Torsten Goods - Thank You Baby!

Spätestens seit seinem letzten Album "Love Comes To Town“ hat sich allgemein herumgesprochen, dass Torsten Goods einer ist, der „den großen Groove beherrscht“ (Süddeutsche Zeitung), bei dem sich „Popjazz so gut anfühlt wie seit George Benson nicht mehr“ (Kulturnews), weil er eben „Gitarre spielen kann wie George Benson, singen wie Frank Sinatra und komponieren wie Joe Sample“ (wiederum die Süddeutsche Zeitung). Und der gerade mal 34-Jährige ist keiner, der sich frühvollendet auf den Lorbeeren ausruht. Nach seinem frühen Durchbruch mit Ende 20 setzte er sich gezielt neue Reizpunkte: Er zog von Nürnberg nach Berlin, spielte mit Größen wie Till Brönner und versicherte sich seiner musikalischen Identität, indem er auch mal mit Popstars wie Sarah Connor arbeitete.
Spiritual, Blues und Rootsmusik ist der kreative Ausgangspunkt auf „Thank You Baby!“ „Schon als kleiner Junge wurde ich mit dieser Musik vertraut gemacht. Meine irische Mutter hörte neben dem Jazz mit Vorliebe auch Spirituals und Soul, mein Vater ist Bluesmusiker. Und als mir Siggi Loch vorschlug, mich dieser Musik auf meinem neuen Album zu widmen, fühlte ich mich sofort an meine Kindheit erinnert und war sofort begeistert. Es konnte nicht darum gehen, die alten Meister zu kopieren und in Nostalgie zu verfallen, sondern darum, mich selbst auszudrücken“, berichtet Torsten Goods über die Vorbereitungen zum Album.
Hatte „Love Comes To Town“ noch mit Gästen und Bläserarrangements geglänzt, setzte man hier nun ganz auf die kompakte Quartett-Besetzung, die umso überzeugender ausfällt, weil „Siggi Loch mir dafür meine Traumband zusammengestellt hat“. Das ist zunächst Wolfgang Haffner am Schlagzeug, der auch das Album produzierte. „Mit seinem Verständnis von Groove und musikalischer Reduktion sind wir ganz auf einer Wellenlänge“ stellt Goods fest. Dazu kam an Fender Rhodes und Piano Roberto Di Gioia, ein alter Freund Haffners, mit dem er vor Jahren ein heute legendäres und funkiges NuJazz-Projekt in Szene gesetzt hatte: „Von ihrer Zappelbude war ich schon als Teenager ein großer Fan“ erinnert sich Goods. „Roberto ist ja nicht nur ein unfassbarer Jazzpianist, damals hierzulande der Beste in diesem Stil, er hat auch wie Wolfgang immer über den Tellerrand hinausgeschaut und spielt heute ja auch mit Pop-Größen wie Max Herre.“
Der Vierte im Bunde ist niemand Geringerer als Tim Lefebvre, der amerikanische Rudder-Bassist, der bekanntlich bereits Michael Wollny und Eric Schaefer so tief beeindruckt und inspiriert hat, dass mit „Weltentraum“ das meist dekorierte und erfolgreichste deutsche Jazz-Album des Jahres 2014 dabei herauskam.
Wie breit und ideal für Goods Zwecke sein Spektrum ist, mag veranschaulichen, dass Lefebvre gerade den Bass-Part für das neue Studioalbum der Supergroup Toto übernommen hat und festes Bandmitglied der Tedeschi Trucks Band ist. Interessanterweise war das für Goods ein Wiedersehen mit einem alten Bekannten: „Ich hatte Tim schon Anfang der Jahrtausendwende während meiner Studienzeit in den USA kennengelernt.“
Bei so vielen Gemeinsamkeiten ist es kein Wunder, dass sich bei der Studioarbeit „eine coole Magie“ einstellte, wie Goods berichtet. „Wir haben die Stücke jeweils einfach mal zusammen ausprobiert, bis wir an den Punkt kamen, wo wir alle dachten, dass wir angekommen sind. Dann haben wir es drei Mal aufgenommen, jedes Mal anders. Und dann hatten wir es. Die Musik sollte pur, und wie live gespielt klingen, ohne Overdubs, wie in den 60er Jahren aufgenommen wurde, mit diesem Sound eben.“ Davon kann man sich bei „Thank You Baby!“ sozusagen auf breiter Front überzeugen: Ob beim unwiderstehlich anrollenden archaischen „Work Song“ von Nat Adderley, beim mit viel Sechzigerjahre-Charme durchdrungenen „Halleluja I Love Her So“ von Ray Charles, beim faszinierend reharmonisierten und auf die Essenz reduzierten, tief melancholischen „Where Did You Sleep Last Night“ von Lead Belly, beim durchgehend improvisierten Standard „Afro Blue“ aus der Feder von Mongo Santamaria oder beim hier mörderisch swingenden „How Sweet It Is“, dem von Marvin Gaye berühmt gemachten Motown-Klassiker. Dieser Titel war auch Inspiration für den Albumtitel: „With sweet love and devotion, deeply touching my emotion. I want to stop and thank you baby“ heißt es hier. Als Siggi Loch diese Zeilen bei Abhören des Masterbands hörte, sprach ihm das spontan aus der Seele als Leitspruch für die Musik des gesamten Albums. Denn Torsten Goods und seine Mitstreiter haben sich mit viel Liebe und Hingabe das Repertoire zu eigen gemacht, um die Emotionen ihrer Zuhörer tief zu berühren. Please don’t stop... Thank you, Torsten!
Torsten Goods, vocals & guitar
Roberto Di Gioia, Fender Rhodes & piano
Tim Lefebvre, Fender Jazz Bass & double bass
Wolfgang Haffner, drums
- Work song
- Brother, where are you
- Midst of your love
- How sweet it is
- Lord, I need a woman
- Kyrie
- Nobody knows the trouble I´ve seen
- Hallelujah, I love her so
- Angel
- Sing hallelujah
- Afro blue
- Where did you sleep last night
- Everything must change
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