Tryon - Läuterung

Tryon - Läuterung

Tryon
Läuterung

Erscheinungstermin: 26.08.2022
Label: Double Moon, 2022

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Omri Abramov - Tenor Saxophone
Ganna Gryniva - Vocals
Toms Rudzinksi - Alto Saxophone
Dante Uccello - Synthesizer
Henry Hahnfeldt - Drums
Dearbhla Nolan - Trumpet
Ruben Bernges - Guitar
Kellen Mills - Double bass
Lela Frite - Vocals
Jacopo Bazzarri - Vibraphone
Scott Flynn - Trombone
Kerem Eseman - Flute
Erik Leuthäuser - Vocals
Rieko Okuda - Piano
Diego Caetanno Guerrra - Drums
Agustin Pardo - Flute
Giovanni Chirico - Bariton Saxophone

„Läuterung“ ist ein ungewöhnlicher Begriff für einen Albumtitel - vor allem, wenn man weiß, dass Kellen Tryon Mills, der Mensch, der hinter dieser Musik steckt, Amerikaner ist.

„Unser Gitarrist hat mir erklärt, was ‚Läuterung‘ bedeutet und mir gefiel der Begriff als Albumtitel“, sagt Mills lakonisch und zuckt mit den Schultern. „Die Musik schrieb ich am Anfang von Corona und obwohl alles zum Stillstand kam, hielt ich es für wichtig, weiter kreativ zu sein.“

Mills stammt aus Seattle, spielt Bass und Synthesizer, komponiert und produziert und ist mit der Prog-Rock-Band Alex’s Hand, die in ihrer knapp zehnjährigen Karriere vier Alben und zwei EPs veröffentlicht hat, bekannt geworden. „Nachdem Alex’s Hand sich aufgelöst hatte, begann ich 2020, diese Musik zu schreiben“, erklärt Mills die Entstehung von „Läuterung“. „Dafür rekrutierte ich zum Teil Musiker, die ich von anderen Projekten bereits kannte, aber auch neue Leute, die ich noch nicht kannte. Mir ging es vor allem darum, wer die Musik am besten umsetzen konnte, deshalb sind es so viele Musiker.“

Das Projekt benannte Mills schließlich nach seinem zweiten Vornamen Tryon und was auf „Läuterung“ geschieht, ist schwer in Worte zu fassen. Pop, Rock, Jazz, Avantgarde - alles scheint zur gleichen Zeit zu passieren und viele der Songs arbeiten mit komplexen Rhythmuswechseln und versponnenen Texten, die gleich von drei Sängerinnen und Sängern interpretiert werden. Meistens sind das Erik Leuthäuser und Ganna Gryvia, das fast schon poppige „Wooden Chair“ wird von Lela Frite gesungen. „Mit Erik hatte ich vorher schon zusammengearbeitet und habe deshalb auch Songs geschrieben mit seiner Stimme im Kopf“, erläutert Mills seine Wahl. „Er hat mir dann Ganna empfohlen, denn für die andere Seite des Albums brauchte ich eine weibliche Stimme.“

Die wilde Mischung, die von den beteiligten sechzehn Musikern mit schlafwandlerischer Leichtigkeit gespielt wird, umfasst ein ganzes Universum an musikalischen Einflüssen.

„Ich höre mir wirklich fast alles an, bin aber vor allem sehr an zeitgenössischer Klassik interessiert: Strawinsky, Ligeti, Bartok, Schönberg“, stellt Mills zunächst einmal klar, um dann fortzufahren: „Aufgewachsen bin ich allerdings mit der Musik von Frank Zappa, deshalb bin ich auch an Rock und Jazz interessiert. Meine Musik wurde schließlich eine Mixtur all dieser Elemente inklusive improvisierter Anteile. Ich höre aber auch gerne Popmusik wie Kanye West, Sia oder David Bowie.“

Für die in der Tat zappaesken Momente sorgt unter anderem Jacopo Bazzarri an Marimba und Vibraphon, es sind aber auch eine Menge versierte Bläser wie die Saxofonisten Toms Rudzinski und Omri Abramov und der Posaunist Scott Flynn dabei. „Natürlich gibt es einen Grund dafür, dass so viele Jazzmusiker auf dem Album spielen“, sagt Mills, „denn die können nicht nur exzellent vom Blatt spielen, sondern eben auch improvisieren.“

Einen Höllenjob hat vor allem Gitarrist Ruben Bernges, denn dessen Gitarre ist auf „Läuterung“ allgegenwärtig, von aggressiven Metal-Riffs über exzessive Soli bis zu filigranen akustischen Passagen beherrscht er ein ganzes Klang-Universum. „Ruben kenne und schätze ich schon lange, deshalb musste er auch hier unbedingt dabei sein“, schwärmt Mills. „Er spielt in Prog-Rock- und Metal-Bands, hat aber auch Jazz studiert. Er kann sich auch in die komplizierteste Musik hineindenken und das macht ihn so wertvoll.“

Mit „Läuterung“ ist Tryon ein Album gelungen, das so wohl tatsächlich nur in Berlin entstehen konnte. „Ich kam vor neun Jahren mit Alex’s Hand nach Berlin und fand es hier sehr interessant“, sagt Mills mit viel Understatement. „Vor allem die Improvisations-Szene hat mich neugierig gemacht, also bin ich geblieben. Es gibt hier eine gute Mischung aus Rock- und Jazzmusikern, wie man sie in den USA selten findet. Die Musiker sind bereit, sich auch mit sehr komplizierter Musik auseinander zu setzen und das ist eine Mentalität, die mir gefällt.“

Text: Double Moon

jazz-fun.de meint:
Jazz-Rock- und Rock-Klänge und -Rhythmen können hier an einem Punkt in Jazz-Avantgarde oder emotionale und sogar zärtliche Aussagen übergehen. Zu anderen Momenten spielen die Musiker intellektuell und klanglich anspruchsvoll oder treffen sich an einem bestimmten Punkt auf dem Niveau der klassischen Jazzform. Hier gibt es keine Regeln. Es gibt ein wunderbares, scheinbar spontanes Spiel. Dieses Album muss man sich einfach anhören.

  1. Popcity
  2. Solitude by numbers
  3. Wooden chair
  4. Saving till the end
  5. Shifts
  6. Floyd
  7. Tumultuous roads diverge (trd)
  8. Wasted time
  9. Virall
  10. You're lost now

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