René Bottlang - Buenos Aires

René Bottlang
Buenos Aires
Erscheinungstermin: 22.10.2021
Label: meta records, 2021
René Bottlang, piano
Der Pianist René Bottlang ist ein Meister des konzentrierten Umherschweifens. D. h.: Beim Umherschweifen schweift er weder zu weit ab, noch verliert er sich im Ungefähren. Bottlang erkundet seine musikalischen Territorien mit hellhöriger Neugierde, sein zugleich klangmalerisches und melodiöses Spiel wirkt nicht sprunghaft, sondern zeichnet sich durch einen natürlichen Fluss (flow) aus. Bottlang sagt: «Ein gelungenes Stück ist wie ein guter Song, es vermittelt das Gefühl, dass etwas erzählt wird.»
Soloeinspielungen spielen eine wichtige Rolle im reichhaltigen diskographischen Œuvre von Bottlang, der nach einer erfolglosen Phase als Sänger und Gitarrist dank Keith Jarretts Soloalbum «Facing You» zum Glück zum Jazz und zurück zum Klavier fand. Nach besonders prägenden Erlebnissen gefragt, nennt Bottlang an erster Stelle die Duo-Kooperationen mit zwei Jazzikonen aus Übersee, nämlich mit dem Bassisten Charlie Haden und dem Pianisten Mal Waldron (beide verewigt auf nur noch antiquarisch erhätlichen CDs).
Anfang der 80er-Jahre lancierte Bottlang seine Jazzlaufbahn mit zwei Soloalben - «In Front» (1980), «At the Movies» (1983) - für das französische Label Owl, wobei mit Paul Bley respektive Martial Solal zwei sehr renommierte und extrem unterschiedliche Pianisten die Liner Notes beisteuerten. 2003 erschien mit «Solongo» das vorerst letzte Soloalbum Bottlangs (Solongo ist der Name der Frau Bottlangs, die er während eines zweijährigen Aufenthalts in der Mongolei kennengelernt hatte und mit der er sich schliesslich in Südfrankreich niederliess).
Nachdem heuer mit «Biographies» bereits Bottlangs fantasievollen Solo-Improvisationen über Stücke seines Freundes Ralf Altrieth erschienen sind, folgt nun ein Album mit Soloeinspielungen, die 2015 in der argentinischen Hauptstadt entstanden. Bottlang erklärt: «Damals reiste ich rund einen Monat durch Argentinien bis hinunter nach Patagonien. Ich bin aber nicht gerne bloss ein Tourist. Am Anfang und am Schluss der Reise war ich in einem Studio in Buenos Aires. Auf der Reise hatte ich mein Saxophon und meine Ukulele dabei.»
Man sollte in den fünfzehn wunderbar unprätentiösen Stücken auf «Buenos Aires» keine direkten Bezüge zur Musik Argentiniens suchen. Bottlang ist nicht als Musikethnologe durch Argentinien gereist, sondern er hat starke, aber alltägliche Impressionen (Gerüche? Gerichte? Melodien der Winde? Meeresrauschen? …) auf sich wirken lassen, um dann die Musik seiner Seele abzulauschen. Bei sieben Stücken handelt es sich um «Echtzeit-Kompositionen», sie wurden also spontan im Studio improvisiert, was man eingedenk ihrer Schlüssigkeit kaum glauben mag. Von den restlichen acht Stücken stammen zwei nicht von Bottlang: Bob Dylans «Blowin’ in the Wind» zählt zu den Lieblingssongs des Pianisten und Charles Mingus’ «Nostalgia in Times Square» war gar nicht geplant, sondern schälte sich überraschenderweise aus einer Improvisation heraus.
jazz-fun.de meint:
René Bottlang verfügt über perfekten Geschmack und Intuition und hält die Balance zwischen Klangkaskaden und subtilen, sparsamen Phrasen. Trotz der Vielfalt, sowohl in der Darbietung als auch in der Komposition, ist das Album ein durchdachtes, kohärentes Ganzes, das ein intelligentes Spiel mit dem Hörer betreibt, gelehrt, farbenfroh und aufrichtig.
- Solongo's Dream
- En el museo
- Blowing in the wind
- G morning
- Le carnet à spirales
- Anne-Lise im Taxi
- Amédée
- Sur une terrasse lointaine
- Nostalgia in Times Square
- L’automne à l’envers
- Dernier thème
- Vom Flügel aus
- Balada azul
- Antipodes
- Alexandre et Yvette
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