Trombone Shorty (Troy Andrews) - Parking Lot Symphony

Trombone Shorty (Troy Andrews) - Parking Lot Symphony

Trombone Shorty
Parking Lot Symphony

Erscheinungstermin: 28.04.2017
Label: Blue Note, 2017

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Erschrecken Sie nicht gleich! Trombone Shorty beginnt "Parking Lot Symphony" zwar mit einem jener für New Orleans so typischen, Soul-getränkten Klagelieder, aber das neue Album ist alles andere als ein Trauerspiel und nimmt schnell reichlich Fahrt auf. Mit der etwas ungewöhnlichen Einleitung "Laveau Dirge No. 1" - benannt nach Marie Laveau (1794-1881), einer der berühmtesten Voodoo-Königinnen der Stadt - offenbart Troy Andrews a.k.a. Trombone Shorty nur, wo er seine Wurzeln hat, bevor er seine Fühler in elf weiteren sehr abwechslungsreichen Songs in alle möglichen musikalischen Richtungen ausstreckt. Mal serviert er einem fetzigen Brass-Band-Sounds, dann wieder unwiderstehliche funkige Grooves oder eine satte Dosis Blues. Und natürlich reflektiert er in seiner Musik auch zeitgenössische Hip-Hop- und Pop-Einflüsse.

Auf die Frage, warum man so lange auf den Nachfolger von "Say That To Say This" warten musste (das von Raphael Saadiq produzierte letzte Album erschien 2013), hat Andrews eine simple Antwort parat: "Ich war mir gar nicht bewusst, dass so viel Zeit vergangen war. Manche Künstler arbeiten nicht, bis sie eine neue Platte herausgeben. Aber ich habe nie eine Pause eingelegt." Das stimmt. In den letzten vier Jahren absolvierte Andrews seinen fünften Auftritt im Weißen Haus, trat mit Macklemore und Madonna bei den Grammys auf, spielte auf Alben von She & Him, Zac Brown, Dierks Bentley und Mark Ronson mit, war auf Tourneen im Vorprogramm von Daryl Hall & John Oates und den Red Hot Chili Peppers zu hören, trat in der Foo Fighters-Dokumentarserie "Sonic Highways" auf, verlieh den Erwachsenen im neuen "Peanuts Movie" ihre ikonischen Stimmen und brachte ein Kinderbuch über sein Leben heraus, das 2016 mit dem Caldecott Honor Book Award ausgezeichnet wurde. Am 7. April wird Trombone Shorty außerdem beim New Orleans Jazz & Heritage Festival das Erbe von Crescent-City-Größen wie den Neville Brothers und Professor Longhair antreten und mit seiner Band das prestigeträchtige Abschlusskonzert geben.

Mit "Parking Lot Symphony", seinem ersten Album für Blue Note Records, katapultiert Troy Andrews seine Karriere nun in eine neue, noch höhere Umlaufbahn. Zu diesem Zweck tat er sich mit dem Grammy-nominierten Produzenten Chris Seefried (Andra Day, Fitz and the Tantrums) und einem überraschenden Aufgebot von Koautoren und Musikern zusammen, darunter Mitglieder von Edward Sharpe & The Magnetic Zeros, The Meters, Better Than Ezra und Dumpstaphunk. Doch den Grundstein für das Album legte er zunächst ganz allein bei sich zu Hause in New Orleans.

"Ich war zwei Wochen zu Hause und nutzte die Zeit, um ins Studio zu gehen und den ‘Spielplatz’ einzurichten", erinnert er sich. "Ich baute alle Instrumente in einem Kreis auf: Tuba, Posaune, Trompete, Keyboards, Fender Rhodes, Wurly, Hammond-B3-Orgel, Gitarre, Bass, Schlagzeug - und dann vergrub ich mich in der Mitte all dieser Instrumente." Er nahm mehr als genug Ideen für ein Album auf und ließ dann alles erst einmal ein ganzes Jahr lang ruhen. Nicht etwa, weil er zu sehr mit anderen Dingen beschäftigt war, sondern um auf Tournee zu gehen und zu sehen, wie sich diese Musik dort entwickeln würde. Als Andrews schließlich mit der kompletten Band ins Studio zurückkehrte, wurden diese Songs erst richtig mit Leben gefüllt.

Sehr anschaulich wird das am Beispiel der beiden einzigen Cover-Songs dieses Albums, die zwei echte Juwelen aus dem "NOLA Songbook" sind: "Here Come The Girls", ein 1970 von Allen Toussaint geschriebenes und von Ernie K. Doe aufgenommenes Lied, klingt in Trombone Shortys Version (mit Ivan Neville am Klavier) zugleich derb und majästetisch, als stamme es von einem aktuellen Bruno-Mars-Album; das liebeskranke "It Ain’t No Use" der Meters hingegen kombiniert klassische Rhythm’n’Blues-Vibes mit einem himmlischen Chorgesang und einer peppigen Gitarre, die von Meters-Legende Leo Nocentelli höchstpersönlich gespielt wird.

Die Geschichte, die sich um diese Aufnahme rankt, ist fast zu gut, um wahr zu sein. Die Sessionband - Gitarrist Pete Murano, die Saxophonisten Dan Oestreicher und BK Jackson sowie Schlagzeuger Joey Peebles mit Dumpstaphunks Tony Hall, der hier für den Orleans-Avenue-Bassisten Michael Ballard eingesprang - war im Studio, um "It Ain’t No Use" einzuspielen. Hall hatte sogar einen alten Akustikbass mitgebracht, den er vor Jahren Nocentelli abgekauft hatte und der bei den ursprunglichen Meters-Sessions zum Einsatz gekommen war. Auf dem Weg zur Toilette sah Trombone Shorty Nocentelli aus einem anderen Aufnahmeraum kommen. Es schien Bestimmung gewesen zu sein.

Aber das ist eigentlich nichts Ungewöhnliches für Jemanden, der in einer der musikalischsten Familien des Tremé-Viertels aufgewachsen ist. Andrews erhielt seinen Spitznamen, als er mit vier Jahren erstmals eine Posaune in die Hand nahm. "Meine Eltern drückten mir die Posaune aufs Auge, weil sie nicht noch einen Trompeter in der Familie brauchten", berichtet er lachend. Denn die spielte schließlich schon sein älterer Bruder James. Mit acht Jahren leitete Troy bereits eine eigene Band, mit der er bei Paraden, in Hallen und sogar Bars auftrat. "Sie mussten die Türen abschließen, damit die Polizei nicht hereinplatzen konnte." Veranstalter übergaben die Honorare immer seinen älteren Cousins, die sie aber netterweise gleich an den Jungen weiterreichten. Als Teenager absolvierte er erste Auslandsauftritte mit den Neville Brothers. Und direkt nach Abschluss der Highschool (er besuchte das New Orleans Center for Creative Arts) holte ihn Lenny Kravitz in seine Band.

In dieser Zeit, in der er auch drei Trombone-Shorty-Alben aufnahm und zahlreiche Kollaborationen einging, entwickelte Troy Andrews einen Appetit für alle möglichen Sorten von Musik. Und auf "Parking Lot Symphony" stellt er diese Vielseitigkeit nun besonders beeindruckend zur Schau. In dem Song "Familiar", den Trombone Shorty zusammen mit Aloe Black schrieb, erschafft er praktisch ein neues Genre, das man Trap-Funk nennen könnte. In dem Stück kehrt er außerdem seinen inneren R. Kelly hervor und lässt seinen ganzen Charme spielen, um eine alte Flamme zurückzuerobern. Die Instrumentalnummer "Tripped Out Slim" (das war der Spitzname eines Familienfreundes, der kürzlich verstarb) wiederum könnte auch aus der Feder von James Brown stammen. Und wenn man bei dem mit Kevin Griffin (Better Than Ezra) geschriebenen Stück "Where It At?" ganz genau hinhört, entdeckt man vielleicht sogar ein bisschen Y2K-Pop. "Ich weiß, dass es, als ich die Highschool besuchte, alles andere als cool war, Musik von *NSYNC oder Britney Spears zu hören", gesteht Troy Andrews, "aber diese Basslinien und Melodien sind funky." Und sie passen erstaunlich gut zu all den Earth, Wind & Fire-Anklängen, die unter diesen Songs brodeln.

Was für eine weite musikalische Reise Trombone Shorty auf "Parking Lot Symphony" zurückgelegt hat, wird deutlich, wenn er in der letzten Nummer "Laveau Dirge Finale" auf das Eingangsthema zurückkommt, aber es in vollkommen andere Gefilde führt.

  1. Laveau Dirge No. 1
  2. It Ain't No Use
  3. Parking Lot Symphony
  4. Dirty Water
  5. Here Come The Girls
  6. Tripped Out Slim
  7. Familiar
  8. No Good Time
  9. Where It At?
  10. Fanfare
  11. Like A Dog
  12. Laveau Dirge Finale

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