Der erfrischende Sound von Wanubalé im Berliner Yaam – 06.12.2019

von Cosmo Scharmer

Wanubalé
Wanubalé, Foto: Wanubalé

Gabriel Rosenbach - Trompete
Niko Zeidler – Tenor-Saxofon
Anton Kowalaski – Bariton-Saxofon
Jonathan Steffen – Posaune
Max Feig – Gitarre
Moses Yoofee Vester – E-Piano, Synths.
Moritz Schmolke – E-Bass
Heinrich Eiszmann – Drums
Philip Schilz – Drums, Perkussion

Wanubalé ist mehr als eine Combo. Das Nonett ist fast schon eine ausgewachsene Big Band, derart kling es über weite Strecken. Bei der ersten Ansage bekunden die neun Musiker ihre Herkunft in dieser Reihenfolge: Potsdam/Berlin. Schön und gut, aber was haben sie im musikalischen Gepäck?

Es obliegt der Gitarre, das erste Stück vorzustellen. Verhaltene, sphärische weit gefächerte Klänge tasten sich vor. Allmählich schält sich ein Thema heraus, die Bläser greifen mit einem markanten Riff, ins Geschehen ein. Der E-Bass zupft knappe, nur angerissene Figuren, bleibt beim Ostinato-Motiv. Die Drummer steuern das Timing bei, halten den geraden Beat, das E-Piano improvisiert dezent. Dieser rhythmisch streng komponierte Titel deutet auf die Art der Musik hin, die Wanubalé wohl spielen wird: Elektrischer Jazz im Grenzland zwischen Jazz-Rock (oder rockigem Jazz) und Soul mit formidabler Bläser-Unterstützung. Jetzt ertönt noch ein kurzes, etwas sprödes Gitarren-Solo, das in ein Riff übergeht und schon ist der erste Titel vorbei.

Nach knapper Begrüßung des Publikums geht es sofort weiter. Auch jetzt sind klare rhythmische Strukturen auszumachen: durchlaufender Beat, e-rockiger Sound. Die Gitarre prägt deutlich die Themen, die durch die präzisen Einsätze der Bläser abgerundet werden. Die Bläser greifen die Melodien agil auf, runden ab, erweitern das Thema. Meist unisono spielend, erzeugen sie ein kompaktes Klangbild. Alle musikalischen Stimmen von Wanubalé erschaffen einen in sich geschlossenen Gruppen-Sound, dessen musikalische Logik und die erfrischende Spielweise überzeugen.

Wanubalé
Wanubalé, Foto: Yaam

Abwechslungsreich werden Ideen und Themen vorgestellt. Dabei kommt der Gitarre eine führende Rolle zu. Diese beginnt mit der Skizzierung eines Themas, etwas variierend greift das E-Piano die Idee auf, dann fallen die Bläser über das Thema her, heben es auf eine höhere Stufe. Bassist und die beiden Drummer ordnen ihr Spiel dem Gruppen-Sound unter. Dabei verbleiben sie in geraden Rhythmen, trommeln stärker im Sinn einer energiereichen Spielweise. Es ist schwer bis unmöglich auszumachen, wer den führenden Part trommelt. Eher scheint ihr Spiel von präzisen Absprachen zu leben, wer, wann, was macht. Nun, Philip Schilz kümmert sich um die Perkussion und Heinrich Eiszmann hat „nur“ die Drums im Visier.

Das E-Piano von Moses Yoofee Vester trifft sich mit der Gitarre von Max Feig. Beide liefern mit unisono geschlagenen Akkorden die Vorlagen für ein erstes Solo der Bläser. Das Tenor-Saxofon von Niko Zeidler erhält diese Ehre. Sein Solo bei „Strange Heat“ ist relativ zurückhaltend, vorsichtig, fast schüchtern. Hier sind keine solistischen Höhenflüge in freie Gefilde zu hören. Es fällt auf, das die Anzahl der Soli und die kurzen Intervalle wohl zum musikalischen Konzept der Band gehören. Es mag auch dem Fakt geschuldet sein, dass für ihr Konzert - wegen der zweiten Band - nur eine Stunde zur Verfügung steht. Da müssen die Soli einfach kürzer ausfallen.

„Choose your Truth“ beginnt mit einem verhaltenen Spiel des Pianos. Das Thema schmücken die Bläser aus. Rund, ausgewogen, tragend klingen ihre exakt geblasenen Tonfolgen. Eine gefällige Melodie, deren erste Sequenzen an Griegs „In de Felsenhöhle“ erinnern. Macht nichts, hier passt es gut ins Klangbild. Gitarre und Piano sorgen für die eingeworfenen, kurzweiligen Effekte. Eine kluge Arbeitsteilung. Und die Jungs von der Rhythmus-Sektion? Die machen einfach selbstlos ihren Job. Zur Abwechslung ist jetzt eins der wenigen Solo angesagt. Gabriel Rosenbach nimmt seine Trompete und bläst sein Solo in hohen Lagen. Bevor sich der Hörer warmhören kann, ist es auch schon vorbei.

Ähnlich diesem Muster verlaufen die weiteren Stücke: Einführung meist durch Gitarre und Piano, Aufnahme und Vertiefung des Themas durch die Bläser. Die eingeworfenen Effekte sind wiederum Sache der Seiten- und Tasteninstrumente und die schlagenden Mitglieder der Wanubalé-Zunft halten den Beat.

Bevor mit „Hickups“, einem akzentuierten Funk-Rhythmus das Konzert zu Ende geht, gibt es noch eine kurze Ansage. Jonathan Steffen, der Mann an der Posaune, bedankt sich, findet Publikum und Ambiente fetzig. Ja, das trifft auch auf den Sound von Wanubalé zu. Die subtile Balance der Klangstimmen, die raffinierten Arrangements und die nicht eitle Spielweise erzeugen den erfrischenden Sound von Wanubalé.

Aktuelles Album:

Wanubalé - Phosphenes

Wanubalé - Phosphenes

Text: Cosmo Scharmer

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Kommentar von Andre |

So habe ich dieses Konzert auch erlebt. Kann die Band nur weiterempfehlen. Das lohnt sich in jedem Fall.

Bitte addieren Sie 4 und 3.

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