Ladislav Pazdera - Chiaroscuro

Ladislav Pazdera
Chiaroscuro
Erscheinungstermin: 29.06.2023
Label: Unit Records, 2023
Ladislav Pazdera - Akustikgitarre
Claire Besson – Gitarre & Stimme (track 9)
Reentko Dirks – Baritongitarre (track 4), Rahmentrommel (track 6), Darabuka (track 7)
Der weltweite Erfolg bekannter Akustikgitarren-Großmeister, allen voran Tommy Emmanuel, beweist: auch die unverstärkte Gitarre kann viele Fans von Folk und Pop, Flamenco und Neo-Klassik begeistern. Ladislav Pazdera (*1989) hat sich ganz der Akustikgitarre verschrieben und gehört zu jener Generation von Musikern und Musikerinnen, die ohne Genregrenzen aufgewachsen ist. Entsprechend verarbeitet er auf seinem ersten Solo-Album Chiaroscuro stilistisch vielfältige Inspirationen zu sehr persönlichen und berührenden Stücken. Groß ist ihre Vielfalt an Klangfarben und Stimmungen, beeindruckend die Spanne zwischen subtilen Ziselierungen und dynamischem Temperament.
Seit seinem Umzug nach Dresden 2014 hat sich Ladislav Pazdera über Deutschlands Grenzen hinaus eine beachtliche Reputation erspielt. Etwa mit seinem 2019 erschienenen Duo-Album Meraki (mit der niederländischen Gitarristin Karlijn Langendijk), zu dem das Magazin Akustik Gitarre notierte: „Diese Produktion ist ein feines Stück zeitgenössischer Gitarrenkunst auf sehr hohem Niveau – tolle Musik für offenohrige Menschen.“ Und Rhodium Publishing (New York) lobte: „...blend of stylistic fingerprints in exciting ways, using a variety of interesting techniques and fascinating progressions.“ Hochkarätige Engagements etwa beim Symphonischen Orchester der Staatsoperette Dresden 2017 belegen Ladislavs Klasse. Zudem setzt er wie nur wenige auch eine Gitarre mit bundlosem Hals ein, die das Spielen von Vierteltönen ermöglicht, ähnlich wie etwa auf der orientalischen Laute Oud.
Chiaroscuro ist das Ergebnis eines Entwicklungsprozesses, sagt Ladislav Pazdera. Die Musik, überwiegend Eigenkompositionen, sowie einige sehr unterschiedliche, auf individuelle Art arrangierte Covers, entstand über rund zwei Jahre – zu großen Teilen während der Pandemie, aber nicht unter ihrem Eindruck. Vielmehr folgte Ladislav bei der Entwicklung des vielgestaltigen Repertoires sehr naturbezogenen Vorstellungen. „Es sind erdige Farben, die ich bei vielen Stücken vor Augen hatte, und damit verbundene Gefühle. Mal unterschiedliche Formen von Sand wie bei bei Ténéré oder Sirocco, mal Brauntöne in verschiedenen Abstufungen.“ Es gibt aber auch ‚blaue’ Kompositionen mit mediterraner Anmutung, etwa die kontemplativen ‚Agua Calma’ und ‚El Color del Mar’. „Ich reise sehr gerne im Kopf“, erklärt Ladislav seine Imaginationskraft, „die Musik spiegelt natürlich auch Erlebnisse von Konzertreisen, aber vor allem mein eigenes Kopfkino.”
Darüber hinaus reflektiert Ladislavs Gestaltungswillen auch seine musikalischen Inspirationen der letzten Jahre. Zu ihnen gehören der 1947 geborene, italienische Komponist Carlo Domeniconi und die Flamenco-Stars Vicente Amigo und Jerónimo Maya. „Obwohl ich selbst keinen puren Flamenco spiele, höre ich diese Musik sehr oft und sie ist eine riesige Energiequelle für mich, besonders was ihren speziellen Klang betrifft.“ Einen anderen, ebenso charakteristischen Sound findet Ladislav bei dem türkischen Gitarristen Cenk Erdogan (*1979), der seit vielen Jahren international als einer der führenden Künstler der bundlosen Gitarre anerkannt ist.
Und natürlich bei seinem Mentor Reentko Dirks (bekannt aus der erfolgreichen, vielfach preisgekrönten Band Masaa), der als Partner in einigen Stücken auf Chiaroscuro zu hören ist, etwa in ‚El Color de Mar’ an der Baritongitarre und im dynamischen ‚Sirocco' an der Röhrentrommel Darabuka. Je eine Komposition von Dirks und Erdogan interpretiert Ladislav auf dem Album: das rasant-komplexe, von Flamenco-Anklängen und Fingerstyle-Energie geprägte ‚Recuerdo' und das träumerische ‚Parça'. Ein weiteres Duett, ‚A Girl From Istanbul’ aus der Feder von Renaud Garcia-Fons, präsentiert Ladislav und die französische, mehrfach ausgezeichnete Gitarristin Claire Besson, mit der er seit einigen Jahren Konzerte gibt.
Ladislav Pazdera wurde 1989 in Pardubice (CZ) geboren und lernte zunächst Violine, dann Bratsche. „Unsere Eltern haben nicht musiziert, sie fanden aber, dass die Kinder Instrumente lernen sollen“, erzählt Ladislav, der mit zwei jüngeren Geschwistern aufwuchs. Den Geigenunterricht empfand er eher als Qual, doch mit 12 Jahren entdeckte er in einem Schrank zufällig eine akustische Gitarre. Zunächst zum Spaß begann er, Songs von den Beatles und anderen zu spielen, später auch eigene Stücke zu schreiben. „Wir lebten in einer ziemlich kleinen Stadt, es gab dort nur sehr wenige andere Musiker, außerdem spielte ich sowieso lieber für mich allein“, erinnert sich Ladislav lächelnd.
Mit 17 Jahren begann er, sich auf Pickings zu konzentrieren; ermutigt von seinem Lehrer absolvierte er relativ spontan und erfolgreich die Aufnahmeprüfung fürs Konservatorium. Nach dem Abschluss mit Schwerpunkt Klassik folgte er wiederum dem Tip seines Lehrers, an der Hochschule für Musik Dresden den Studiengang akustische Gitarre mit Schwerpunkt Konzertmusik/Worldmusic/Jazz unter anderem bei Thomas Fellow, Stephan Bormann und Reentko Dirks zu belegen. „Ich konnte mich in der klassischen Musik nicht wirklich finden, insofern hat mich das Studium in Dresden tatsächlich gerettet“, lacht Ladislav. „Nachdem ich vorher immer spielen musste, was mir vorgelegt wurde, fand ich hier Möglichkeiten, meine eigene Ausdrucksweise zu entwickeln.“ Auf dem Weg lagen verschiedene Erfolge bei Wettbewerben, beispielsweise die internationale Competition Guitar Across Styles in Prag; Konzertreisen führten Ladislav in den letzten Jahren in viele europäische Länder.
Auf Chiaroscuro präsentiert sich Ladislav Pazdera nun als geschmackvoller und eindrücklicher musikalischer Geschichtenerzähler. Feinsinnige Momente und aufleuchtendes rhythmisches Temperament verleihen dem Album eine Ausdruckskraft, die Intensität vor allem durch stimmungsvolle Nuancen statt muskulösem Auftrumpfen kreiert.
jazz-fun.de meint:
Ruhig, nostalgisch, stimmungsvoll. Viele schöne Melodien und berührende Soloparts. Musik, um zur Ruhe zu kommen, in sich hineinzuhorchen.
- Agua Calma
- Just the Two of Us
- Canción de Cuna
- El Color del Mar
- Teneré I
- Teneré II
- Sirocco
- Yüksek Yüksek Tepelere
- A Girl From Istanbul
- Recuerdo
- Parça
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