The Soul must go on... London Afrobeat Collective im Berliner Yaam – 06.12.2019
von Cosmo Scharmer

Juanita Euka – Vocals
Alex Farrell - Guitar
Alexis Szjanowicz – Guitar
John Mathews - Bass
Giuliano Osella - Drums
Lee Crisp – Percussion
Andy Watts - Trumpet
Edmund Swinburn - Tenor Sax
Klibens Michelet - Baritone Sax
Schon die Ansage der Front Lady weist die Richtung: Nicht nur Musik wird geboten, sondern Animation, Show, Tanz und Party sollen auch unterhalten.
Ein durchdringender gerader Beat von Drums und Percussion liefert die rhythmische Basis, damit Bläser und Gesang umso bunter schillern können. Besonders die Stimme von Juanita Euka singt sich in den Vordergrund. Ein einfacher Refrain, mit knarrender Empathie vorgetragen, unterstützt von den munter aufspielenden Bläsern lassen einen einfachen, aber kraftstrotzenden Sound entstehen. Die doppelt besetzen Gitarren und der E-Bass schruppen einfache Akkorde stakkatohaft runter. Die Bläser – wenn sie nicht gerade blasen – bilden den Chor. Das ist sicher kein Standard. Dann ist schon das erste Solo zu hören. Die Trompete darf den Anfang machen und schmettert ein paar Sequenzen in den Raum. Aber nur ganz kurz, dann ist schon das Bariton- und danach das Tenor-Sax dran. Jeweils 8 Takte, dann wird gewechselt. Ein energiereicher Sound fliegt den Hörern um die Ohren.

Der nächste Titel kommt arg soulig daher. „Like a Sex Machine“ von James Brown lässt grüßen. Das bezieht sich auf den Rhythmus, der von den (E-) Gitarren als markante Figur geschlagen wird und stets für Erfolg sorgt. Die nun einsetzenden Bläser, die aus Tenor-, Bariton-Sax und Trompete bestehen – machen dann aus einem nur angehauchten Soul einen richtigen. Und die Stimme der Sängerin gibt den Ton an, die andern folgen brav und bewegen sich durchaus in der afrikanischen Tradition von Vorsängerin und folgendem Chor. Die Lady ist auch für Ansagen, Show-Einlagen und Tanzfiguren zuständig, was sie mit Empathie auszufüllen versucht.
Auch das Afrobeat Collective spart emsig an den Soli. Dafür kommen die Bläser mit unisono gespielten Sätzen zur Geltung. Ohne Schnörkel kommen die einfach gestrickten Melodien aus ihren Instrumenten, nahe an Pop-Songs. Mit diesen eindringlich vorgetragenen Themen erzielen sie ihre Wirkung. Auch scheuen sie sich nicht davor zurück, mit Sow-Elementen zu werben. Alles in allem heizen die Londoner schon recht ordentlich ein. Wenige ruhige Titel – eine Ballade schummelt sich ins Repertoire -, sorgen für die nötige Abwechslung und verschaffen dem Publikum eine kleine Ruhepause, bevor es mit der souligen Party-Stimmung weitergeht.

Die Bläser spielen eine markige Riff-Figur, der Sound verdichtet sich und gibt dem Edmund Swinburn am Tenor-Sax die Chance, sein recht zünftiges Solo etwas länger zu präsentieren. Das gegen Schluss erfolgte politische Statement der Sängerin über Bürgerkrieg und Kampf für die Menschenrechte im Kongo verweist auf traurige afrikanische Realität.
Fazit
Zwei aufeinanderfolgende Konzerte machen es fast unmöglich, nicht zu vergleichen. Während bei Wanubalé die musikalischen Aussagen mit einen ganzen Set an Jazz-Werkzeugen erzielt wird, nehmen die Londoner Kollegen die Soul-Brechstange. Erfolgt die Wirkung bei den Potsdam-Berlinern sehr subtil, so gehen die Afrobeats direkter, mitunter brachial vor. Nun, die Geschmäcker sind verschieden, beide Gruppen finden ihre zahlreichen Liebhaber im Publikum.
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Kommentar von Tschackowski |
Das deckt sich in etwa mit meine Wahrnehmung dieses Konzerts. Da war schon ordentlich Energie auf der Bühne, die sich auch auf das Publikum übertrug.