Jim Snidero - Far Far Away

Jim Snidero - Far Far Away

Jim Snidero
Far Far Away

Erscheinungstermin: 03.02.2023
Label: Savant Records, 2022

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Jim Snidero - alto saxophone
Kurt Rosenwinkel - guitar
Orrin Evans - piano
Peter Washington - bass
Joe Farnsworth - drums

Far Far Away bringt uns dem Genie von Jim Snidero sehr nahe. Eine schillerndes Album, das fest auf den Säulen neuer Kooperationen und kontinuierlicher Zusammenarbeit ruht und sich durch eine ausgeprägte Beständigkeit in Sachen Handwerk und Erfindungsreichtum auszeichnet. Far Far Away lässt keinen Raum für Zweifel an der Stellung dieses besonderen Künstlers am Jazz-Firmament.

Erfahrene Hörer müssen natürlich nicht an seinen Status erinnert werden. Der viel gepriesene Altsaxophonist liefert seit fast vier Jahrzehnten überaus dynamische Performances als Bandleader ab und hat damit Kritiker überzeugt und viele Fans gewonnen. Snideros Blue Afternoon (Criss Cross, 1989) wird zu Recht als moderner Klassiker bezeichnet und in den Penguin Jazz Guide: The History of the Music in den 1001 Best Albums aufgenommen; Snideros Strings (Milestone, 2003/Savant, 2021), das vom Jazz Magazine (Frankreich) mit der Höchstnote "Le Choc" ausgezeichnet wurde und bei dem die Musik und ihr Schöpfer als "zu einem sehr exklusiven Club (Fischer, Ogerman, Sauter) von großen Erfolgen in diesem Genre gehörend" bezeichnet wurden, erregte viel Aufmerksamkeit; und auf dem Höhepunkt der COVID-19-Pandemie, als Auftrittsmöglichkeiten rar waren, fand Jim Snidero einen Weg und triumphierte mit Live at the Deer Head Inn (Savant, 2021), was ihm große Bewunderung und eine seltene 5-Sterne-Bewertung im DownBeat Magazine einbrachte.

Diese Aufnahmen zeugen von einem außergewöhnlichen künstlerischen Niveau über lange Zeiträume hinweg, da Snidero in seinen Dreißigern, Mittvierzigern und Sechzigern erfolgreich seinen Weg durch ganz unterschiedliche Gebiete beschritt. Und da viele Titel seiner beneidenswerten Diskografie in andere Bereiche hineinreichen – z.B. eine Hommage an die Orgel-Combo auf Tippin' (Savant, 2007), ein Blick auf den modernistischen Flow auf Stream of Consciousness (Savant, 2013), oder ein unerschrockenes Eintauchen in die koreanische Kultur auf Project-K (Savant, 2020) – bieten diese Highlights nur einen kleinen Einblick in seine Fähigkeiten und sein Schaffen. Das Porträt von Snidero erweitert sich wirklich mit jedem einzelnen Eintrag in seinem Katalog – dazu gehört natürlich auch diese bahnbrechende 25. Aufnahme.

Auf Far Far Away trifft die Legende auf eine Legende und gemeinsam begeben sie sich auf eine unglaubliche Reise. Nach seinen Triumphen auf der Bühne kehrt der berühmte Altist ins Studio zurück und tut sich mit dem unnachahmlichen Gitarristen Kurt Rosenwinkel zusammen. Eine ebenso unwahrscheinliche wie faszinierende Paarung, die dem Saxophonisten alle Möglichkeiten eröffnet: “For me, Kurt is one of the great jazz figures of the 21st century. His concept of sound and phrasing are so original and compelling, yet his playing is firmly grounded in the tradition. Achieving that combination is no small feat. There’s just so much there that I wanted to take advantage of as a composer.”

Snidero hat sich dafür entschieden, neues Material zu schreiben, das auf Rosenwinkels zugeschnitten ist, und blickt auf den Horizont und das, was dahinter liegt. Indem er die erstklassige Rhythmusgruppe von Live at the Deer Head Inn zurückbringt – den vorausschauenden Pianisten Orrin Evans, den gefragten Bassisten Peter Washington und den hervorragenden Schlagzeuger Joe Farnsworth – würdigt er eine bewährte Kombination von Musikern, richtet das Ganze jedoch neu aus: “The live record was really all about the moment—‘A token of hope, a prayer for the return of live gigs,’ as London Jazz News so eloquently put it. It was just getting up there, relaxing and playing tunes that would hopefully bring some joy to folks during some difficult times. With the addition of Kurt, and the focus on originals now, this album is really quite different.”

Um dies gleich zu Beginn zu verdeutlichen, setzt Snidero im Titeltrack einen Kurs zu den Sternen. Es ist das erste von vielen Stücken, in denen Rosenwinkels charakteristische Klänge zum Tragen kommen. Es stellt beide Musiker als euphorische Solisten in den Mittelpunkt, hebt die Chemie zwischen ihnen hervor und bietet Evans und Farnsworth zusätzlichen Raum, um zu glänzen. Für das nächste Stück – das kobaltfarbene Infinity – schaltet das Quintett einen Gang zurück und verführt die Hörenden straight-time. Diese Eröffnungsnummern spiegeln das Wesen der Partnerschaft von Snidero und Rosenwinkel wider, indem sie Kontraste bieten und sich gleichzeitig als komplementär erweisen. Mit einem subtil reharmonisierten Blick auf Rodgers und Hammersteins It Might as Well Be Spring schaltet der Leader einen Gang zurück und kostet die Gelegenheit aus, seine Seele bei einer seiner Lieblingsballaden offenbaren zu können. Der einzige Ausflug des Albums in das Great American Songbook und eines der besten Beispiele für Snideros Sound auf der Platte erweist sich als ein Muster an Klasse und Sensibilität.

Der Saxophonist kehrt anschließend in die Welt der Originale zurück und liefert drei aufeinanderfolgende Stücke aus ebenso vielen Blickwinkeln. Das ausladende Nowhere to Hide, das vor harmonischer Spannung und widersprüchlichen Erweiterungen nur so strotzt, bringt Pikanterie in die Mitte des Bildes, da Snideros pointierte Führung, Rosenwinkels glühende Energie und Evans' Down-the-Middle-Designs jeweils starke Eindrücke hinterlassen. Danach kommt Obsession, das um ein brodelndes Funk-Feeling herum Gestalt annimmt und das einziges Stück seiner Art auf der Playlist ist. Dynamisches Comping und Interplay auf der Rhythmusseite tragen dazu bei, innerhalb des gut konstruierten Rahmens abwechslungsreiche Ausdrucksformen zu schaffen, die letztlich die im Vordergrund stehenden Stücke unterstützen und ermutigen. Mit Pat, einem bluesbasierten Juwel, das den Geist des legendären Pat Martino aufgreift, schließt dieses Dreiergespann neuer Kompositionen, und jeder nimmt sich einen Moment Zeit, um einer verstorbenen Jazzgitarren-Ikone und seinem anhaltenden Einfluss die gebührende Ehre zu erweisen.

Auf dem vorletzten Stück nimmt Snidero eine nachdenkliche Haltung ein und wendet sich McCoy Tyners immer aktuellem Search for Peace zu. Diese atemberaubende Ballade, bei der man sowohl die Musik als auch die Botschaft bewundern kann, ist ein perfektes Instrument, um die zarte Seite des Leaders, Rosenwinkels singende Saiten und Washingtons zielgerichtetes Pizzicato hervorzuheben. Schließlich sind wir dann bei Little Falls angelangt, einem schwungvollen Abschiedsstück, das allen gut zu Gesicht steht. Washingtons Walking Lines und Farnsworths Ride Cymbal legen den Grundstein, während die Hauptsolisten der Gruppe durch die Schönheit ihrer Ideen bestechen. Dieser Ausstieg zeigt eine klare Richtung auf und zeugt, wie alles davor, von Snideros großer Liebe zum Detail bei diesem Projekt: “I spent quite a bit of time thinking about the band’s sound while writing—how to layer certain elements such as timbre, harmony and range, to both blend and (sometimes) conflict, creating more depth. It’s about putting it all together while being musical and projecting warmth. That’s what I value most of all.” Es überrascht nicht, dass dies in dem wundervollen Mix auf Far Far Away zum Ausdruck kommt.

Text: Savant Records

jazz-fun.de meint:
Interessant ist hier die Kombination der Saxophonklänge mit der Gitarre, die den Eindruck einer suchenden, wenn auch nicht unbedingt klanglichen Lösung vermittelt. Ein hervorragendes Ensemble von Musikern, die genau wissen, was sie spielen und wie sie es spielen. Ein Album, das nicht den Anspruch erhebt, neue Länder zu entdecken, sondern das Naheliegende aus einer etwas anderen Perspektive zeigt. Wir sind begeistert!

  1. Far far away
  2. Infinity
  3. It might as well be spring
  4. Nowhere to hide
  5. Obsession
  6. Pat
  7. Search for peace
  8. Little falls

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