An Ideen mangelt es Malcolm Braff nicht. Geboren in Rio de Janeiro, aufgewachsen auf den Kapverden, im Senegal und seit Jugendtagen in der Schweiz, hat sich der Pianist, Komponist und ästhetische Querdenker den Ruf eines inspirierenden Freaks erarbeitet, der mit spektakulären Aktionen, vor allem aber mit spektakulärer Kunst der europäischen Szene Impulse gibt. Seit den frühen neunziger Jahren brachten ihn Projekte mit Kollegen wie Bänz Oester, Mathieu Michel, Andy Scherrer, Samuel Blaser oder auch Erik Truffaz zusammen. Trios wie Braff – Oester – Rohrer oder das Trio Yele mit Alex Blake und Yaya Ouattara haben den Status des Geheimtipps hinter sich gelassen und gelten nicht nur in Fachkreisen als Garanten für überbordende Vitalität.
„Inside“ nun bringt Malcolm Braff erstmals mit dem Bassisten Reggie Washington und dem Schlagzeuger Lukas König zusammen. Die Musiker kannten sich aus Workshops in Linz, wo der Pianist 2010 unterrichtete. Als er in diesem Frühjahr die Möglichkeit bekam, für das Jazz Festival in Cully ein Dreamteam zusammen zu stellen, fiel seine Wahl auf Washington und König, ein Glücksgriff, wie sich heraus stellen sollte. Denn der Mit-Dozent aus Brüssel und der Mit-Student aus Wien erwiesen sich als perfekte Mitstreiter seiner souljazzig modernen, afrikanisch getönten Klangwelt.
Reggie Washington beispielsweise gehört zu den profiliertesten Bassisten der amerikanischen Modern-Szene. Aufgewachsen in musikalischer Familie – die Eltern begeisterte Jazz- und Soulfans, die Schwester Yvette eine ausgezeichnete Geigerin, der Bruder Kenny ein famoser Drummer – versuchte er zunächst, eine klassische Karriere einzuschlagen. Washington arbeitete in Orchestern mit Maestros wie Claudio Abbado oder James Levine, schlug dann aber, unter dem Eindruck zahlreicher mit Bruder Kenny und Marcus Miller verbrachter Sessions, den Weg der improvisierenden Musik ein. Und auch da dauerte es nicht lange, bis er mit der Crème der Kollegen von Jeff ‚Tain‘ Watts und Jimmy Cobb über Branford Marsalis und Ravi Coltrane bis hin zu Salif Keita, Lester Bowie oder auch Cassandra Wilson unterwegs war. Über Steve Colemans „Five Elements“ schließlich gelangte Reggie Washington nach Paris dann Brüssel, das sich zu seinem aktuellen Lebensmittelpunkt entwickelt hat.
Lukas König ist der jüngste im Trio. Er stammt aus St. Pölten / Niederösterreich, begann seine Ausbildung am Wiener Musikgymnasium in der Neustiftgasse und hat am Gustav Mahler Konservatorium und an der Anton Bruckner Universität unter anderem bei Clemens Adlassnigg, Herbert Pirker und Peter Herbert studiert. Er gehört zum Talentpool der Wiener Jazzwerkstatt, spielt in Bands wie Kompost3 oder Königleopold und war schon mit Wolfgang Puschnig, Jamaladeen Tacuma, Clemens Salesny, Paul Urbanek oder Thomas Gansch auf der Bühne zu erleben. König nahm 2010 an einem Workshop in Linz teil, traf dort mit Malcolm Braff zusammen und besuchte ihn wenige Monate später, als er sich nach Bern für ein Gastsemester begeben hatte. Folge dieser Steppvisite war unter anderem das Angebot, bei der Carte Blance in Cully mitzuwirken, und so konnte das Trio eine gute Woche intensiv zusammenwachsen, bis es neben einigen Konzerten auch Zeit im Studio verbrachte, um mit „Inside“ eine kompaktes, kraftvolles, mitreißendes Debüt aufzunehmen.
Als Überraschungsgast schließlich fragte Malcolm Braff noch die junge Schweizer Sängerin Aurélie Emery, die er bei einer der Sessions in Cully kennengelernt hatte, ob sie bei einem Stück des Trios mitwirken wolle. Resultat ist eine ebenso lässige wie souveräne Ergänzung zu dem Song „Crimson Waves“, mit dem sich eine junge Björk des Jazz‘ vorstellt.
- Crimson waves
- Sexy M. F.
- Empathy for the devil
- The mirror
- Tied to tide
- Mantra
- Berimbau
- Dance of the planets
- Dance of the fireflies
- Yay
- Dawn
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