Christian Krischkowsky Quartet - The End Of Melancholism

Christian Krischkowsky Quartet
The End Of Melancholism
Erscheinungstermin: 24.09.2021
Label: Double Moon, 2021
Roland Fidezius - Double bass
Christian Krischkowsky - Drums
Peter Ehwald - Saxophone
Marc Schmolling - Piano
Bands, die von Schlagzeugern geleitet werden, sind nicht mehr so selten, wie sie einmal waren, aber immer noch eine halbwegs rare Angelegenheit. Das Quartett des Schlagzeugers Christian Krischkowsky legt mit „The End of Melancholism“ bereits das zweite Album vor und verdeutlicht in neun Stücken, von denen sieben aus Krischkowskys Feder stammen, die Vorteile einer solchen Herangehensweise. Stücke wie „Would You Dance With Me?“ oder „Football Evolution“ klingen rhythmisch herausfordernd, ohne gewollt das Schlagzeug in den Vordergrund zu stellen.
„Ich wollte die rhythmischen Ideen, die ich am Schlagzeug entwickelt habe, noch stärker in meine Kompositionen einbauen“, erzählt Krischkowsky. „Beim Schreiben habe ich aber auch immer meine Kollegen, mit denen ich die Platte eingespielt habe, im Kopf gehabt.“
Und die haben es in sich. Peter Ehwald ist ein Saxofonist, der zwar stets seinen eigenen Weg geht, aber gleichzeitig auch überragende Qualitäten in der Interaktion hat. „Peter ist sehr freiheitsliebend“, findet der Bandleader. „Er macht immer wieder Vorschläge, um zu festgelegte Strukturen, die vielleicht auch zu schön klingen, improvisatorisch eigener zu gestalten. Dadurch werden die Stücke kerniger, unberechenbarer und freier. Das spiegelt auch seine Persönlichkeit.“
Marc Schmolling ist ein Pianist, mit dem Christian Krischkowsky sich nahezu blind versteht. „Marc kenne ich am längsten und er ist eigentlich dafür verantwortlich, dass die Band zusammen gekommen ist“, bekennt er. „Ich schätze seinen Humor und bewundere, wie stark er in der Tradition verwurzelt ist. Gleichzeitig hat er in seinem Spiel aber auch etwas Kantiges und Unberechenbares. Manchmal klingt er etwas sperrig, aber das macht gerade auch seinen eigenen Stil aus.“
Am Bass sorgt Roland Fidezius für die Wendigkeit des Quartetts. Er ist eng mit Krischkowskys Spiel verzahnt, sorgt aber auch immer wieder für überraschende Wendungen. „Roland ist ein super Teamplayer und jemanden wie ihn hat man einfach gern in der Band“, freut sich der Bandleader. „Natürlich ist er auch ein super Bassist, der viele Ideen einbringt.“
Der Opener muss gleichzeitig für den Titel des Albums herhalten und soll - das mag in Corona-Zeiten vielleicht ungewöhnlich erscheinen - für eine positive Herangehensweise stehen. „Grundsätzlich bin ich in einer Lebensphase, in der ich mich gerne von alten Verhaltensmustern lösen würde“, begründet Krischkowsky, warum er sich für diesen Albumtitel entschieden hat. „An sich bin ich ein positiver Mensch, habe aber auch einen Hang zur Schwermut. Deshalb würde ich oft gerne anders reagieren und meinen Blick lieber auf positive Dinge richten. Wenn man es unbedingt gesellschaftlich sehen will, würde es uns generell gut tun, eine andere Perspektive einzunehmen. Nur so kann man unbelastet neue Wege gehen. Das war nicht der eigentliche Grund für den Titel, aber im Nachhinein leuchtet er mir sehr ein.“
All seine Energie kann Krischkowsky auch in kurzen Stücken wie dem dreiminütigen „The Unheard“ ausdrücken. „‚The Unheard‘ zu schreiben hat mich sehr viel Energie gekostet“, bekennt der Schlagzeuger. „Dabei ist das Stück eigentlich einfach strukturiert, wobei die Fünferstruktur für die meisten Ohren schon ungewöhnlich klingt.“
Die Bedeutung von „Gshdunga hodama“ - ist es vielleicht eine asiatische Weisheit? - soll hier gar nicht erklärt werden. „‚Gshdunga hodama‘ ist im Workshop mit meinen Schülern entstanden“, erinnert Krischkowsky sich. „Dabei habe ich versucht, rhythmische Illusionen zu kreieren - man hat den Eindruck, es wird langsamer oder schneller, dabei passiert das eigentlich nicht.“
Zwei Cover haben es auf die CD geschafft: Da ist die rustikale Version von Thelonious Monks „I Mean You“ - schon auf dem Vorgänger-Album „Digital Immigrant“ wurde Monks „Evidence“ gespielt -, aber auch der Beatles-Klassiker „Strawberry Fields Forever“, der in der Fassung des Christian Krischkowsky Quartet äußerst eigensinnig klingt.
„Ich bin nicht der totale Beatles-Kenner, aber das Stück hat mich angesprungen“, bekennt Krischkowsky. „Das liegt natürlich an der Melodie, aber auch an der tollen psychedelischen Produktion. Das hat angefangen, in mir zu arbeiten, und dabei ist diese Version entstanden.“
jazz-fun.de meint:
Diese Musik ist nicht leicht zu hören, weder zu rezipieren noch zu spielen, sie erfordert aufmerksames Zuhören in einer konzentrierten und geeigneten Atmosphäre. Bei jedem Hören kann man mehr und mehr Nuancen und Details entdecken, die den hohen künstlerischen Wert des Werks unterstreichen. Die Musik ist ausgereift und wird mit außerordentlicher Kunstfertigkeit dargeboten, die Arrangements der einzelnen Stücke sowie die Art der Darbietung sind weit vom Mainstream-Jazz entfernt, zuweilen ziemlich "verdreht" in Bezug auf Harmonik, Melodie und Rhythmus.
- The end of melancholism
- Gshdunga hodama
- The unheard
- I mean you
- Little ingrid
- Mouse and the elephants
- Strawberry fields forever
- Would you dance with me?
- Football evolution
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