Luumu - Elephant Love Song

Luumu
Elephant Love Song
Erscheinungstermin: 10.03.2023
Label: Timezone, 2022
Adina Friis - piano, vocal, compositions
Simon Iten - double bass, e-bass, synth
Andy Schelker - drums, glockenspiel
Guests:
Patricia Brogli - flute
Nils Fischer - saxophones & bass clarinet
Sonja Ott - trumpet
Simon Petermann - trombone
Gabriel Miranda Martínez - violin
Christina Moser - violin
Shih-yu Tang - viola
Anna Jeger - cello
Florian Pittet - Backing vocals
Mit „Elephant Love Song“ legt die Schweizer Band Luumu (Adina Luumu, Simon Iten und Andy Schelker) 2023 ein beeindruckendes drittes Album vor. Lieder zwischen sphärischem Jazz und dunklem Indie-Folk, unterstützt von klassisch angehauchten Streicherarrangements und jazzigen Bläsersätzen. Mit Elephant Love Song wandern drei höchst versierte Instrumentalist*innen stilsicher zwischen den Genres und schaffen filigrane bis überwältigende Klangwelten. Ein atmosphärisches, dichtes, tiefgründiges Album voller intelligenter Brüche, das von Adina’s Gesang getragen wird — virtuos in der Wahl der Stimmfarben, mal leise flüsternd, mal episch klagend, mal tröstend warm, immer eindringlich erzählend. Denn Elephant Love Song ist ein erzählerisches, beinahe filmisch anmutendes Album, das die Hörerin auf eine Reise durch zauberhafte Traumwelten und die hässliche Wirklichkeit nimmt.
Auch die thematische Bandbreite reicht dabei von harten gesellschaftlichen Realitäten bis ins PoetischVerklärte. Elephant Love Song enthält brandaktuelle Lieder über den Kampf gegen den Klimawandel, die eigene Ohnmacht und die zerstörerische Kraft der menschlichen Ignoranz („Tell you a Story“, „Crossfades“ und „The Hope of Fools“), daneben gesellschaftskritische Gegenwartsdiagnosen wie „Circle of Existence“, welches das Gefühl des Aufatmens beschreibt, das der Lockdown-bedingte Stillstand 2020 bei manchen Menschen ausgelöst hat. Dazwischen finden sich persönliche, biographisch gefärbte Lieder wie „Castle“ und „Persistent“, deren tiefe Melancholie niemanden kalt lässt. Mit dem Opener „All That’s Left“ schaffen Luumu spielerisch die Synthese zwischen Persönlichem, Gesellschaftlichem und Urmenschlichem, indem virtuos eine verlorene Liebe, ein gebrochenes rechtes Handgelenk und ein Konzertabend mit einem linken Politiker verknüpft werden. Selbst in poetischen Songs wie „Hazy Wintersun“ oder „Fragments“ schwingt stets eine feine Kritik an unserer Gesellschaft mit: Auch hier singt eine Erzählerin mit klarem Blick auf unsere Welt und ihre Bewohner*innen und der beeindruckenden Fähigkeit, ihr Publikum an diesem Blick teilhaben zu lassen. Im Persönlichen also liegt das Schöpferische auf Elephant Love Song. Und durch alle Kritischen Beobachtungen zieht sich das tiefe Gefühl eines Verlusts. In fast jedem Lied sind einige Zeilen und Bilder einem guten Freund der Komponistin gewidmet, der letztes Jahr bei einem Unfall das Leben verlor.
Aus all diesen kraftvollen, feinen, trostspendenden, verletzlichen, wütenden und warmen Momenten ist ein kompositorisches und erzählerisches Gesamtwerk entstanden, in welchem jedem Lied genau die instrumentale Besetzung beigefügt wurde, die es verdient. Angefangen bei einer minimalistischen Besetzung aus Klavier, Gesang und Flöte, bis zur vollen Band-Besetzung mit mehreren Overdubs. Der verwobene Harmoniegesang auf Elephant Love Song erinnert an Folk- und Rockbands aus den 60er und 70er Jahren, die Streicherarrangements lassen in ihrer Melancholie an das Sehnsuchtsvolle eines Nick Drake denken. Das Klavier als konstante Begleiterin erzählt von der musikalischen Herkunft der Bandleaderin und verbindet die vielschichtigen Lieder zu einem einzigen, stringenten musikalischen Abenteuer. Elephant Love Song ist ein kompositorisch komplexes, in seiner tiefen Menschlichkeit aber dennoch allen zugängliches Kunstwerk, das beim wiederholten Hören ständig noch bunter wird. Eine Reise durch Zeiten und Welten, die man, wie einen tröstenden Tagtraum, am besten mit geschlossenen Augen geniesst.
jazz-fun.de meint:
Alle stilistisch geschlossenen Kompositionen wirken trotz ihres modernen Charakters durch die Art der Interpretation und Aufnahme sehr klar. Der transparente Klang der Stimme, aber auch der einzelnen Instrumente erleichtert die Aufnahme dieser nicht einfachen Musik.
- All That‘s Left
- Castle
- Tell You A story
- Crossfades
- Fragments
- Circle of Existence
- Verdens Sange
- Hazy Wintersun
- Persistent
- The Hope of Fools
Einen Kommentar schreiben