Dieter Ilg - Mein Beethoven

Dieter Ilg - Mein Beethoven

Dieter Ilg
Mein Beethoven

Erscheinungstermin: 30.01.2015
Label: ACT, 2014

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Dieter Ilg - bass
Rainer Böhm - piano
Patrice Héral - drums

Beethoven-Bearbeitungen für Klaviertrio von Deutschlands führendem Jazz-Bassisten

„Mein Beethoven“ ist die logische Folge: Klang doch Dieter Ilgs letztes Album „Parsifal“ – seine kammerjazzige Interpretation von Richard Wagners Bühnen-Weihfestspiel, die das Magazin Focus einen „Höhepunkt im Richard-Wagner-Jahr 2013“ nannte – mit dem hingehauchten Thema aus Beethovens Neunter („Freude schöner Götterfunken“) aus. „Sehnsucht“ nannte Ilg, der „zu den besten Jazzbassisten unserer Zeit gehört“ (Fono Forum), seine Version. Jetzt hat er seine Sehnsucht gestillt, und mit „Mein Beethoven“ ein ganzes Album eingespielt, das sich dem Olympier der deutschen Klassik, dem klassischsten unserer Komponisten, dem einstigen „Superstar der Musikmetropole Wien“ widmet: Ludwig van Beethoven.

Logisch erscheint diese Wahl nicht nur aus dem Zusammenhang mit dem Vorgänger-Album, sondern auch mit dem Blick auf die gesamte Karriere Ilgs, der nicht nur als Bassist, sondern auch als Bandleader immer wieder Maßstäbe setzt: Er hat sich seinen Rang als Partner von Randy Brecker, Nguyên Lê, Dave Liebman, Albert Mangelsdorff, Dhafer Youssef, Rebekka Bakken, Nils Landgren oder Charlie Mariano und aktuell als Duopartner von Till Brönner sowie im Jazz-Ensemble des Star-Baritons Thomas Quasthoff erarbeitet. Mit seinen eigenen Projekten erforschte er seine persönlichen in der europäischen Musiktradition liegenden kulturellen Wurzeln. Schon 1992 war er beim bahnbrechenden Flamenco-Jazz-Experiment „Jazzpaña“ dabei, dem Grammy nominierten ersten ACT-Album überhaupt. Von 1997 an bearbeitete er mit Wolfgang Muthspiel und Steve Argüelles Volkslieder. 2009 erfüllte er sich im seither bestehenden Trio mit Rainer Böhm und Patrice Héral den lange gehegten Wunsch, Guiseppe Verdis „Otello“ auf seine jazzigen Möglichkeiten abzuklopfen. Ein Glanzstück improvisatorischer Kunstmusik, für das er den ECHO Jazz als „bester Bassist national“ erhielt. Die „Live auf Schloss Elmau“ eingespielte Fassung war der Startschuss für Ilgs Zusammenarbeit mit ACT. Worauf das Wagner-Wagnis „Parsifal“ folgte, „ein kammermusikalisches, akustisches Jazz-Opus“ (Spiegel Online), für das er 2014 zum zweiten Mal den ECHO Jazz in Empfang nehmen konnte.

Nach Verdi und Wagner demonstriert Ilg mit „Mein Beethoven“ abermals, dass es bei ihm nicht vordergründig um effektvollen „Jazz goes Klassik“-Crossover geht, sondern darum, sich die Vorlagen mit Eigensinn, zu eigen zu machen: „Ich möchte in der Tradition Beethovens dessen musikalischen Ausdruck individuell in die Neuzeit transportieren“ gibt Ilg die Motivation für das Album vor. Anknüpfungspunkte für dieses Unterfangen gibt es viele: „Beethoven wurde zuerst bekannt als Pianist, insbesondere aufgrund seiner großen Leidenschaft für das Improvisieren. Immer auf der Suche nach der Optimierung, nach der Weiterentwicklung von Musik, Form und Perfektion. Seine Werke sind Meilensteine revolutionärer Machart. Geniale Vorlagen, um auch im 21. Jahrhundert damit zu spielen. Um sich mit Lust, Phantasie und Gestaltungswillen einem großen Improvisator der Vergangenheit und der Musikgeschichte Europas zu nähern“ sagt Ilg über das Objekt seiner jüngsten Begierde.

Und er lässt den Worten Taten folgen: Schon zum Einstieg wird aus dem Titelsatz der Klaviersonate Nr. 15 Pastorale ein feurig groovender Jazzsong, über dessen jubilierender Melodie sich alle drei Instrumente solistisch austoben können. Gerade die Klaviersonaten, von der Pathetique über die Sturm- und die Hammerklavier- bis zur Mondscheinsonate, dienen Ilg und seinen Mitstreitern mit ihren Formbrüchen und ihrem technischen Anspruch als perfekte Vorlage, ihrerseits den ganzen Kanon der Errungenschaften des modernen Jazz an rhythmischen, harmonischen und dynamischen Wechseln auszupacken. Aber auch die Streichquartette mit ihren faszinierenden Ecken und Kanten sind Inspirationsquelle für eine - von allen Adaptionen vielleicht am „klassischsten“ klingende – radikale Suche nach dem Klang. Zwei Irische Lieder schließlich („Return To Ulster“ und „Soldier’s Dream“) spiegeln auf ganz eigene Weise und gleich doppelt das Potential und die Bedeutung der Volksmusik und ihrer Farben – schon für die Klassik und seit gut 30 Jahren für den europäischen Jazz.

Bleibt noch die Freude, dieser schöne Götterfunken aus der 9. Sinfonie, nicht ohne Grund zur Hymne der Europäischen Union erkoren. Wie schon auf „Parsifal“ erklingt sie hier als minimalistische, leise swingende „Ode“ und demonstriert Ilgs unbestechlichen Blick für das Wesentliche, seine Meisterschaft, das Monumentale sinnlich und menschlich zu machen. Wie im Brennspiegel zeigt sich hier auch die besondere Qualität dieses perfekt harmonierenden Trios. Es ist nicht nur Ilgs singender, groovender und alle Nuancen auskostender Bass, der seine Beethoven-Arrangements zu einem Genuss macht. Es ist auch Reiner Böhms perlender Anschlagzauber, seine pianistische Größe, einige der schönsten Melodien der Musikgeschichte respektvoll zu umspielen. Und Patrice Hérals Fähigkeit, durch sein federndes Schlagzeugspiel mit stets passenden Fills und Variationen orchestralen Glanz zu unterlegen.

So gilt erneut, was die Badische Zeitung zu Ilgs Wagner Bearbeitungen schrieb: „Ist das Jazz? Oder nicht vielmehr einfach nur wundervolle Musik, berückend, strömend, träumend, verdichtend, singend, erzählend, groovend.“ Eine Synthese, die Ilgs „Mein Beethoven“ zu unserem Beethoven machen wird.

  1. Pastorale
  2. Ode
  3. Fuge
  4. Return To Ulster
  5. Arietta
  6. Dankgesang
  7. Sturm
  8. Hammerlos
  9. 109
  10. Adagio
  11. Allegro
  12. Soldier’s Dream
  13. Mond und Schein

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