Philipp Gropper’s Philm - Consequences

Philipp Gropper’s Philm - Consequences

Philipp Gropper’s Philm
Consequences

Erscheinungstermin: 07.06.2019
Label: WhyPlayJazz, 2019

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Philipp Gropper - tenor saxophone, composition
Elias Stemeseder - piano, synthesizer
Robert Landfermann - bass
Oliver Steidle - drums

Auf „Consequences“ überträgt Philipp Groppers Band PHILM vielschichtige Themen in die Navigation des Alltags. Musik auf der Höhe der Zeit, die sich nicht vor den brennenden Fragen der Gegenwart wegduckt, sondern in einem Amalgam von packenden Kompositionen und starken individuellen Statements mit Nachdruck gangbare Alternativen aufzeigt. Jazz, der uns alle trifft - seltsam entrückt und gleichzeitig eindringlich.

Was für ein Sprung von einem zum nächsten Album. Nach der letzten Studio-Veröffentlichung der Berliner Formation PHILM mit dem Titel „Sun Ship“ hat die Working-Band auf ihrem neuen Album „Consequences“ nichts an ihrer Spiritualität eingebüßt und konsequent ihren vielschichtigen, farbenreichen und eng verschmolzenen Sound weiterentwickelt - unverkennbar und mit regelrechter Sog-Wirkung. Qualitäten, die PHILM eine starke Aura und den Ruf eines „David Bowie des Jazz“ verpasst haben.

PHILM, das sind vier Musiker, die stets ins Schwarze der Zeitgeist-Maschine treffen: Philipp Gropper (Saxofon/Komposition), Elias Stemeseder (Piano/Synthesizer), Robert Landfermann (Bass) und Oliver Steidle (Schlagzeug). „Consequences“ ist das erste Studioalbum der Band mit Robert Landfermann am Bass – die Band scheint mit ihm eine neue Ebene erreicht zu haben.

Kompositorisch widmet sich Philipp Gropper auf „Consequences“ vor allem drei Feldern, die kurzum auf Verantwortung und die daraus erwachsenden Konsequenzen hinauslaufen. In zwischenmenschlicher Hinsicht geht es ihm um unser Verhalten in direkten Begegnungen, die Haltung und Reaktionsweisen des Einzelnen im sozialen Gefüge. Philosophisch treiben ihn Fragen nach größeren Zusammenhängen um. Und in politischer Hinsicht macht er sich Gedanken um Privilegien, die Auswirkungen der neoliberalen Gesellschaft und den zerstörerischen Umgang des Westens mit der östlichen und südlichen Hemisphäre sowie den sich daraus ergebenden Konflikten und Verantwortungen. PHILMs persönliche Auseinandersetzungen mit diesen drei Themenfeldern münden dabei in die Titel „32 Cents“, „Consequences“, „Saturn“, „Forgiving“ und „Thinking from the Future (Are You Privileged?)“. Jeder Song spricht von etwas Anderem, gemeinsam ergeben sie eine Metaebene wie in einem Roman, der verschiedene Handlungsstränge verbindet.

Ist das zu kompliziert oder gar anmaßend für ein einziges Album? Keineswegs! Gropper und Co. verstehen sich darauf, komplexe Themen in eine Navigation des Alltags zu übertragen. PHILM funktioniert hier wie ein Filtersystem, das auf persönliche und gesellschaftliche Prozesse mit hoch empfindlichen Sensoren reagiert. Die sich daraus ergebende Übersetzung entfaltet in jedem Kontext überraschende Eigendynamiken.

Wenngleich die Kompositionen verschiedenartige musikalische Bezugspunkte aus der unerschöpflichen Geschichte des Jazz, elektronischer Musik, Hip Hop, Neuer Musik oder auch der klassischen Musik Afrikas und Indiens aufweisen, sind die Inspirationen für diese meist außermusikalischen Assoziationen und Beobachtungen, sowie der Versuch, diese in musikalische Formen zu übersetzen. Naturphänomene wie die unterschiedlichen Sogrichtungen von Wellen, Wahrnehmungsmöglichkeiten von Tempo in bewegten Verkehrsmitteln, Beobachtungen technologischer und digitaler Phänomene, aber auch Zwischenmenschliches, Szenarien, Geschichten oder gesellschaftliche Prozesse werden mittels verschiedener kompositorischer Techniken in konkrete musikalische Bilder übersetzt. Musikalische Komplexität erfüllt dabei für PHILM nie einen Selbstzweck. Existenzielles Grundbedürfnis der Band ist die absolute Verinnerlichung des musikalischen Materials, sodass dem intensiven Flow, dem befreiten, direkten Statement nichts im Weg steht.

Die Konsequenz ist, dass die vielschichtigen Kompositionen mit oftmals quintolischen und septolischen Verhältnissen oder changierenden Polyrhythmen als Fundament in ihrem Ergebnis einen scheinbar simplen Groove ergeben, der uns alle trifft - seltsam entrückt und gleichzeitig eindringlich.

Eine ganz andere Ebene bringt der Produzent Grischa Lichtenberger mit der Veröffentlichung seines Rework-Albums auf dem Label Raster ins Spiel, welches eine Art persönliche Spiegelung und Übersetzung der Musik PHILMs aus der Perspektive der elektronischen Musik darstellt.

Text: WhyPlayJazz

  1. 32 Cent
  2. Consequences Part
  3. Consequences Part
  4. Satur
  5. Forgivin
  6. Thinking form the futur

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