Tore Brunborg - Slow Snow

Tore Brunborg - Slow Snow

Tore Brunborg
Slow Snow

Erscheinungstermin: 24.04.2015
Label: ACT, 2015

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Aus keinem anderen Land stammen weltweit auf die Bevölkerungszahl gerechnet mehr profilierte Jazzmusiker als aus Norwegen. Jan Garbarek ist der Fixstern, doch war es vor allem auch die zweite, in den 1960er Jahren geborene Generation, die dem „Nordic Jazz“ zu weltweitem Ansehen verhalf: Nils Petter Molvær, Bugge Wesseltoft, Geir Lysne, Eivind Aarset und eben auch der Saxofonist Tore Brunborg. Obwohl in der norwegischen Jazzszene hochangesehen, ist Brunborg international eher als Sideman bekannt. Erst jetzt hat der 54-Jährige mit seinem ACT-Debüt „Slow Snow“ einen internationalen Auftritt in eigener Sache.

Der späte Schritt ins Rampenlicht mag am ruhigen, bescheidenen Naturell Brunborgs liegen. Er wuchs im beschaulichen Voss nördlich der Stadt Bergen auf, einem 7000-Einwohner-Ort am Vangsvatnet-See, umrahmt von Bergen, Wäldern und Wasserfällen. Früh entdeckte Brunborg seine Leidenschaft für die Musik, das Saxofon und den Jazz. Mit 19 ging er nach Bergen zum Knut Kristiansen/ Per Jørgensen Quintet, ein Jahr später wurde er am Trondheimer Konservatorium aufgenommen, schon damals eine Art europäisches Gegenmodell zum amerikanischen Berklee College of Music in Boston und neben Oslo die Kaderschmiede des norwegischen Jazz. Brunborg spielte von 1982 an mit seinem eigenen Trio und Quartett, vor allem aber als Sideman bei nahezu allen wichtigen Jazzern seines Landes, von Arild Andersen und Jon Christensen über Jon Balke und Nils Petter Molvær bis zu Geir Lysnes Listening Ensembles oder Tord Gustavsen, und schließlich auch mit internationalen Stars wie Billy Cobham, Pat Metheny und Manu Katché.

Manu Katché, der gerne neue Einflüsse sucht und seine Bands oft umbesetzt, hält seit vielen Jahren an Brunborg fest und hat unlängst erklärt, warum: „Zunächst ist er ein großartiger, bescheidener Mensch, der es einem leicht macht, mit ihm zu arbeiten oder auf Tour zu gehen. Der musikalische Grund ist noch wichtiger. Tore wird rot, wenn ich es ihm sage, aber es ist wirklich so: Wenn er spielt, klingt es immer genau so, wie ich es mir beim Komponieren vorgestellt habe, ohne die Klänge erzeugen zu können. Wenn ich definieren müsste, wie meine melodischen Ideen, meine Sound-Fantasien für Bläser aussehen, dann würde ich immer sagen: Hör dir Tore an. Ich kann es nicht erklären, er macht es einfach.“

Dass er nicht nur für fremde Ideen den perfekten Ausdruck findet, wurde zuletzt so auffällig, dass Tore Brunborg 2012 mit dem „Buddyprisen“, dem wichtigsten Jazzpreis Norwegens, ausgezeichnet wurde. Nun beweist er es auf dem ausschließlich mit eigenen Kompositionen bestückten „Slow Snow“. Das Spiel mit Nähe und Distanz, mit Entspannung und Verdichtung, mit Exzentrik und Schlichtheit, mit elektronischen Sounds und Naturklang charakterisiert das Album. Vor allem der Gegensatz zwischen den ganz reduzierten, mitunter fast knorrigen Basis-Rhythmen und -Motiven und den warmen und lyrischen Saxofonlinien verleiht Stücken wie „History“ oder „Tree Strong, Tall Swaying, Swinging, Sighing“ (der Titel ist fast schon eine allegorische Inhaltsbeschreibung) einen beseelten, kraftvollen Flow, der fesselt. Dafür hat sich Brunborg die passenden Mitstreiter gesucht: Am Schlagzeug den 46-jährigen, fünfmal mit dem „Spellemannprisen“ (dem norwegischen Grammy) ausgezeichneten Per Oddvar Johansen, der auch bei Trygve Seim, The Source oder Solveig Slettahjell seine Vorliebe für feinsinnige Wucht unter Beweis stellte. Am Bass, mit Steinar Raknes, einen der talentiertesten jüngeren Vertreter, der schon mit US-Stars wie Chick Corea, Michael Brecker und Bobby McFerrin spielte. Und schließlich Eivind Aarset, seit Jahren der renommierteste norwegische Gitarren-Experimentator, der auf „Slow Snow“ eine Vielzahl spannender, auch elektronischer Sounds beisteuert.

Wie beim großen Teamplayer Tore Brunborg nicht anders zu erwarten, passt zwischen diese vier kein Blatt Papier. Eine echte Band mit wahrhaftiger, tief empfundener Musik ist hier zu hören. Und ganz nebenbei zeigt Brunborg auf „Slow Snow“ - was viele Kollegen wussten, aber noch nicht das Publikum - schon beim Einstieg mit „Shelter“, dass er auch ein großer Melodiker und feinfühliger Anschlagmeister am Klavier ist.

Es ist an der Zeit, einen stillen Helden des Nordic Jazz zu entdecken.

Tore Brunborg - tenor saxophone & piano
Eivind Aarset - guitars & electronics
Steinar Raknes - double bass
Per Oddvar Johansen - drums & electronics

  1. Shelter
  2. Tune In
  3. History
  4. Tree Strong
  5. Tall Swaying
  6. Swinging
  7. Sighing
  8. Now’s The Time
  9. Wherever You Go
  10. Lost And Found
  11. Liquefied
  12. Slow Snow
  13. Light A Fire Fight A Liar

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