Joachim Kühn - Beauty & Truth

Joachim Kühn - Beauty & Truth

Joachim Kühn
Beauty & Truth

Erscheinungstermin: 18.03.2016
Label: ACT, 2016

Joachim Kühn - Beauty & Truth - bei JPC kaufenJoachim Kühn - Beauty & Truth - bei Amazon kaufenJoachim Kühn - Beauty & Truth - bei iTunes kaufen

Alter Meister, junge Wilde und ein neues Trio

Joachim Kühn, Pianist von Weltrang und Solitär des europäischen Jazz, gönnt sich keine Pause. Unstillbar ist sein musikalischer Schaffensdrang, auch mit Anfang 70 noch. Stillstand ist für ihn Rückschritt, seine musikalische Neugier ungebrochen. Auch heute noch sitzt Kühn täglich Stunden an seinem Flügel in seiner abgeschiedenen Finca an Ibizas Meeresküste oder hört in seiner Musikbibliothek, die über 1500 Tonträger beheimatet, alte und aktuelle CD-Erscheinungen.

Für „Beauty & Truth“ hat er nun gemeinsam mit Produzent Siggi Loch alte, bekannte und ungewöhnliche Stücke ausgesucht und im neuen Trio eingespielt: „Starke Melodien, die man gestalten kann“, erzählt Kühn. Wie zum Beispiel Gil Evans‘ „Blues For Pablo“. „Das Geheimnis des Stückes liegt in nur fünf Tönen, die aber einen musikalischen Kosmos eröffnen.“ Und Stücke, die ihm etwas bedeuten, wie die Krzysztof Komeda Komposition „Kattorna“: „Bei der Aufnahmesession 1965 für das Album „Astigmatic“ war ich selbst mit dabei. Nun kam mir dieses Stück wieder in den Kopf. Wir trafen uns damals in Warschau und spielten dort mit unseren Bands auf der berühmten „Jazz Jamboree“ in der Nationalphilharmonie. Er erzählte mir von seinen Aufnahmeplänen am nächsten Tag. Ich war neugierig und er erlaubte mir, zuzuhören. Für mich war Komeda schon damals einer der großen Visionäre des europäischen Jazz.“

Kühns Eigenkompositionen auf „Beauty & Truth“ bestechen durch prägnante Melodien mit Ohrwurmqualität, die ihm als Sprungbrett für seine improvisatorischen Abenteuer dienen: Da ist das mittlerweile zum Kühn-Hit avancierte „Because Of Mouloud“, das offen angelegte, trancehaft schwebende „Transmitting“ und ganz neu im Repertoire, „Machineria“, eine zupackende, fugenhafte Up-Tempo Etüde, bei der sich linke und rechte Hand virtuos ineinander verzahnen. Erstmals hört man Kühn auch als Interpreten von The Doors. Eine Reggae-Dub-Nummer von Stand High Patrol, die Eric Schaefer ins Studio mitgebracht hat, ist ebenfalls im Repertoire.

Aber Kühn wäre nicht Kühn, wenn er den Vorlagen nichts hinzufügen würde. Indem er reharmonisiert oder rhythmisch umdefiniert erschafft er mit bewährter Kühnheit sein eigenes Original: Wie zum Beispiel „Sleep Safe And Warm“, das die bekannte Melodie aus Roman Polanskis „Rosemary's Baby“ zuerst im Original vorträgt, um dann in ganz neuen Harmonien zu erklingen. Natürlich darf eine Reminiszenz an den im Juni 2015 verstorbenen Ornette Coleman nicht fehlen, der zwischen 1996 bis 2000 ausschließlich mit Kühn zusammenspielte. Das Titelstück „Beauty And Truth“, gespielt als Pianosolo-Miniatur, gibt als Prolog die Idee des Albums vor: zur Essenz der Komposition vorzudringen, ihre innere Wahrheit zu entdecken und wahre Schönheit herauszukehren.

Das neue Trio beflügelt ihn hörbar: Stoisch und selbstsicher gibt der voluminöse Bass von Chris Jenkins der Musik halt und Ortung. Und Eric Schaefer stellt einmal mehr unter Beweis, was ihn im Michael Wollny Trio seit Jahren auszeichnet: Stil und Geschmack, Power und Variantenreichtum sowie eine feine Balance zwischen komplexer Raffinesse und „down-to the earth“ Drumming. „Die letzten 10 Jahre habe ich mit Majid Bekkas und Ramon López einen afrikanisch geprägten Trio-Sound gesucht. Jetzt kehre ich nach vielen Jahren zum klassischen Pianotrio zurück. Das Trio mit Jean-François Jenny-Clark und Daniel Humair, das über 30 Jahre existierte, war das Trio meines Lebens. Diese Tiefe und Intensität war unglaublich. Mit Eric und Chris habe ich nun ein neues Traum-Team gefunden. Auf eine ganz neue Art ist es sehr inspirierend, mit ihnen zu spielen.“

Auf den 12 Stücken von „Beauty & Truth“ hört man einen anderen Joachim Kühn: Kraftvoll, klar und auf den Punkt. Immer fest verankert im Groove. Voll ungebremster Spielfreunde und mit jeder Menge Soul. Nicht altersweise, sondern aktuell wie eh und je.

Joachim Kühn, piano
Chris Jennings, bass
Eric Schaefer, drums

  1. Beauty and truth
  2. The end
  3. Because of mouloud
  4. Sleep on it
  5. Intim
  6. Transmitting
  7. Summertime
  8. Riders on the storm
  9. Machineria
  10. Sleep safe and warm
  11. Kattorna
  12. Blues for Pablo

Einen Kommentar schreiben

Bitte addieren Sie 5 und 2.