Christian Weidner - Every Hour Of The Light And Dark

Christian Weidner - Every Hour Of The Light And Dark

Christian Weidner
Every Hour Of The Light And Dark

Erscheinungstermin: 01.07.2016
Label: Pirouet, 2016

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Christian Weidner, alto sax
Achim Kaufmann, piano
Henning Sieverts, bass
Samuel Rohrer, drums

Schon über sechs Jahre spielen Henning Sieverts und Samuel Rohrer in Christian Weidners Band. Achim Kaufmann ist seit mehr als vier Jahren dabei. Eine lange, konstante Partnerschaft: eine, aus der inspirierte Musik erwächst, getragen von der Magie der Intuition. Vielfältige Schattierungen zwischen Hell und Dunkel erforschen diese Töne – in Every Hour of the Light and Dark.

Christian Weidner wählte den Bassisten Henning Sieverts und den Schlagzeuger Samuel Rohrer aus, einfach weil er „nach Begegnungen in verschiedenen Bands in den Jahren zuvor“ wusste, „dass sich Henning und Samuel bestens in meine Musik einfühlen, sie mittragen und die Geschichte, die sie erzählt, prägen und weiterführen können“. Pianist Achim Kaufmann kam etwas später dazu. „Ich war lange ein begeisterter Hörer von ihm. Er zeichnet sich wie Samuel und Henning durch tiefen Feinsinn und eine musikalische Sprache aus, die raffiniert, nuanciert, tiefgründig ist.“ Kaufmann ist gelobt worden als „einer der interessantesten europäischen Jazzpianisten, die der improvisierten Musik in Westeuropa neue Impulse geben“. Sieverts hat den Rang eines der besten Bassisten und Komponisten in der europäischen Szene, und Samuel Rohrer wurde von der angesehenen Süddeutschen Zeitung aus München als der „vielleicht melodiöseste unter den europäischen Schlagzeugern“ gepriesen, sein Spiel sei „lyrisch und spröde zugleich“. Was Weidner selbst betrifft, so hat Dan McClenaghan in All About Jazz ihm die Fähigkeit zu „hoch entwickelten und fokussierten musikalischen Visionen“ attestiert und ihn als „Besitzer einer ganz eigenen Stimme“ ausgemacht. Weidners weitgespannte musikalische Inspirationen gehen auf Jazz-Innovatoren wie Wayne Shorter und Ornette Coleman ebenso wie auf Bach, Strawinsky und Berg zurück. Aber es gibt andere Gründe, aus denen Kritiker anmerkten, dass er „Grundlagen traditioneller Musik mit dem Geist der Avantgarde“ verbinde. Mit 18 begann er eine jahrelange musikalische Beziehung mit der deutschen Avantgarde-Legende Gunter Hampel. Aber ein starker persönlicher Einfluss war für ihn auch der vielgerühmte amerikanische Pianist und Komponist Kenny Werner. 1999 reiste Weidner nach New York, um eine CD mit Gunter Hampel und dem Posaunisten Nils Wogram aufzunehmen – sowie um Unterricht bei Werner zu nehmen. Christian sagt: „Kenny Werners Ideen und Ratschläge waren sehr anregend für mich und motivierten mich zu eigenen methodischen Überlegungen, die insbesondere das Empfinden des Musikers für Unmittelbarkeit und Leichtigkeit in seinem musikalischen Spiel zum Thema haben“.

Die Anregung für das Album erwuchs aus einer musikalischen Idee, die Christian vor einem Jahrzehnt skizzierte. „Die Skizze hatte ich damals nicht fertiggeschrieben – aber das Material berührte mich vor einer Weile wieder sehr stark. So sehr, dass ich es in verschiedenen Richtungen vertiefen und musikalisch mit dem Quartett durchleben wollte. Die Skizze hat ein melancholisches Thema, etwas Betendes mit einem Sog, dem Weg in eine Trance, hingebungsvoll … wie eine Widmung.“ Die Komposition In Memoriam kommt der Skizze am nächsten. Laut Weidner beziehen sich einige der Stücke dieses Albums auf dieses Stück, während er wieder andere aus dem Original-Material ausgearbeitet hat. So zum Beispiel das Stück Every Hour of the Light and Dark: „Dieses Stück empfinde ich wie eine Message, die aus der musikalischen Welt der Ausgangsskizze ertönt. Die Message enthält Trost und Lösung. Sie vereint Helles und Dunkles. Deshalb auch die Wahl des Titels: Every Hour of the Light and Dark.“ Daraus wurde auch der Titel des ganzen Albums. Die Zeile stammt aus Walt Whitmans Poem of Perfect Miracles (aus dem Zyklus Grashalme). Die Originalzeile lautet „To me, every hour of the light and dark is a miracle“ (Für mich ist jede Stunde des Lichts und des Dunkels ein Wunder). „Das Gedicht“, so Christian Weidner, „erinnert an die uralte Weisheit: Alles ist Wunder. Jeder Stein, jeder Atemzug, alles Fremde, alles Vertraute.“

Die Musik, die Christian Weidner hörte, als er die Stücke für dieses Album komponierte, hatte einen direkten und indirekten Einfluss auf ihre Atmosphäre. Zu dieser Zeit hörte er das ECM-Album An Acrobat’s Heart der kryptisch-ikonischen Avantgarde-Singer-Songwriterin Annette Peacock, den Song Lindisfarne des britischen Sängers James Blake sowie die halbstündige Aufnahme von Muezzin-Rufen aus Istanbul. „Bei all diesen sehr unterschiedlichen Musiken“, fiel Weidner auf, „gibt es eine einzigartige Stille zwischen den Phrasen, die einen förmlich einsaugt.“

Tethys ist nach der Griechischen Meeresgöttin benannt. „Das Stück ist eine wogende Bewegung, improvisatorisch frei gestaltet mit einem musikalischen Urbaustein: dem Quint-Intervall. Aus der Verschmelzung, aus dem Urmeer entstehen die Formen. Die Entwicklung mündet in einer ersten ekstatischen Variante des Themas. Ein einfacher klassischer Gedanke also für den Start.“

Every Hour of the Light and Dark: „Das ist mein Motto, um in dieser Welt zu mir zu kommen, in die Gegenwart, um den Kontakt herzustellen zur Intuition, um Dankbarkeit zu empfinden, um mich hingeben zu können voll und ganz als Mensch und Musiker.”

Fuzzy Membership beschreibt, so Christian Weidner, „das vage Teil sein von etwas. Das Stück will zwischen den Welten stehen, unentschieden und bizarr, flüchtig.“

Weightless ist „eine Art Glockenläuten. Ein Gebet. Still Der Titel weist auf den schwerelosen Anteil der Glocke: ihren Klang.“

Dance Fantasm stürze sich, laut Christian Weidner, „wieder ins Gewühl wie Tethys, diesmal nur konkreter um ein Thema kreisend, tanzend grotesk. Eine Einladung an die Hörer, aus dem Gewirr immer neue Worte herauszuhören.“

In Memoriam: „meine Erinnerung … der rote Faden: Ein Choralthema, ein Rezitativ, ein Gebet, alles drin, ineinander verschmelzend, collagiert, sich gegenseitig färbend.“

Fairy Tale Friends ist ein Stück, das Christian Weidner seinen „Weggefährten gewidmet“ hat.

Der Titel des letzten Stücks dieses Albums, As Long as Now, ist eine Zeile von Annette Peacock. Weidner nennt es „ein musikalisches Gedicht, ganz aus dem Moment heraus improvisierend komponiert. Es ist am nächsten inspiriert durch die oben erwähnten Stücke von Peacock, Blake und dem Muezzin, in denen ein Solsänger eine tief berührende Zeile nach der anderen singt – und dazwischen atmet Stille.“

Ein geschmeidiges Geben und Nehmen zwischen dem Melodischen und dem Atonalen, zwischen Puls und Raum entsteht, wenn Weidner und seine Freunde die Schattierungen und Nuancen jeder „Stunde des Lichts und des Dunkels“ erforschen. Die Musiker richten den Blick nach innen, empfindsam, selbstkritisch, direkt und zugleich mit tiefgründigem Gespür, während sie das Wunder des Augenblicks enthüllen.

  1. Tethys
  2. Every hour of the light and dark
  3. Fuzzy membership
  4. Weightless
  5. Dance fantasm
  6. In memoriam
  7. Fairy tale friends
  8. As long as now

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