kraft des Jazz, die aus Emotionen und Einzigartigkeit fließt.
- A Sence of Urgency
- Majestic
- The Search for Absolution
- Relentless
- In Retrospect
- Leisurely
- The Storm Intro
- The Storm
- Ode
- Floating
- Passing By, Not Too Fast, Not Too Slow
- Sakral
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