John Beasley - Monk'estra Vol. 2

John Beasley
Monk'estra Vol. 2
Erscheinungstermin: 22.09.2017
Label: Mack Avenue, 2017
Alle Titel im Detail
Klassisch swingend
Evidence
Zuerst angehaucht, dann scharf angerissen platzt die tönende Luft aus den geblasenen Instrumenten. Die Drums überbrücken die Pausen zwischen den einzelnen Bläser-Überfällen. Dann folgen wilde Phasen, die mitunter sehr frei interpretiert werden. Der nächste Wechsel folgt, knappe Riffs bilden Brücken fürs nächste Solo. Die Posaune nimmt dankbar an; dazu swingt die Band so lässig wie souverän.
Balladen - harmonisch melodische Themen
Crepuscule with Nellie
Die ersten Takte klingen nach Ballade. Die Musik schwankt zwischen schönem Wohlklang und schräger Intonation der Melodielinien. Das ist eine richtige November-Ballade mit diskretem Sinn für Tradition und Nostalgie. Die solistische Violine verstärkt diese Stimmung, wobei die Band sich zurückhält, um die akustische Bühne für die schmachtende Improvisation der Geige frei zu machen.
Light Blue
kommt als vertraute Ballade daher, die Band verbindet wohlklingende Harmonien mit gewinnenden Melodien. Der echte Sound einer Orgel (keine Manipulation eines Keyboards) raut den Schönklang etwas auf, ebenso die aberwitzigen Bläser, die es nicht lassen können, ins Thema hinein zu intervenieren. Die solistischen Einlagen der Trompete schwanken zwischen beiden Polen, versucht es beiden gerecht zu machen. So ein leichtes Blau kann ganz schön schwer klingen, jetzt pfeift die Orgel das Thema aus.
Dear Ruby
Pianistischer Auftakt, ein paar Läufe werden perlend vorgetragen, behutsam tönt der Rest der Band, um der nun einsetzenden Stimme von Dianne Reeves Raum und Luft zu verschaffen für diese (Liebes-)Ballade. Featuring: Dianne Reeves, ein Touch von klassischer Ballade, unterstützt vom klanggewaltigen Korpus der Big Band.
Aktueller Big Band Sound
I Mean You
Kompakter Start des Blechs, dann übernimmt die Tuba den Rhythmus, nach und nach fällt der Rest der Band ein. Da klingen verdrehte Melodielinien mit sehr viel Energie einer zeitgenössischen Big Band, die keine Berührungsängste vor stilistischer Vielfalt hat. Hier scheint alles erlaubt zu sein: verdreht, verquirlt, verhext jagen die Gruppen der Band sich musikalische Anteil ab. Mal dominiert das Blech, mal die Holzbläser, dann schlägt die Rhythmus Sektion zurück. Dazwischen finden sich solistische Einlagen, musikalische Wechsel zu swingenden Rhythmen. Stets überraschen die Bläser mit ihren Einsätzen und Einfällen. I Mean You ist Power Sound der Arrangements – ja, dich mein ich.
Play Twice
Blech- und Holzbläser spielen rhythmisch vertrackte Themen. Der Titel kommt in Fahrt und in ein dezentes, etwas ruppiges Swingen. Soli der Instrumentalisten und die Einsätze der Bläser wetteifern um die Dominanz. Alles zusammen geht es wild engagiert ab, fetzig mit leichter Unruhe.
Work
Bedächtiger Anfang, tieflagige Einführung durch die Posaunen. Nach und nach bringen die anderen Teile der Band ihren Beitrag. Eher vorsichtig, ungewohnt zurückhaltend mit mehr Ruhe als Bewegung ertönt ein nicht überladener Sound. Jetzt wird es ein wenig dramatischer, um sogleich wieder der Stille zu huldigen. Erneut steht die Posaune mit ihrem Solo im Fokus des Geschehens. Das mit der Stille dauert nicht allzu lange, denn die Bläser scheuen sich nicht wieder ihre Einfälle in den kompakten Big Band Sound zu schleudern.
Schräge, ironische und sonstige Titel
Brake's Sake (feat. Dontae Winslow)
Auftakt der Drums, schräge Bläsersätze, E-Bass & Tuba, Funky Sound, etwas schrill, verschraubte Linien, Gesang fällt ein und macht den Titel zum Hip Hop mit Rap. Dazu kommen Soul-Einmischungen der Bläser und eine Prise New Orleans ist auch zu schmecken. Der Song ist was für Rapper, die keine Angst vor jazzigen Linien haben oder anders gesagt: was für Jazzer, die den monotonen Sprechgesang des Rap gut abkönnen.
Ugly Beauty / Pannonica
Hier scheint jeder machen zu können, was er will. Fast, soweit es das Arrangement zulässt und das ist viel. Das Thema schwankt zwischen wehmütiger Ballade und kecker Ironie nach dem Motto: „na ja, so ernst wie es klingt ist es doch gar nicht“. Nähe zur Persiflage, zu ironischer Spielweise. Ja, die mit dem Augenzwinkern. Kein Wunder bei dem Titel – hässliche Schönheit oder schön hässlich.
Criss Cross
Quirlig, fast nervös, Funk Beat, kurze eingeworfene Sequenzen der Abteilungen Blech & Holz, dann Latin Flair. Das Thema wird etwas verhaltener, um den Soli mehr Raum zu lassen. Hier klingt ein längeres Solo des Tenorsaxofons, dann spielt das Piano vertraute Akkorde, die Musik bittet zum Tanz: Salsa, jetzt tönt der Titel feurig kubanisch. Gegen Ende machen alle noch mal ordentlich Stimmung, der Song hat es in sich, ist aber nichts für zarte Ohren. Hier und da blinzelt der Monk durch dieses karibische Feuerwerk.
Fazit: Das ist die Kunst des Arrangierens - State of the Art.
jazz-fun.de meint:
Dank der Sensibilität der Musiker, ihrer Harmonie und des gegenseitigen, konzentrierten Zuhörens, aber auch dank des Konzepts, des Arrangements und der Realisierung der Aufnahme haben wir es mit einem außergewöhnlichen Werk zu tun. Durchdachte Phrasen, Respekt vor jedem Klang und gleichzeitig die aufgestaute Energie am Treffpunkt der Klänge der Instrumente, die gefühlvolle Artikulation und die Dichte des musikalischen Inhalts: all das macht das Album vom ersten Takt an fesselnd und hält bis zum Ende in Spannung.
- Brake's Sake feat. Dontae Winslow
- Played Twice
- Crepuscule With Nellie
- Evidence
- Ugly Beauty / Pannonica
- I Mean You
- Light Blue
- Dear Ruby
- Criss Cross
- Work
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