Thomas Enhco & Vassilina Serfimova - Bach Mirror

Thomas Enhco & Vassilina Serfimova - Bach Mirror

Thomas Enhco & Vassilina Serfimova
Bach Mirror

Erscheinungstermin: 19.03.2021
Label: Sony, 2020

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Wer Bach noch nicht liebt, der wird es jetzt tun. Das Album verstärkt Bachs Magie durch unwiderstehlichen Rhythmus – eine zeitgemäße Interpretation seines wunderbaren Swings.

Das ist swingender Bach, das ist jazziges Piano von Thomas Enhco, das ist der Rhythmus des Swings in aktueller Interpretation, kongenial mitgestaltet von Vassilena Serafimova an der Marimba. Bach Mirror, der Titel ist klug gewählt. Es sind Interpretationen, Reflexionen und Spiegelungen der Kompositionen von Bach, aber - wie beim realen Spiegel - seitenverkehrt, mitunter etwas „verzerrt“ mit ganz eigener Schönheit.

Die Titel im Detail:

Avalanche
Da wird dieser Musik noch mehr Rhythmus entlockt. Zwar ist schon alles im Bachschen Original vorhanden, hier wird es jedoch hervorragend herausgearbeitet, freigelegt. Das führt dazu, dass die Musik noch stärker swingt, sich rhythmisch intensivere Räume erspielt – eine wunderbare zeitgemäße Interpretation des Meisters. Geradezu genialisch wirkt die Kombination von Piano mit Marimba.

Miroirs
Dunkle Marimba-Sequenzen machen den Anfang. Mit warmtönenden Sequenzen stellt die Marimba das eingängige, balladenhafte Motiv vor. Das Piano folgt: sparsame Akzente durch die linke Akkord-Hand, perlende Läufe der rechten. Das Thema nimmt Fahrt auf, unmöglich, sich dieser Magie zu entziehen - Gänsehaut-Effekt.

Fire Dance
Der holzgetränkte Sound der Marimba liefert eine rhythmische akzentuierte Melodie, auf die sich das Piano mit starken Anschlägen zubewegt. - kraftvoll wie leichthändig. Tiefe Frequenzen vollmundig auskostend, entsteht ein eng verzahntes Zusammenwirken von Thomas Enhco mit Vassilena Serafimova. Feuertanz ... so klingt es.

Jesu, Joy of Man’s Desiring
Einer der übergroßen Klassiker. Die Marimba führt ins Thema, „schlägt die Melodie“ mit zarter Kraft, das Piano hält sich unterstützend zurück. Dann übernimmt es die Melodieführung, um später wieder den Holzplättchen den Vorzug zu überlassen. Obwohl schon oft – glücklicher Weise – gehört, klingt das Motiv erfrischend neu, völlig unverbraucht. Eine zeitgenössische, lebendige Interpretation klassischer Musik.

Vortex
Mit Rhythmen, die tänzerisch „steppen“, geht es weiter. Präparierte Marimba und Klavier erschaffen unerhörte, ungehörte Töne: perlend, stakkatohaft, ohne Unterlass treibend. Eine Musik, die leicht verstört - wie der Blick in den Spiegel.

Organ Sonata No. 3 in D Minor, BWV 527: Vivace
Stärker die Melodie als den Rhythmus betonend, springen Thema und Figuren ins Ohr, zwar durchaus vertraut, aber stärker neu empfindend. Das liegt auch an der fantastischen Spielweise von Vassilena Serafimova und Thomas Enhco, die sich nicht scheuen, sich die Bälle von Harmonie und Melodie ständig zuzuwerfen - auf das es wie neu klingt.

Chaconne
Leise, dunkle Marimba-Sequenzen, helle Töne des Pianos. Das Thema schält sich behutsam heraus, alles bleibt pianissimo, dabei sehr eindringlich, eine unheimlich bestechende Magie. Die Marimba übernimmt das Perlen der Töne, steigert Tempo und Lautstärke, insistiert bis ins Dramatische. Es entsteht ein Power-Sound, den das Piano durch markante Akkorde verstärkt. Das rhythmische Klöppeln der Marimba ist stets präsent, das Piano ergänzt durch quirlige solistische Läufe. Dann entschwindet das Thema sanft, haucht sich aus.

Violin Sonata in A Major, BWV 1015: Allegro assai
Beschwingt, freudig erregt nähern sich die Motive. Ineinander, gegeneinander oder unisono spielend, könnte es auch ein Vier-Hände-Stück für Klavier sein, was es ja auch ist, eben nur mit einem perkussiven Schlaginstrument, das auch melodisch zu glänzen vermag. Und wie sie swingt, diese Musik des Sich-Gegenseitig-Spiegelns. Ach so, die Violinen werden gar nicht vermisst.

Silence
Wie könnte es bei dem Titel anders klingen? Ruhe, Stille, mit Bedacht und Konzentration. Die Anschläge sparsamst in die Komposition tupfen lassen, ohne an Kraft und Ausdruck zu verlieren – die Stille hörbar machen.

Cantata (Sheep May Safely Graze, BWV 208-IX)
Bewegt sich munter und frisch im Raum, ohne Hektik, ohne Nervosität. Gemächlich wandert das Piano durch die Motive der Komposition, dann gesellt sich die Marimba hinzu. Diskret die pianistischen Figuren mit riff-ähnlichen Anschlägen unterstützend, entsteht ein Stück zum Loslassen und Innehalten.

Sur la route (on the Name of Bach)
Klingt wie Bach, ist wohl von Thomas Enhco. Die hölzerne Marimba ist trefflich ins Thema integriert und vermag die Melodielinien elegant rüberzubringen. Die Piano-Läufe perlen, die Marimba schlägt den Rhythmus. Alles zusammen ist es zeitgenössische Klassik, die auch als aktueller Jazz gelten kann. Was auch immer: es ist eine fantastisch swingende Musik.

Air (After Air on the G String)
Einer der Klassiker, vielleicht sogar Der Klassiker überhaupt. Den gibt es in unzähligen Versionen. Mutig, sich an dieses Werk zu wagen. Hier klingt es überzeugend, vielleicht sogar perfekt? Das bleibt „klassischen“ Kritikern überlassen. Den Bach liebenden Jazz-Ohren reicht es zum Gefallen allemal.

Reflets
Auch hier bewegt sich die Musik, schreitet voran, kommt ins Schwingen. Vorsichtig die Melodie variierend, gehen Piano von Thomas Enhco und Marimba von Vassilena Serafimova Hand in Hand. Als harmonische Gourmets können sie ebenfalls die rhythmischen Figuren voll auskosten.

Text: Cosmo Scharmer

  1. Avalanche
  2. Miroirs
  3. Fire Dance
  4. Jesu, Joy of Man's Desiring
  5. Vortex
  6. Organ Sonata No. 3 In D Minor, Bwv 527: Vivace
  7. Chaconne
  8. Violin Sonata In A Major, Bwv 1015: Allegro Assai
  9. Silence
  10. Cantata (Sheep May Safely Graze, Bwv 208-Ix)
  11. Sur la route (on the Name of Bach)
  12. Air (After Air on the G String)
  13. Reflets

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