Jens Düppe - drums, voice
Frederik Köster - trumpet
Lars Duppler -piano
Christian Ramond - bass
Das vom Körper generierte und zugleich den Körper transzendierende Prinzip: the beat, der (Herz)schlag, the drum, the drum, the drum…
Dieses Album ist mehr als ein Konzeptalbum, es ist eine Art Manifest. Einstieg mit Spoken Word zum puren Schlagwerk. Hier ist es programmatischer Prolog. Ein tractatus drumologico metaphysicus: „in the beginning there was...“ – das ist die Genesis, hier wird es grundsätzlich. Der beat beim Aufwachen, der beat beim Einschlafen und der Herzschlag in der Zeit dazwischen – ein synkopierter heartbeat durchzieht unterschwellig das ganze Album als eine Art Leitmotiv. Doch letztlich geht es um eine Genese: wie aus dem Beat ein Rhythmus wird. Ein Rhythmus, in dem sich Dasein vollzieht, ein Rhythmus in dem Musik geschieht.
Jedes Stück entsteht aus einer rhythmischen Keimzelle, die sich zu verschiedenen Patterns auswachsen kann, die sich wiederum, leicht gegeneinander verschoben, polyrhythmisch überlagern können. Das führt mitunter zu vertrackten Strukturen, die aber bei aller Komplexität erstaunlich transparent bleiben. Neben harmonisch raffiniert gestalteten Solopassagen wird ungezwungen modal über einfache Rückungen improvisiert: viel Platz für differenzierte Klanggestaltung. Frederik Köster gibt jedem Ton eine eigene Färbung und mit seiner dynamischen Spielweise ist er schon länger ein bewährter Partner für Düppe. Christian Ramond am Bass beherrscht den gestrichenen drone genauso wie die feingliedrige Melodielinie. Lars Duppler am Piano ist so stilsicher wie musikhistorisch bewandert: Düppes Hommage an Keith Jarrett („Big K“), der seine Improvisationen ja auch gerne aus einem rhythmischen Nukleus entwickelte, gelingt ebenso souverän wie der Rückgriff auf Elemente der Renaissancemusik in „The Chase“, einer caccia, einem freien polyphonen Fugato zwischen Trompete, Piano und Drums.
Düppe selbst hat für diese Aufnahme bei seinem Schlagzeug Set-up die hohen Trommel durch tiefere ausgetauscht, was dem teilweise rockigen und hoch energetischen Approach zugutekommt. Dennoch beweist er immer wieder, dass dieser einem feinfühligen und nuancenreichen Klang nicht im Wege steht.
Dieses Album ist der seltene Glücksfall einer theoretisch aufgeladenen Konzeption, die aber in jeder Sekunde hoch musikalisch bleibt, voller Spielfreude und atmosphärisch sehr intensiv, weil über die Konzentration auf den beat das Kardial- und damit das vegetative Nervensystem direkt angesprochen wird.
"The Beat" wurde in Kooperation mit dem Deutschlandfunk für Neuklang produziert.
jazz-fun.de meint:
Inmitten von Dutzenden von Alben, die sich auf Improvisation, Referenzen an zeitgenössische Musik und Jazz-Titanen konzentrieren, haben wir hier ein weiteres Album, das eine andere, aber äußerst wichtige Strömung repräsentiert. Eine Strömung, gesättigt mit Zeitgenossenschaft und der Suche nach Aktualität. Ein tolles, sehr gut produziertes und eingespieltes Album.
- The Beat
- Living Rhythm
- Zipping
- Bouncing
- Morning Prayer
- Evening Prayer
- From Something and Nothing
- The Chase
- Big K
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