Stefan Karl Schmid - Pyjama

Stefan Karl Schmid - Pyjama

Stefan Karl Schmid
Pyjama

Erscheinungstermin: 20.02.2020
Label: Tangible Music, 2020

Stefan Karl Schmid - Pyjama - bei bandcamp kaufen

Stefan Karl Schmid - tenor saxophone, compositions
Bastian Stein - trumpet & flugelhorn
Heidi Bayer - trumpet & flugelhorn
Shannon Barnett - trombone
Mattis Cederberg - bass trombone & cimbasso
Pablo Held - piano
David Helm - bass
Thomas Sauerborn - drums

Rise and Shine
Verhalten das Thema einzuleiten ist Sache des Pianos, ein kammermusikalisches Motiv wird erkennbar. Die ineinander verschachtelten Bläser unterstützen sensibel. Ein balladenhaftes, dicht gewebtes Thema verschafft sich Luft wie Gehör. Den rhythmisch akzentuierten, tiefgründigen Sound nutzt die Posaune von Shannon Barnett für ihr zupackendes Solo. Dagegen nimmt sich die Rhythmus Sektion selbstlos zurück, lässt die Posaune mit ihrem Spiel schillern. Das Piano von Pablo Held hält das Thema zusammen, erweist sich als tragender Part in allen Arrangements, unverzichtbar. Die Klänge von Blech und Saxofon werden dichter, treffen sich in einem mehrstimmigen Intermezzo, das in ein Solo des Tenor-Saxofons mündet. Das sind sparsame, aber eindringliche Linien, mehr introvertierte Lyrik als expressive Dramatik. Zum Finale machen wieder alle Bläser mit, bevor das Motiv sanft ausgleitet.

C.G.N.
Hier sorgen die Bläser sogar für den Auftakt. Dann Walking Bass-Figuren, geruhsame Kollektivstimmen, Melodielinie durch das Sax, das sind die Klangfarben einer Combo. Das Saxofon wird jetzt freier in seinem Spiel, energischer seine Linien. Die Bläser fallen ein, spielen querbeet, ergehen sich in kollektiven Improvisationen.

After My Sleeping
Eine kammermusikalische Stille, eingeleitet durch das Piano, erfüllt den Raum. Die thematische Melodie darf das Tenor-Sax von Karl Stefan Schmid vorstellen; die Bläser greifen den Gedanken auf, machen ihn mit unisono geblasenen Linien zu ihrer Musik. Eine wohltönende Ballade erklingt, ohne melancholische Einfärbung, jedoch voller Tiefe. Weitererzählt wird diese Ballade durch ein Solo des Flügelhorns. Poetisch erzählt es eine Geschichte vom Erwachen – milder Frühlingstag, die Sonne lacht, liebe Menschen sind nah ... Auch das folgende Bass-Solo bewegt sich ganz im Sinn und Geist der Ballade: geruhsames Morgenerwachen. So möchte man, so mag frau wach werden … in Balance mit sich und anderen.

Amigo
Eine markante Ostinato-Figur durch das Cimbasso -, das sich als Kontrabass-Ventilposaune entpuppt -, legt vor, dann langt das ganze Ensemble kräftig zu, bis der Bass die rhythmische Figur übernimmt. Darüber macht sich ein Tenor-Solo breit, zunächst umsichtig und verhalten, dann immer expressiver. Mit geballten Einsätzen fallen die Bläser dem Tenoristen ins Solo, der aber unbewegt weitermacht. Das stets präsente Piano führt den Sound wieder in ruhige Gefilde, zunächst nur begleitet vom selbstlosen Spiel von Drums und Bass, bevor die Bläser sich erneut einmischen, das letzte Wort führen, indem sie die Schluss-Sequenzen blasen.

Ornette
Kommt ohne Drums und Bass aus. Solostimmen und Bläser werfen sich filigrane Bälle zu, spielen mit Harmonien und eigener Melodik. Eine Hommage an den großen Alt-Saxofonisten Ornette Coleman?

Snillingur
Auftakt. Das Sax tönt vordergründig, hat die Stimmführung inne. Die Verdichtung des Themas nimmt zu, die Solostimme der Trompete (Heidi Bayer?) musiziert im Wechselspiel mit der Rhythm Section. Hier spielt jetzt eine Combo, aber nicht lange, denn schon ist die Brother- & Sisterhood of Brass wieder zu hören. Der Sound ist eben tiefgründiger, wenn die stimmgewaltige Blaskapelle das Oktett perfektioniert.

Sleepwalking
Gehauchtes „Geplänkel“. Nach und nach stoßen die übrigen Stimmen dazu: verhalten, vorsichtig, bedacht, ein Singen und Spielen mit Stimmungen, Energien, wenig Bewegung und Raum, ein Hin- und Herschwingen von Mosaiksteinen, musikalischen Fetzen, die sich im Raum verlieren … Das ist weniger am tradierten Jazz als an Neuer Musik ausgerichtet. Gegen Ende geht es dann noch mal richtig zur Sache, die Intensität steigt, alle Klangfarben sind zu hören.

Donny´s Mode
Darf es ein wenig Funk sein? Drums, Bass und Brass sorgen für ein Ostinato-Motiv, das funky tönt. Das sind durchlaufende rhythmische Figuren, die Piano und Tenor anregen, etwas freier aufzuspielen. Später beteiligen sich die anderen Stimmen an dieser Unbändigkeit.

Point of View
Das klingt balladesk. Eine bedächtige Spielweise schafft diesen stimmungsvollen Gruppen-Sound von Ruhe, den später die (Bass-)Posaune trefflich für ihr ausführliches Solo zu nutzen weiß. Und der Pianist, der hält die Fäden zusammen. Es dudelt das Sax, das mit großer Lust nicht lassen kann, weitere Geschichten zu erzählen. Und so hält es auch das Piano. Alles begleitet von der fulminanten Bruder- und Schwesternschaft der Bläser, bis zum bitter-süßen Ausklingen des Titels.

Text: Cosmo Scharmer

  1. Rise and Shine
  2. CGN
  3. After my Sleeping
  4. Amigo
  5. Ornette
  6. Snillingur
  7. Sleepwalking
  8. Donny´s Mode
  9. Point of View

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