Kama Kollektiv - Koti

Kama Kollektiv - Koti

Kama Kollektiv
Koti

Erscheinungstermin: 29.07.2016
Label: Hevhetia, 2015

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Kirsi Harju – trumpet, vocals, composition
Aurora Hentunen – piano
Jonathan Nagel – double bass, composition
Yoad Korach – drums

Trumpets Ballads with English Lyrics:
Koti, Bloemendal, Forever Bright, I Belong to Water, When I Feel like a Breeze

Kama Kollektiv oder Trumpet meets Voice

Koti
Das Titelstück offenbart sich sogleich als Ballade mit einer gewissen Portion Schwermut. Es klingt nach hohem Norden und Baltischer See. Klischee? Ja doch, aber genauso klingt es. Einsam und verloren verkündet die Trompete ein melodisches Thema. Dann gesellt sich das Piano dazu, später die Rhythmusgruppe, alle unaufdringlich, dafür gut abgestimmt. Das Thema entwickelt sich, getragen von der strahlenden Farbe des Blechs von Kirsi-Marja Harju. Der getragene Sound könnte auch einem ECM-Label entstammen. Als treibende Kraft zeigt sich das Piano, das zusammen mit dem Rhythmus das Thema forciert, mitunter leichte dramatische Akzente setzt. Kirsi Harju legt das Blech weg, um ihrer Stimme Geltung zu verschaffen. Jetzt tönt es leicht nach minimalistischer Neuer Musik. Bei den finalen Lautmalereien des Gesangs sind Assoziationen an Karl Jenkins Vokal-Arrangements nicht ganz zu unterdrücken.

When I Feel Like The Breeze
Bass und Drums halten es einfach, englischer Text kommt hinzu. Pop mit rockigem Untergrund. Schon naht der Themenwechsel. Jetzt klingt es geradezu lyrisch. Verantwortlich dafür ist das Solo der Pianistin Aurora Hentunen, die – mithilfe der Jungs von der Rhythmusgruppe - das Stück zum Swingen bringt. Darauf legt Kirsi-Marja mit ihrem Blech noch eine ordentliche Schüppe Improvisation und schon haben wir kurzfristig einen jazzigen Song, der gleich darauf ins Rockige zurückkippt. So turbo-geschwind schafft das Kama-Kollektiv die Wechsel der Genres.

Bloemendal
Zusammen mit dem gestrichen, stakkatohaften Kontrabass stellt sich die Melodielinie vor. Dann baut die Trompete das Thema aus, lässt sich dabei vom Piano unterstützen, das verhaltene Akkorde und Linien schlägt. Jetzt erklingt ein kammermusikalisches Jazz-Piano-Trio, das sich gelegentlich mit der metallenen Klangfarbe des Blechs schmückt. Tja, die Trompete hat ihren eigenen Willen, den sie solistisch sanftmütig, aber eindringlich bekundet. Ruhig entschwinden die Töne...

Forever Bright
Anfangs ein einfaches Riff als Piano-Motiv. Gesang kommt auf. Der Refrain springt sofort ins Ohr. „Comes Rain or Shine“ flirtet mit dem Pop, vielleicht auch mehr. Nun, eine gewisse Nähe zum Pop kann herausgehört werden, aber ebenso treffend wäre es, das Stück als trendigen (Piano-)Chanson zu charakterisieren. Wie auch immer: Eine gefällige Melodie und ein markanter Text werben um Wohlgefallen, völlig legitim. Als Vokalistin schraubt Kirsi-Marja ihre Stimme hoch, verleiht den Worten noch einen Schlag Dramatik und Emotion, damit sie mit der Musik korrelieren. Dann übernimmt das beharrliche Flügelhorn mit sparsamen Linien das musikalische Geschehen. Der vertraute Refrain beendet den Song.

I Belong to Water
Piano-Intro, simple Tonfolgen, schon befindet sich die Sängerin im Fokus, eindringlich ihr Timbre, aufgeraut. Abfolge der Motive und Ideen sind den vorherigen Trompeten-Balladen ähnlich. Es überwiegen minimalistische Strukturen, was Komposition und deren Variation betrifft. Der gestrichene Kontrabass leitet einen Motivwechsel ein, der Sound wird ein Tick dramatischer, ebenso die sich steigernde Stimme. Der wiederkehrende Titel-Refrain führt das Stück zurück in ruhige Gefilde. Das Ausklingen übernehmen dann die eingestreuten Vokale.

Finnisch zwischen Pop, Folklore, Chanson & Jazz

Korpi
Wie Xylophon klingendes präpariertes Klavier macht den Auftakt, finnische Wörter drängen nach. Die Musik enthält durchaus finnische Folklore bei glockenheller Stimmfärbung des Gesangs. Es ist nicht klar zu erkennen, welche Anteile traditionell geprägt, und welche eher zeitgenössisch sein könnten. Es klingt einfach nach nordischen Landschaften. Subtiles Bass-Spiel und dezentes Trommeln bringen das Stück zum Laufen. Das Thema schält sich heraus. Dann erweckt die Trompete das Lied zum jazzigen Leben. Wieder darf der finnische Zungenschlag den Hörer umgarnen: poppig, folkloristisch, jazzig. What Ever!

On Lavattu Sadetta, Turvapaikkla
Walking Bass mit Finnisch. Jetzt ertönt nordische Melancholie, mit einem ordentlichen Schuss von Tristesse, irgendwo zwischen Fin-Pop und Jazz. Der sirrende, bisweilen schrille Gesang ist eigenwillig und mit seiner exotischen Intonation wohl auch gewöhnungsbedürftig. Hier gibt es eine – wenn auch nur kurze - Gelegenheit für den Bassisten zu zeigen, was er neben seinen Kompositionen solistisch zu bieten hat. Immer wenn Kirsi-Marja zu ihrer Trompete greift, verändern sich die Themen von poppiger Folklore oder Folk-Pop zu Jazz. Eigentlich sind alle diese Elemente in den Titeln enthalten, nur unterschiedlich verteilt.

Ähnlich offenbart sich auch Turvapaikkla. Der Gesang mit Support des Drummers bringt rhythmisches Leben ins Stück, dann macht die ganze Band mit. Die Trompete haucht mit balladesken Klangfarben Leben ein. Die klare - fast klassische - Intonation wirkt leicht unterkühlt. Ja, auch das kann Kama Kollektiv sein, eine Cool aufspielende Jazz Combo.

Dargonfly
Spielereien des Pianos, perlende Anschläge, akzentuierte Sequenzen, in die das Blech sanfte Töne tupft. Der Rhythmus bleibt gerade, durchlaufend, unkompliziert. Jetzt ist wieder Gesang dran, bevor die Frau am Piano auch mal ihre solistischen Fähigkeiten unter Beweis stellen kann. Das sogar mit begleitender Unterstützung des Blechs. Gleich ob Instrument oder Gesang, an Kirsi-Marja kommt die – stets zurückhaltende und sich selbstlos! in den Dienst des Gruppensounds stellende – Rhythmusgruppe nicht vorbei, das scheint auch so gewollt. Gegen Ende beschwört Kirsi erneut ihre Lautmalereien, auf Finnisch natürlich, aber ohne Folklore.

Text: Cosmo Scharmer

  1. Korpi
  2. When I Feel Like the Breeze
  3. Koti
  4. Bloemendaal
  5. Forever Bright
  6. I Belong to Water
  7. On luvattu sadetta
  8. Turvapaikka
  9. Dragonfly

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