Die Therapie & Der Nussigmilde - Reconnected

Die Therapie & Der Nussigmilde - Reconnected
Die Therapie & Der Nussigmilde - Reconnected

Die Therapie & Der Nussigmilde
Reconnected

Erscheinungstermin: 24.03.2023
Label: Jazzlab, 2023

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Jazz muss Ekstase auslösen, wenn es nach Arno Grußendorf und Jakob Seeber von Die Therapie geht. Zu oft gilt er als untanzbar, akademisch und elitär. Reconnected ist die Konsequenz einer lang geplanten Album-Veröffentlichung. Sie soll nicht nur Gebiete der Musik, die sich in der Vergangenheit von einander entfernt haben, neu verbinden, sondern das Erwachsen von neuer Verbundenheit als Gesellschaftlichen Prozess der modernen Welt thematisieren. Eine Klangbotschaft geformt aus stampfenden Beats und nach UntergrundHouse riechenden Synthieklängen, die ausgehungerte Musik-Conaisseure in die Bewegungslust treiben sollen. Die Therapie will das Genre mit einem 1000-Volt-Stoß aus der Dunkelheit ins Licht der Tanzflächen peitschen.

Dafür saugen Arno und Jakob 20 Jahre lang die unterschiedlichsten musikalischen Einflüsse wie Schwämme auf. Beide besitzen eine traditionelle Musikausbildung: Arno studiert in Amsterdam und Berlin, Jakob in Würzburg und Prag. Dort feilen sie unermüdlich an ihren Fähigkeiten, festigen aber vor allem ihre Prinzipien: Die verschulte Orthodoxie ist ihnen völlig zuwider. Jakobs Begeisterung für Musik beginnt im Teenager-Alter mit dem True School-Hip Hop der 90er, als Der Nussigmilde baut er sich über ein Jahrzehnt eine eigenständige Karriere als Rapper und Produzent auf. Dank Genre-Gurus wie Photek brennt er auch für Drum’n’Bass und House mittlerweile lichterloh. Arno, der einer zutiefst musikalischen Familie entstammt, landet über klassisches Klavier und Geige bei der Gitarre. Sofort ergriffen von ihrem Klang, jagt er jahrelang wie ein Besessener ihrer Meisterschaft hinterher. Er lernt bei Größen wie Kurt Rosenwinkel und stellt eine erfolgreiche Solo-Karriere auf die Beine. Doch von selbstgerechter Virtuosität will er am Ende nichts mehr wissen: Sein Instrument ist die Verlängerung seiner Emotionen, ein Geständnis mit sechs Saiten. Was mit Bach und De la Soul begann, ist jetzt ein Amalgam aus Einflüssen: Eine Neugier und Grenzenlosigkeit, die sich der Londoner Szene um Tom Misch oder Yussef Dayes verbunden fühlt. Als Die Therapie mischen Arno und Jakob Straßendreck mit schwelgerischem Hedonismus. Peitschende Breakbeats treffen auf wabernde SynthieRhythmen, gleisende Gitarrenfiguren schwingen sich durch Songs wie „Level“ oder reißen verzerrte Löcher in die Melodien von „False Flakes“. Rasend schnelle Soli verbinden sich mit den bedrohlichen Klängen düsterer Elektro-Clubs und lässigen Hip Hop-Beats. Der gewaltige, pompöse Sound dient einem einzigen Zweck: Das Publikum zu elektrisieren. Bei Auftritten brechen sie daher bewusst mit Konventionen: Genre-Puristen werden beim Anblick von Sample-Pads und mächtige Pedal-Effect-Racks schockiert sein, wie viel elektronisches Live-Equipment sich auf der Bühne tummelt. Gitarren und Schlagzeug sind durch Pads und Laptop ergänzt. Sprach- und Vinylsamples mischen die Songs auf. Samplepad entweiht die Jazzbühne.

Das Ganze ergänzen die beiden durch Innovation beim Produzieren: „Wir arbeiten wie in der modernen Pop-Produktion als Sänger-und Produzenten-Duo“, erklärt es Arno. „Zum Beispiel kommt Jakob mit einem Beat vorbei und ich schmücke ihn melodisch aus.“ Viele Songs entstehen aus einer rhythmischen Idee und bewahren sich so eine rohe Tanzbarkeit. Songs wie “Talk To Each Other” und “Let Things Go Wrong” sprechen von einer neuen geistigen und musikalischen Offenheit. Fehler passieren, Kommunikation ist alles. Dieses Credo spiegelt sich im leidenschaftlichen Gespräch bluesiger Gitarrenfiguren, stampfender Beats und gallopierender Bässe wieder. Veredelt wird die Botschaft durch die Kollaboration mit dem aufstrebenden jungen Prager Jazzpianisten Daniel Bulatkin und dem Londoner Newcomer-Rapper Verbz.

2018 wurde der Band das prestigeträchtige Stipendium des Vereins Yehudi Menuhin Live Music Now Berlin e.V. verliehen. Kurz darauf erreichte sie das Finale des Biberacher Jazzpreises und gewann beim Sparda Jazz Award 2019 den 2. Platz. Außerdem nahm sie am Future Sounds Jazzpreis 2019 so wie am Bayrischen Jazzpreis 2021 und am Nachwuchs Jazzpreis Burghausen 2022 teil. Bei Live-Auftritten hat Die Therapie bisher u.a. mit Sebastian Studnitzky (XJAZZ), Olivia Trummer (Kurt Rosenwinkel Caipi Band), Marc Muellbauer (Julia Hülsmann Trio) und Malte Schiller kollaboriert. Im April 2019 erschien bei X-Jazz Music ihr Debütalbum „Freiraum“, mit dem die Band u. a. bereits beim X-JazzFestival Berlin, der Jazzrally Düsseldorf und den Leverkusener Jazztagen auftrat. Ihr FolgeAlbum Soundtrack For Forward Motion ist im Oktober 2021 bei Jazzlab Hamburg erscheinen, 2022 die EP Rebirth. Reconnected folgt 2023 ebendort. „Man kann also gespannt bleiben, was auf das hedonistische House-Jazz-Exposé noch folgt. Auf jeden Fall werden die beiden weiter aus Bauch und Becken heraus musizieren“ (Tip Berlin). “Ob diese Klänge angetan sind, Jazzhasser zu therapieren sei dahingestellt. Spaß machen sie allemal - und allzu uncool sind sie auch nicht gerade” (Jazzthetik).

Text: Jazzlab

jazz-fun.de meint:
"Reconnected" enthält großartige Kompositionen. Aus einem Wirrwarr rhythmischer Rätsel entstehen eingängige und einprägsame Motive, die keineswegs Klischees bedienen oder den einfachen Weg gehen. Den Musikern von "Die Therapie & Der Nussigmilde" geht es nicht um leere Experimente, der Einfallsreichtum unterstützt hier die ehrliche Arbeit an der musikalischen Materie, mit vollem Respekt vor der schwierigen Kunst des Komponierens und Arrangierens.

  1. Magic
  2. Talk To Each Other
  3. Miami Highway
  4. Let Things Go Wrong
  5. Spleen
  6. False Flakes
  7. The Abyss
  8. The Last Tear
  9. Renaissance
  10. Shelf
  11. Level

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