Driftwood Quartet - LITHA

Driftwood Quartet
LITHA
Erscheinungstermin: 20.10.2023
Label: Double Moon Records, 2023
Schon die ersten Klänge dieses Albums überzeugen uns, dass es ein absolutes Muss ist. Ein großartiges Album, bei dem die Gitarre nicht die Hauptrolle spielt, wie man vielleicht vermuten könnte. Alle Instrumente, oder vielmehr die musikalischen Persönlichkeiten der Instrumentalisten, schaffen hier untrennbar diese wunderbare Musik. Hier passiert viel und auf verschiedenen Ebenen, die sich überschneiden, überlagern und ein interessantes, vibrierendes Gewebe bilden. Ein großartiges Debüt!
Joachim Frey - Guitar
Samir Böhringer - Drums
Jeanaine Oesch - Bass
Marina Iten - Alto Saxophone
Der Jazzrock - seit geraumer Zeit wird der Terminus „Fusion“ präferiert - hat einen schlechten Ruf, der aus den Höher-Schneller-Weiter-Zeiten des Genres in den siebziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts herrührt. Für die Ehrenrettung sorgt das Driftwood Quartet, ein Ensemble aus der Schweiz, das der Gitarrist Joachim „Joa“ Frey gegründet hat.
Die Keimzelle der Band war das Duo, das er mit der Sängerin und Bassistin Jeanaine Oesch unterhielt - „Wir haben Standards und Popsongs gespielt“ -, ein Konzert besuchte der Schlagzeuger Samir Böhringer. „Danach wollte er mit uns spielen“, erzählt Frey. „Zu dritt haben wir dann während Corona eine Live-Session ins Netz gestellt und Konzerte gegeben. Da waren dann auch schon erste Kompositionen von mir dabei.“ Verstärkt um die Altsaxofonistin Marina Iten ist das Driftwood Quartet dann ins Studio gegangen, um die Kompositionen des Bandleaders mit Leben zu erfüllen. „Ich bin halt der Einzige, der für diese Band schreibt“, senkt Frey gespielt demütig sein Haupt. „Marina, Jeanaine und Samir schreiben schon auch, aber für andere Bands und in anderen Genres. Meine Kompositionen erarbeiten wir aber gemeinsam, die Band ist wichtig für unsere Musik und unseren Sound. Der erste Song auf dem Album beruht zum Beispiel auf einem Groove unseres Schlagzeugers, der mir vorschlug, ein Stück daraus zu machen.“
Böhringer ist überhaupt essentiell für die Band, denn von ihm stammte auch die Idee, sich für die Jazz thing Next Generation Reihe zu bewerben. „Er macht auch noch unser Booking“, erläutert Frey. „Im Studium lernt man leider nur sehr wenig über die wirtschaftlichen Dinge, die man als Jazzmusiker beachten muss. Ich hatte das Glück, diese Dinge durch ihn zu lernen, er war wie ein Coach für mich.“ Diese Professionalität, die man verstärkt bei jungen Musikerinnen und Musikern in den letzten Jahren beobachten kann, schlägt sich auch in der geschlechterparitätischen Besetzung nieder, die sich aber tatsächlich zufällig ergeben hat. „Nach wie vor sind Frauen in der Jazzszene in der Minderheit“, gibt Frey zu bedenken. „Sängerinnen gibt es viele, aber bei den Instrumentalistinnen sieht es mau aus. Ich wähle meine musikalischen Partner allerdings nicht nach Geschlecht aus, und auch nicht danach, für wie kompetent ich sie halte und wie fähig sie sind, meine Musik zu spielen. In der Hauptsache spiele ich mit Menschen, die ich mag und die ich gern habe und die mir die Sicherheit geben, mich frei entfalten zu können. Unsere Besetzung hat sich ganz natürlich ergeben und als ich meine eigene Musik aufnehmen wollte, war es völlig klar, dass ich das mit dieser Formation mache.“ Ein Ritterschlag nicht nur für Jeanaine Oesch und Marina Iten, sondern auch für die höchst vitale Zürcher Szene, aus der das Driftwood Quartet kommt.
„Zürich ist sehr lebendig und anregend und sehr vielseitig“, schwärmt der Gitarrist. „Es gibt Jam Sessions an der Hochschule und im Jazzclub moods, es ist wohl die größte Szene in der Schweiz. Zürich ist außerdem ein sehr interessanter Ort zum Leben, mir würde es nicht im Traum einfallen, von hier wegzugehen.“ Freys höchst individuelle Kompositionen mit ihren polyrhythmischen Strukturen sind komplex und ambitioniert, dabei aber immer zugänglich und groovy. Die sieben Songs, die Frey für „Litha“ geschrieben hat, sind zwar durchkomponiert, geben den Bandmitgliedern aber dennoch reichlich Raum für Improvisation. Der textlose Gesang von Jeanaine Oesch wirkt dabei wie ein fünftes Instrument, das das Klangspektrum der Zürcher Viererbande erheblich erweitert.
Dass hier viele Einflüsse zusammenkommen - Böhringer spielt noch bei Meta Zero und dem Chronos Collective, Iten arbeitet mit Christian Muthspiel und Nicole Johänntgen zusammen und Oesch unterhält ihr eigenes Projekt Jeanaine Jarret und ist ein wichtiger Teil der Band von Debora Monfregola - tut der Musik gut und macht sie so erfrischend, weltoffen und im besten Sinne vielseitig.
- New hive
- Song for mori
- Filaments
- Sixth sense
- Low
- Litha
- Suvi
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