Big Band Light oder Maria Baptist trifft Sigurdur Flosason - Berliner Schlot, 28.02.2019

von Cosmo Scharmer

Maria Baptist und Sigurdur Flosason
Maria Baptist und Sigurdur Flosason, Foto: Cosmo Scharmer

Was tun, wenn der eigene Big Band heute nicht greifbar ist, aber der Wunsch zu spielen unbändig? Aus der Not eine Tugend machen, sich auf die eigenen Stärken besinnen und so spielen, als ob da noch weitere 14 Kollegen auf der Bühne wären. Einfacher gesagt: Maria Baptist, Pianisten und Leiterin ihrer Big Band lädt ihren Gast aus der Reykjavik-Big Band, den Alt-Saxofonisten Sigurdur Flosason, ins Schlot zum Musizieren ein. Noch einfacher: die Kunst des Duos.

Mit Beautiful Chaos geht es los. Ein rhythmisch stark akzentuiertes Piano liefert stetige Steilvorlagen für das Altsaxofon. Es ertönt ein klarer bewegender Sound voller Emotionalität. So tönen auch die Balladen The Moon stood still und Natural Landscape. Lange solistische Passagen des Pianos stimmen das Publikum ein, stellen die Themen in vielen Facetten sowie Nuancen vor und legen die Grundlagen für die Soli von Sigurdur Flosason. Das Spiel des Altsaxofon brennt, bewegt sich mit agiler Leichtigkeit durch die musikalischen Räume. Kraftvoll hämmernde Basslinien der linken Piano-Hand treffen auf zarte Tonfolgen in hohen Lagen der rechten Hand. Es klingt, als ob die beiden nie etwas anderes gemacht hätten, als zusammen zu spielen. Aber dies ist eine Premiere! All dies ist Big Band Light wie Maria Baptist, bei der Vorstellung der Titel und des Gastes, treffend anmerkt.

Maria Baptist und Sigurdur Flosason
Maria Baptist und Sigurdur Flosason, Foto: Cosmo Scharmer

Der Mann aus dem hohen Norden hat eigene Kompositionen mitgebracht. Die Faszination von Natur und die künstlerische Verarbeitung in der Musik – diese nordisch geltende Tradition – betont auch Sigurdur Flosason. Der Titel Spring Water bezieht sich auf die Highlands seiner Insel: springendes, hüpfendes Wasser, das die Berge lustvoll herunterströmt und die Welt kennenlernen will. Genauso klingt es. Aus dem Piano von Maria Baptist sprudeln Ströme von Tonsequenzen, die in alles hinwegfegenden Kaskaden durch den Raum fließen. Mit leichter Melancholie und elegischer Tonfärbung übernimmt das Altsaxofon die Melodieführung. Die ertönende Musik ist gefüllt mit bestechenden Melodielinien, bewegender Rhythmik und harmonischem Zauber. Ebenso Slanting Rain. Dieser musikalischer Regen kommt gerade recht, ist erfrischend, aufklarend und lässt diese Landschaften hörbar, wenn nicht sichtbar werden.

Bei der Stimmführung wechseln sich Piano und Alt ab, ohne sich auf zurücknehmende Begleitung zu beschränken: sich ergänzen, die Themen ausschmücken, die Ideen konterkarieren oder die Melodien wunderbar unisono spielend. Auch Themen mit anderer musikalischer Ausrichtung werden vorgestellt. So ertönt in Running und Midnight Rain ein quirliger, peitschender Metropolen-Sound voll fordernder Energie. Diese Energie strömt auch durch das Thema Lava des Isländers: unbändig, treibend, aufputschend. Die zahlreichen Balladen – Blue Hour, Things I want to say - führen den Hörer wieder in ruhige Gewässer, lassen ihn gleichermaßen zwischen frühlingshafter Luftigkeit und herbstlicher Reife dieser Balladen hin und her schwingen. Der programmatischer Titel Turn up the Silence hat von allen Elementen der Ruhe, Stille, Bewegung und Energie etwas: volles Volumen, ein ekstatisches Saxofon, das seinen Atem direkt in den Korpus des Flügels verströmt. Der tiefgründige Sound von Big Band Light.

Ach so, am Freitag, den 01.03 im Schlot und am Samstag, den 02.03.2019 im ZigZag Jazz Club ist die komplette Maria Baptist Big Band plus Sigurdur Flosason zu erleben. Eigentlich ist eine Steigerung dieses Sounds nicht mehr möglich, oder doch?

Text und Fotos: Cosmo Scharmer

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