Vom Finden eines virtuosen Trompeters - Romain Leleu

von Cosmo Scharmer

Romain Leleu
Romain Leleu, Foto: Jean Baptiste Millot

Schostakowitsch-Nacht – Potsdam, Nikolaisaal 27.01.2018

Das komplette Orchester verringerte sich auf die Streicher und verstärkte sich durch das Klavier von Antonii Baryshevskyi und die Trompete von Romain Leleu, was bei einem Konzert für Klavier, Trompete und Streichorchester durchaus sinnvoll ist. Damit sind wir beim 2. Konzert dieser Schostakowitsch-Nacht.

Dem Dirigenten des Brandenburgischen Staatsorchesters Howard Griffiths’ sei gedankt, der die Entstehung des Konzertes und dessen Wandlung von einem Konzert für Trompete zu einem Klavierkonzert erläuterte. Unkonventionell, aber sehr hilfreich. Die Enttäuschung über die relativ kurzen Passagen, an denen die Trompete die Melodieführung innehatte, wäre beim Publikum wie auch beim Autor zu groß gewesen. Aber der Reihe nach.

Das Piano beginnt zurückhaltend, fast still. Die Streicher nehmen das Motiv auf und lassen eine schöne Melodie erklingen. Zunehmend akzentuierter zeigt sich das Piano, das Spiel wird kräftiger, wilder die Tastenschläge. Das Thema schält sich peu a peu heraus. Die Streicher ergänzen, bleiben mehr im Hintergrund und überlassen Antoinii Baryshevskyi die Bühne.

Jetzt ist es unverkennbar, dass dies wirklich ein Klavierkonzert ist. Anspruchsvoll verlangt dieses Stück dem Pianisten einiges ab: Hier ist Können und Leidenschaft gleichermaßen erforderlich, um diese Musik zum Leben zu verhelfen, dynamisch wie dramatisch. Die Sequenzen, die beide Hände des Pianisten zu spielen haben, scheinen den Rahmen einer gespielten Komposition sprengen zu wollen. Diese Musik wirkt so, als ob die Großen des Jazz ihre Kunst des Improvisierens hier demonstrieren. Aber nein, dies ist komponierte Musik, die dem Mann am Klavier alles abfordert. Antinii Baryshevckyi meisterlich dies so souverän wie virtuos. Das Publikum ist begeistert. Zu Recht.

Romain Leleu
Romain Leleu, Foto: Jean Baptiste Millot

Die Trompete von Romain Leleu bringt sich vorsichtig ein. Mit kurzen Motiven, die fanfarenhaft anklingen, hat diese Trompetenstimme mehr eine ausschmückende als begleitende oder gar gleichberechtige Stimme. Romain Leleu widersteht der Versuchung - bei diesen kurzen Passagen - mehr reinzulegen als es die Komposition verlangt und hält sich lange zurück. Ein wenig mehr darf jetzt sein Horn mit längeren, getragenen Tonfolgen zum Ensemble Sound beitragen und sich partiell mit dem Piano ergänzen. Im nächsten Satz trumpft das Piano nochmal mächtig auf, bevor sich die Musik in Richtung Schönklang fortentwickelt.

Die nun einsetzende Melodielinie ist der Trompete geschuldet. Dies ist der einzige Teil in der Musik, der sich als Konzert für Trompete legitimieren kann. Romain Leleu interpretiert diese Passage technisch souverän wie inhaltlich sich zurücknehmend. Trotz der Kürze seines Parts kann er zeigen, was seine Qualität auszeichnet und warum er hier eingeladen ist. Sehr differenziert werden die Tonfolgen fast gehaucht, dann skizziert und mit Volumen voller Wärme geblasen, aber nie überfrachtet mit einem überheblichen oder gar aggressiven Trompetenklang wie dem von schmetternden Hörnern. Hier ist deutlich hörbar, welche große stilistische Bandbreitet seinem Spiel innewohnt und welcher emotionale Ausdruck aus seiner Trompete in die Welt hinausschallt. Von dieser Intonation mit all seiner Vielfalt hätten wir gern mehr gehört.

Ein tolles Klavierkonzert mit zwei fantastischen Solisten und einem engagierten Streichorchester lassen keine Wünsche offen. So sieht es auch das Publikum und bringt dies begeisternd zum Ausdruck.

Dieses Konzert ist der Anlass geworden, sich mit dem klassischen Musiker Romain Leleu näher zu beschäftigen. Ein Trompeter, der - Genre und Grenzen übergreifend -, sich auch in Richtung Jazz und Weltmusik bewegt. Mit seinem Ensemble „Convergences“ ist dies auf seiner aktuellen CD „Inspirations“ zu entdecken, die hier vorgestellt ist.

Text: Cosmo Scharmer

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