Wolny, Kruse, Schaefer - Wasted & Wanted

Wolny, Kruse, Schaefer - Wasted & Wanted

(EM) Michael Wollny, Eva Kruse, Eric Schaefer
Wasted & Wanted (Limited Edition)

Erscheinungstermin: 24.02.2012
Label: ACT , 2012

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Michael Wollny / piano, spinett
Eva Kruse / bass, glockenspiel
Eric Schaefer / drums, kulintang, melodica

"Schönheit durch Konfusion, Wahrheit durch Kollision." (Daniel Richter)

Schönheit ist kein besonders verlässlicher Begriff. Manche finden Rammstein schön, manche mögen die Fledermaus. Erklären kann man das nicht, auch wenn wir es ständig versuchen, Wir können unserem Gegenüber nicht wirklich klarmachen, warum uns das eine Bild gefällt, das andere nicht. Es soll mal eine Zeit gegeben haben, da galt Franz Schubert einigen als Kitsch.

Mit der Wahrheit ist es nicht viel besser. Manche behaupten: hin und wieder ist die Lüge wahrhaftiger als die Wahrheit. Wir lügen, um andere von unserer Wahrheit zu überzeugen. Wir suchen nach einer intensiven Form der Wahrheit, die wir nur durch lnszenierung erreichen. Werner Herzog nennt das die Ekstase der Wahrheit. Mahler hätte das vielleicht auch gefallen.

Wenn eine Band ins Studio geht, um nach neuer Musik zu forschen, dann gerät sie zwangsläufig in das Dickicht dieser Begriffe. Natürlich wollen wir Schönheit erreichen, natürlich wollen wir Wahrheit finden. Aber wie klingt ein Klaviertrio eigentlich ,,in echt" - auf CD?!? Kann man in einem künstlichen Raum überhaupt ,,echt" sein? Oder, anders gefragt: warum wundern wir uns nicht mehr, dass die Symphoniker bei uns im Auto spielen, wenn wir den mp3-Player anstöpseln? Kraftwerk hatten damals die umgekehrte Situation: Synthesizer waren echt im abstrakten Raum, und am Ende war der Lautsprecher das lnstrument. Auf der Bühne spielten dann irgendwann die Roboter die Konzerte. Das Publikum fand das teilweise schön, teilweise nicht.

Damals wie heute: jeder Musiker sucht den wahren Moment. Für Jazzmusiker existiert er immer dann, wenn wir es schaffen, ihn nicht ständig mit Kopf und Willen einzukreisen. Musik ist in all den Ritzen, in denen die Konvention sie nicht haben will.
Mit anderen Worten:
Die Verwirrung der Begriffe ist etwas Wunderbares. Make Your Own Damn Rules. This is Jazz.

Michael Wollny, Dezember 2011
,,Was du auch tust, stell alles um dich herum in Frage und folge nicht einfach irgendeiner Autorität": Eine Haltung, die große Jazzvisionäre wie Miles Davis und Albert Mangelsdorff genauso verinnerlicht haben, wie die Musiker des Punk. Tabula rasa machen, Neues entdecken, ein bisschen rebellisch sein und vom Drang nach dem Kreativen erfüllt: Auch Michael Wollny, Eva Kruse und Eric Schaefer sind so.

,,Wir wollen den Punk im Jazz", hat Wollny einmal gesagt. Grenzsteine umdrehen und wegnehmen, aber ohne damit zu werfen, ist die Philosophie des Trios und auch ein wesensmerkmal von ,,Wasted & Wanted". Europäische Jazztradition, Indie-Rock, abendländische und zeitgenössische Kunstmusik, Soundexperimente und eben Punk-Attitüde, all dies fließt zusammen und macht das Trio zu einem Original. Eines, dessen Potential man schon sehr früh erkannte und eines, welches die Jazzwelt im Sturm eroberte. Seit ihrem Debüt ,,Call it [em]" 2005 reißen die Lobeshymnen über die Band nicht ab. Die Zeit sprach gar vom ,,aufregendsten Piano-Trio der Welt". Mit dem 2010er Album ,,[em] live at jazzbaltica", schaffte das Trio laut des englischen Chef-Kritikers Stuart Nicholson ,,eines der besten Jazzalben der letzten 25 Jahre" und wurde dafür zum ,,besten Ensemble national" mit dem Echo Jazz gekürt.

Auch auf ,,Wasted & Wanted" ist kein vergrübelter akademischer Jazz zu hören, sondern eine höchst vitale Musik mit traumwandlerischer Interaktion. Das Trio spielt auf einem derart hohen Energielevel wie es im Jazz selten ist. Michael Wollny, der stilistisch autarke Querdenker am Klavier beweist abermals, warum er als ,,stärkste (Jazz)-Musikerpersönlichkeit, die Deutschland seit Mangelsdorff hervorgebracht hat" (Hamburger Abendblatt) gilt. Eva Kruse bildet mit ihrem rhythmisch treibenden Bass das Kraftzentrum. Schlagzeuger Eric Schaefer entfacht mit seinem insistierenden, aber wandlungsfähigen und extrem farbenreichen Schlagzeugspiel Rock-Energie. ,,Wasted & Wanted" schafft eine frische, unverbrauchte, stets überraschende und spannende Musik voller Einfallsreichtum, Power und Virtuosität."

Vier Stücke auf dem Album entstammen nicht der Feder von Wollny, Kruse oder Schaefer, erscheinen aber wie auf den Leib geschrieben: Der Trauermarsch aus der 5. Sinfonie des Musikneudenkers Gustav Mahler wird in der Interpretation des Trios zur düsteren, klaustrophobisch anmutenden Ballade. ,,lhr (ganz persönliches) Bild" zeichnet das Trio von dem 1828 vertonten Heinrich Heine Gedicht des Klassikers Franz Schubert. Luciano Berios ,,Wasserklavier" interpretiert Wollny als verträumt suchendes Zwischenspiel. Und ,,Das Modell" der Düsseldorfer Elektronik-Pioniere Kraftwerk beginnt geheimnisvoll, und steigert sich aufbrodelnd zu einer überschäumenden Klimax.

Wollny, Kruse und Schaefer nehmen uns mit auf ein musikalisches Abenteuer voller Tatendrang und von großer Intensität. Eines, dass die Farben wechselt wie ein Chamäleon, neue Klänge aufspürt und emotionale Welten durchlebt: energisch und exstatisch, geheimnisvoll und kontemplativ, schwermütig bis himmelsstürmend. Gespielt mit Herz und mit Köpfchen, wuchtig und auch ein bisschen wüst. Aber vor allem ist das Album eines: most wanted.

Bonus CD: Live at JazzFest Berlin 2011:
Am 4. November 2011 stellten Michael Wollny’s [em] erstmals die Musik von „Wasted & Wanted“ der Öffentlichkeit vor. Die Premiere wurde euphorisch gefeiert. DIE WELT spricht nach dem Konzert von der „derzeit knackigsten Jazzformation Deutschlands“, die den Zuhörer mit großer Intensität überfalle, „die aus dem Punkrock geborgt zu sein scheint.“ DER TAGESSPIEGEL hörte ebenfalls eine „außergewöhnliche Musik: fern von den Klischees von Swing und Blue-Notes, fulminant und mitreißend noch dann, wenn die gleichförmige Bewegung versiegt, harmonisch in den härtesten Clustern und Geräuschbildern, sensibel und spontan und in enger Verbindung miteinander. Der vertraute Fluss von Harmonie zu Harmonie ist hier gebändigt wie in einem System von Staudämmen und Schleusen, deren Regelung die Musiker immer wieder neu aushandeln.

4 Stücke aus dem Berliner Konzert sind dem Studioalbum auf einer Bonus CD als Limited Edition beigefügt. Neben Wollnys „Wasted & Wanted“, Schaefers „Blank“ und Kruses „Metall“ auch „Tanz der Vampire“ als Ehrerbietung an den großen polnischen Jazzmusiker und Filmkomponisten Krzysztof Komeda.

Disk 1

  1. Wasted & wanted
  2. Symphony No V, Mov 1: Trauermarsch
  3. Metall
  4. Blank
  5. Kulintang
  6. Cembalo manifeszt
  7. Wasserklavier
  8. Ihr Bild
  9. Nr. 10
  10. Das Modell
  11. Dario
  12. Whiteout

Disk 2
Bonus-CD: Live 2011: Wasted & wanted

  1. Blank
  2. Metall
  3. The fearless vampire killers

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