Ray Anderson & Bobby Previte - Double Trouble

Ray Anderson & Bobby Previte - Double Trouble
Ray Anderson & Bobby Previte - Double Trouble

Ray Anderson & Bobby Previte
Double Trouble

Erscheinungstermin: 03.11.2023
Label: Double Moon Records, 2023

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jazz-fun`s recap:

Erstaunliche Musik, die nur von einem Duo dieser unglaublich verdrehten Musiker aufgenommen werden kann. Ungewöhnliche Klänge und noch verrücktere, scheinbar ungeahnte Wendungen. Hier gibt es nichts, was man erwartet. Dafür aber alles, was erfreut, beflügelt, unterhält und fasziniert. Ein tolles Album, wir sind begeistert!

Ray Anderson - Trombone
Bobby Previte - Drums

Ray Anderson, der am 16. Oktober 71 Jahre alt wird, kann auf eine lange und bewegte Karriere zurückblicken. Geboren und aufgewachsen in Chicago wurde er schon früh von der Association for the Advancement of Creative Musicians, kurz AACM, mit Musikern wie Muhal Richard Abrams, Roscoe Mitchell und Amina Claudine Myers beeinflusst, doch mindestens genauso wichtig waren Rockmusiker wie James Brown, Sly Stone und Jimi Hendrix für ihn. Das Jazzpublikum lernte Anderson in den späten siebziger Jahren kennen, als er in den Bands von Anthony Braxton und Barry Altschul spielte und selbst die Funk-Band Slickaphonics ins Leben rief, wo er seine avantgardistischen Einflüsse mit tanzbarem, humorvollem und messerscharfem Funk verband. Später spielte er in Bands wie dem Posaunenquartett Slideride, der Pocket Brass Band, der George Gruntz Concert Jazz Band, Charlie Hadens Liberation Music Orchestra und dem Vienna Art Orchestra. Er arbeitete mit so unterschiedlichen Musikern wie Erika Stucky, Henry Threadgill, John Scofield und Dr. John zusammen. Von eleganten Kollegen wie Jay Jay Johnson oder Albert Mangelsdorff unterscheidet er sich durch seinen expressiven, dreckigen und frechen Stil. Auf seinem Instrument lotet er sämtliche Möglichkeiten aus, von Geräuschen bis hin zu den Echos des frühen Jazz aus New Orleans, zuletzt auf seinem Solo-Album „Marching On“ aus dem letzten Jahr.

Auf „Double Trouble“ verbündet er sich mit dem gleichaltrigen Schlagzeuger Bobby Previte, der in den achtziger im M-Base-Umfeld von Greg Osby und Robin Eubanks bekannt wurde, aber auch mit New Yorker Musikern wie John Zorn, Bill Frisell, Don Byron, Anthony Davis und Mark Helias gespielt hat. Previte gründete in den neunziger Jahren eigene Bands wie Weather Clear, Track Fast, Empty Suits und das Voodoo Orchestra. In den letzten Jahren war er in der Band The Coalition of the Willing zu hören, er hat aber auch Filmmusik - beispielsweise für Robert Altmans Episodenfilm „Short Cuts“, in dem Previte auch als Musiker zu sehen ist - geschrieben und hat mit Elliott Sharp, Tom Waits, Annie Ross und Victoria Williams gespielt.

Beide Musiker verbindet ein verschmitzter Humor und eine Auffassung von Jazz, die keine Grenzen kennt. Gleich auf dem Opener „Homage for Charles Moffett“ - der Schlagzeuger hat Anderson während seiner Stippvisite in San Francisco Anfang der siebziger Jahre stark beeinflusst - spielen Geräusche wie Murmeln, Knurren und Stöhnen eine wichtige Rolle, bevor man von ferne das Echo des traditionellen Jazz aus New Orleans vernimmt. In Prevites „Downgrading“ läuft der Drummer zu ganz großer Form auf und ersetzt durch seinen manischen und ruhelosen Stil eine ganze Band, vor der sich Anderson - vor allem mit tiefen Tönen - produzieren kann. Anderson scheint durch seine Posaune zu sprechen und Geschichten zu erzählen, die garantiert nicht immer ganz jugendfrei sind. Mit „Not Since“ - mit über elf Minuten Spieldauer ist es das längste Stück des Albums - endet „Double Trouble“: Die Platte ist mehr als eine herzliche musikalische Begegnung zweier alter Freunde - sie zeigt, dass ein aufregender, freier Dialog auch im Jahr 2023 nichts mit verstaubtem Free Jazz zu tun hat, sondern die geradezu enzyklopädische Auffassungsgabe und Ausdrucksfähigkeit von zwei Ausnahmemusikern präsentiert, die sich eine Menge zu sagen haben.

Aufgenommen wurde „Double Trouble“ im vergangenen Januar in einem New Yorker Studio mit dem schönen Namen Three Horses in a Wood, produziert haben die beiden Musiker sich selbst, Bobby Previte hat die Musik gemischt. Das grafisch auffällige Cover stammt von Nikolaus Troxler, dem Gründer des berühmten Willisau Jazzfestivals. Der mehrfach preisgekrönte Schweizer Grafikdesigner hat viele Festivalplakate dafür selbst gestaltet.

Text: Double Moon

  1. Homage for Charles Moffet
  2. Austerity
  3. Ecaroo
  4. Rollover
  5. Downgrading
  6. Mumblypeg
  7. Not since

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