Theorem of joy - L'hiver

Theorem of joy - L'hiver

Theorem of joy
L'hiver

Erscheinungstermin: 21.05.2021
Label: Collectif Déluge, 2021

Theorem of joy - L'hiver - bei bandcamp kaufen

Thomas Julienne - Uprigth bass, Compositions, Artistic direction
Ellinoa - Vocals
Heloïse Lefebvre - Violon & Live
Antonin Fresson - Guitar
Tom Peyron - Drum

Guest:
Loïs le Van - Vocal
Les enfants d'Icare (String Quartet)
Boris Lamerand - Violin
Antoine Delprat - Violon
Olive Perrusson - Viola
Octavio Angarita - Cello
Laurent Derache - Accordéon
Sébastien Llado - Trombone
Anissa Nehari - Percussion

L’Hiver – ein Wintermärchen

Die Titel im Detail

Atoll
Ein melodischer Gesang lockt ins sogleich ins Freie, ins „Grüne“, das sogar im Winter. Der Titel besitzt einen folkloristischen Einschlag, genauer: Der Gesang malt den Titel in den erdigen Klangfarben von Folklore. Gitarre und Stimme haben die Führung inne, dazu Englischer Text. Die Gitarre spielt ein eingängiges, Motiv, minimalistisch strukturiert. The Voice steigert sich leicht, schwingt sich empor. Der Gesang wird jazziger, fällt in einen Scat mit zunehmender Intensität. Das heißt: Spannung erzeugen, Dramatik aufbauen, Emotionen freisetzen. Die Stimme, die das kreiert gehört Ellinoa, die lange musikalische Statement bevorzugt. Gitarre, Bass und Drums liefen die musikalischen Grundlagen für diesen folkloristischen Ritt über Feld, Wald und Flur.

L’Hiver
Das ganze Album trägt den französischen Titel „Winter“. L’Hiver ist der Titelsong. Ruhiger Beginn mit Streichern. Der Text wird unisono von Ellinoa mit einer weiteren Stimme dargeboten. Im ersten Teil klingt das mehrstimmige Stück stark nach französischem Chanson. Dazu trägt auch ein reales oder digitales Akkordeon bei. Auch mit den Streichern wird nicht gespart – es tönt nach „Quartett“ oder nach mehrfachem Overdubbing. Besonders die Drums sorgen für ein rhythmisches Gegengewicht im Mittelteil, gegen Ende erinnert die Geschichte wieder an Chansons, wobei das nicht klassisch zu verstehen ist, sondern als zeitgenössische Interpretation zu verstehen ist. Mit französischen Sprachkenntnissen ist da viel sprachlicher Inhalt zu entdecken.

Dust
Der Winter macht auf Englisch weiter, ersetzt Schnee durch Staub. Gitarrenriff, Einsprengsel eines leichten Funky-Beats, alles sanft und beruhigend. Stets im Vordergrund ertönt die Stimme, die eine Geschichte erzählt und dadurch den Titel zur Ballade weiht.

Kurzes Intermezzo des Kontrabasses, kein Bass-Solo, sparsam unterstütz von den Trommeln und den nur angerissen Akkorden der 6-Saiten. Die Streicher sind stets dabei und legen den kammermusikalischen Wintermantel über die thematischen Landschaften. Die anderen Instrumente begleiten eine menschliche Stimme, die von Ellinoa. Im unangefochtenem Fokus befindet sich Ihr Singen. Das sind die tiefen Fußspuren im Schnee der Musik von L’Hiver. Ein dezentes Solo der Gitarre - zum Winterschlaf der Landschaft passend – darf seine Klang-Tupfer auftragen, aber nur kurz.

De L'autre Côté Du Silence
Die „andere Seite der Stille“ kommt rhythmisch recht bewegt daher, in französischer Sprache mit einen Zungenschlag Tango. Das Ganze ist eine fast undurchdringliche „Cuvee“ aus Chanson, Folk Song, Welt-, Pop- und Kammermusik. Auch Jazz und Elemente aus dem Orient oder Byzanz sind zu entdecken. Der Mittelteil gehört ganz und gar der Gitarre und ihren Solo, das wenig Bezug – es sei denn als Gegensatz - zum bisher Gehörtem hat. Dabei erhält die Gitarre eine Klangfärbung von Violine oder Cello. Wer will, der kann auch ein orientalisch intoniertes Blasinstrument wie Oboe oder Klarinette heraushören.

Little Cloud
Verhaltene Akkorde der Gitarre, einsetzender Gesang. Der Titel verrät die Sprache. Ineinander verschachtelte Stimmen von Violine, Gitarre und Voice. Rhythmisch durchaus nicht simpel, obliegt den Saiteninstrumenten die thematische Dominanz. Die Geige kann jetzt ihr solistisches Vermögen fiedeln. Es hat etwas von frühen (Rock) Jazz anfangs der Siebziger als die Violine die Bühne kurzzeitig erobern konnte. Davon ist im Rock und im Jazz leider wenig geblieben. In der „kleinen Wolke“ des „Winters“ lebt diese Klangfärbung weiterhin oder setzt neue Anfänge. Das „Akkordeon“ macht dort weiter, wo die Fiedel aufhört. Die weiteren Akzente setzen die Lautmalereien von Ellinoa.

Tomorrow Riots
Diese Wurzel entspringen dem Spiel des Drummers Tom Peyron, der hier seine Spielweise und Ausdruckskraft beweisen kann. Das wurde auch Zeit. Nicht fehlen darf der Scat-Gesang: engagiert mit Passion im Ausdruck, latinischer Phrasierung, irgendwo zwischen Funk, Fusion und dem Rest der Welt. Ha, da ist ein neuer Klang. Wo kommen die Sequenzen des Blasinstrumentes her? Trompete oder Posaune? Bei dieser Spielweise ist beides möglich. Anklänge an Klezmer-Weisen dringen an die Oberfläche, schaukeln sich hoch, erobern das Thema durch richtig fetten Sound.

Connvergence
Zart im Ausdruck, elegisch in der Tonfärbung führt die Stimme ins Thema ein. Drums, Bass und die weiteren Mitwirkenden ziehen nach, halten die rhythmische Basis des Stückes am Laufen, das sich stilistisch als Mix aus den zuvor genannten Spielweisen und Genres charakterisiert. Ellinoa wird sich ihrer Funktion als Diva zwischen Klassik und aktueller Musik bewusst: Tonfolgen, Sequenzen, Lautmalereien, Scatting à la Jazz statt Worte und Text. Sie zieht alle gesanglichen Register, trumpft gnadenlos auf, treibt es auf die Spitze. Mein ist der Titel … Mein ist das Album. Wäre da nicht Thomas, der sich stark zurücknehmende Bassist und Komponist des Ganzen. Wenn Ellinoa die Seele, so ist Thomas Julienne Geist und Körper des Albums. L’Hiver – ein Wintermärchen.

Text: Cosmo Scharmer

  1. Atoll
  2. L'hiver
  3. Dust
  4. De l'autre côté du silence
  5. Little Cloud
  6. Tomorrow Riots
  7. Convergence

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