Mammal Hands - Gift From The Trees

Mammal Hands
Gift From The Trees
Erscheinungstermin: 07.04.2023
Label: Gondwana Records, 2023
Jordan Smart - bass clarinet, saxophone
Nick Smart - piano
Jesse Barrett - drums
Wir sind jetzt an einem Punkt, an dem sich das gemeinsame Spielen und Schreiben manchmal fast telepathisch anfühlt, so dass wir als Individuen in einen Zustand der kollektiven Resonanz gelangen.
Das fünfte Mammal Hands-Album Gift from the Trees bietet eine neue Perspektive auf die hervorragende Musik dieses einzigartigen Trios. Es ist das erste, das in einem Heimstudio aufgenommen wurde, was der Band die Möglichkeit gab, auch noch spät nachts nach tieferen, organischeren Erfahrungen zu suchen, die sowohl näher am Schreibprozess als auch ihren tranceartigen Live- Performances sind. Während ein Teil der Musik bereits im Vorfeld komponiert und sogar live performt worden war, genoss die Band dennoch den Vorzug, Ideen im Studio zu improvisieren. Schlagzeuger Jesse Barrett erklärt: „Wir wollten eine eindringlichere Erfahrung, die sich näher an unserem Schreibprozess anfühlte. Es war uns besonders wichtig, so frei zu sein, dass wir Ideen dann jammen konnten, wenn sie aus uns rauskamen. Wir sind jetzt an einem Punkt, an dem sich das gemeinsame Spielen und Schreiben manchmal fast telepathisch anfühlt, so dass wir als Individuen in einen Zustand der kollektiven Resonanz gelangen und dem Schaffensstrang dahin folgen, wo er hin will. Manchmal geht es dabei um simple Sachen wie einen rhythmischen oder strukturellen Flow, wie in Sleeping Bear.“
Es war auch eine bewusste Entscheidung, sich vom Sound und Ambiente des Aufnahmestudios wegzubewegen – die Band entschied sich für die Produktion des Albums mit ihrem Lieblings-Live- Producer Benjamin Capp – bevor die Sessions mit Greg Freeman in Berlin gemischt wurden. Die Idee war, mehr von der Energie aus den fesselnden Shows der Band einzufangen, wie Saxofonist Jordan Smart erklärt: „In Anbetracht der Anzahl von Tracks, die wir hatten, war es sinnvoll, das auszuprobieren und diesen Prozess so organisch und ehrlich wie möglich einzufangen. Deshalb fühlte sich eine Veränderung der Studioumgebung wie ein richtiger Schritt für uns an. Einige der Tracks haben eine raue Freude und Energie, die dadurch entstanden sind, dass wir wieder zusammen spielen konnten, nachdem wir lange Zeit getrennt waren und dieses Gefühl festhalten konnten, einfach nur zusammen und glücklich mit unseren Instrumenten in einem Raum zu sein.“
Während sich für Pianist Nick Smart ebenso die Chance auftat, wirklich tief in die Musik der Band einzutauchen: „Die neue Studioumgebung eröffnete uns neue Wege des Arbeitens und Denkens, weil wir zu jeder Tages- oder Nachtzeit aufnehmen konnten. Ich denke, das gab uns viel mehr Freiheit, um ungewöhnliche Ideen auszuprobieren und einzelne Elemente der Musik in Extreme zu bringen, weil wir die Zeit hatten, uns wirklich auf die Details zu konzentrieren und an den Dingen ohne Zeitdruck zu arbeiten. Bei einigen Tracks haben wir versucht, die Grenzen unser spielerischen Fähigkeiten zu überwinden. Bei anderen ging es eher darum, in das richtige Mindset zu kommen und so viel Energie und Emotionen wie möglich hineinzubringen.“ Die walisische Umgebung außerhalb des Studios schwappte auf die Musik von Gift from the Trees über – zwei Aufnahmesessions (eine im Winter und eine im Frühling) brachten unterschiedliche Stimmungen mit sich: eine trostlos und winterlich, die andere hoffnungsvoller und strahlend - eine Energie, die Tracks wie Kernel und Dimu durchdringt.
Gift from the Trees beginnt mit dem wundervoll erhebenden Spinner, ein Song, der aus einem von Nicks Klavierparts erwachsen ist und zu einem kompletten Lied entwickelt und arrangiert wurde, ohne das konstante Gefühl von Flow und Bewegung zu verlieren. Fast wie ein Tanz – mit der Interaktion verschiedener Melodieteile und dem Dublizieren verschiedener Parts, die sich vereinen und in den allumfassenden energetischen Flow passen – während Jesses Schlagzeug sowohl fließend als auch zutiefst melodisch daherkommt. Riser ist darauf angelegt, die rohe Energie der Band einzufangen und ist fesselnd beeinflusst von sowohl Breaks und moderner Schlagzeugproduktion als auch minimalistischer klassischer Komposition.
Nightingale zeigt die Band zutiefst filigran und lyrisch – ein Bandfavorit, der sich auf modernen Folk mit einer wunderbar realisierten Melodie stützt – die Pianist Nick Smart ungezwungen in den Sinn kam, bevor sie beim Jammen ausgearbeitet wurde. Der Song wurde live aufgenommen, wodurch die Performance noch extra in Licht und Glanz getaucht wurde.
Dimu bildet ein weiteres Highlight auf dem Album, das die Lieblings-Rhythmus-Geräte von Schlagzeuger Jesse Barret aus dem Tabla-Repertoire nutzt und durch indische, griechische und arabische Musik sowie moderne Folk-Arrangements inspiriert ist. Dimu beginnt mit einem Saxofon über einem Bett aus Percussion und bewegt sich durch verschiedene Abschnitte, die die Melodie auf einzigartige Weise einrahmen und präsentieren.
Das verführerische, intime Deep Within Mountains zielt darauf ab, den Zuhörer im Raum zu platzieren, während die Band spielt. Es wurde spät nachts aufgenommen, um ein traumartiges, schwellenartiges Ambiente einzufangen. Das Klaviersolo reflektiert diese Stimmung und Energie, während der Inhalt zu den sanftesten, eingehendsten und am wenigsten berührten des Albums zählt.
Anderswo begann das bemerkenswerte Labyrinth mit etwas, das Nick als „eine seltsame Aufnahme auf meinem Smartphone von einem Soundcheck, wo Jordan einen verrückt klingenden Bassklarinetten-Part spielte, den ich schnell aufnahm“ beschreibt. Dadurch entstand ein hinreißendes, komplexes Stück antreibender, fast-zeitgenössischer klassischer Musik, wie sie - wie so viel von der Musik auf Gift from the Trees – von keiner anderen Band als Mammal Hands stammen könnte.
Zu guter Letzt kommt das Album mit dem prächtigen Sleeping Bar zu seinem Abschluss – ein Song, der vollständig im Studio improvisiert wurde. Nick und Jesse begannen mit einem einfachen, aber schrägen geschlossenen Groove und Jordan improvisierte die Melodie übertrieben. Der Track kam ohne jegliche Planung oder Überlegung zustande – er ist einer von diesen speziellen Dingen, die überraschend kamen und der Band das perfekte Ende für ihr jüngstes Geschenk an uns anbot: ein zutiefst packendes Album, das so viel von dem festhält, was Mammal Hands als besondere Band ausmacht, während sie neue Routen und Pfade für ihre schöne, betörende Musik einschlagen.
jazz-fun.de meint:
Die durchdachten Themen voller klanglicher Tiefe zeichnen sich durch eine bekömmliche Melodie aus, um die herum die Musiker gemeinsam Improvisationen und Variationen kreieren. Diese Musik weckt die Phantasie und entführt den Zuhörer in ferne Gegenden. Am besten schließt man die Augen und lässt die Musiker die Landschaften der menschlichen Seele malen.
- The spinner
- Riser
- Nightingale
- Kernel
- (intro) Dimu
- Dimu
- Deep within mountains
- Labyrinth
- Kai
- Sleeping bear
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