Jonne Taavitsainen - Leap of faith

Jonne Taavitsainen
Leap of faith
Erscheinungstermin: 21.04.2017
Label: Ozella, 2015
Jonne Taavitsainen - drums
Joel Parvamo - guitar
Joonas Tuuri - bass
Die Statistik der Nacht
Jonne Taavitsainen liebt Trios. Doch er verabscheut Konventionen. Und so entfernen sich seine beiden wichtigsten Bands, Lithium und Threedom, weit von den klassischen Formen des Formats. Das gilt ganz besonders für Threedom, deren Debüt-Album „Leap of Faith“ wie eine tiefe Reise in ein ebenso beruhigendes wie beunruhigendes Gebiet anmutet. Genau hier fühlen sich die Musiker am wohlsten: Nach vier Jahren des Tourens und Komponierens ist die Formation genau dort angekommen, wo sie sein möchte.
Es braucht einige Hördurchläufe, bis man die Schale aus weichen Akkorden und melancholischen Stimmungen durchbrochen hat und sich dem Ohr unerwartete neue Schichten öffnen. Von zentraler Bedeutung für den Threedom-Sound ist die enge Verzahnung zweier eigenständiger Achsen innerhalb der Gruppe: Einerseits Joel Parvamo's Gitarre, die sich in einem Augenblick auf den Blues bezieht, im nächsten Schatten aus glasigen Obertönen an die Wand wirft und dann wiederum mit kosmischen Elementen spielt. Anderseits die hypnotische Rhythmus-Abteilung aus Taavitsainen und seinem kongenialen Bassisten Joonas Tuuri.
Aus der Verschmelzung dieser unterschiedlichen Einflüsse entsteht über zehn Tracks ein eigenständiger Stil mit gelegentlichen Anklängen an den langsamen akustischen Drum n Bass des frühen Erik Truffaz oder sogarAmbient. Am offensichtlichsten wird dies bei der radikalen Neu-Interpretation des Sam-Rivers-Klassikers „Beatrice“: Tuuri zieht wie im Fieber seine Bahnen, Taavitsainen unterlegt den Bass mit geflüsterten, doch zugleich unwiderstehlichen Schlagzeug-Patterns und Parvamo's nachdenklichen Harmonien und nervösen Licks tropfen wie flüssiger Wax aus einer glühenden Kerze. Dies ist Nachtmusik, Stimmungsmusik, Musik, die den Raum nicht mit endlosen Noten zukleistert, sondern ihn stattdessen weit aufreißt und die Dunkelheit wie einen guten Freund begrüßt.
Das Booklet führt die Beiträge aller Instrumentalisten mit genauen Prozentangaben auf. So teilt sich „Moment 4“ wie folgt auf: Joel Parvamo 29.33%, Jonne Taavitsainen 29.33% und Joonas Tuuri 29.33%. An anderer Stelle tauchen auch 100%ige Kompositionen von Parvamo und Taavitsainen auf. Mit Pedanterie hat das indes nichts zu tun. Vielmehr veranschaulicht die Statistik die sich unentwegt verschiebenden Konstellationen und flüssigen Übergänge, die aus „Leap of Faith“ ein so aufregendes und aufregend anderes Album machen. Wer meint, im Trio-Format schon alles gehört zu haben, wird hier eines Besseren belehrt. Etwas Anderes war von einem, der sich mit Herz und Seele eben diesem Format verschrieben hat, aber auch nicht zu erwarten.
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- Moment 1
- Leap Of Faith
- Moment 2
- Falling
- Moment 3
- Beatrice
- Moment 4
- Roads That Never Were
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