Zuzana Leharova Quartet - Knochenmann

Zuzana Leharova Quartet - Knochenmann

Zuzana Leharová Quartet
Knochenmann

Erscheinungstermin: 02.10.2020
Label: Double Moon Records, 2020

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Zuzana Leharova – Violin
Constantin Krahmer – Piano
Bastian Stein - Trumpet
Nils Tegen – Drums
Joscha Oetz - Bass

Die Violine und der Jazz – trotz herausragender Protagonisten wie Stéphane Grappelli, Jean- Luc Ponty oder Regina Carter von jeher ein nicht gerade allzu inbrünstiges Liebesverhältnis. Mit der Geigerin Zuzana Leharova versucht nun erstmals ein Mitglied der Jazz thing Next Generation, die sorgfältig gepflegten Vorurteile mit einem Bogenstrich in Luft aufzulösen. Die Mittel, die sie dabei verwendet, könnten authentischer kaum sein. In der Slowakei geboren, besitzt Leharova die österreichische Staatsbürgerschaft, lebt aber in Köln. Ein unorthodoxer, extrem spannender Mix aus Herkünften und stilistischen Einflüssen, aus Identitätssuche und Zugehörigkeit, aus Abenteuerlust und Entschlossenheit, der in jeder Sekunde ihre Musik und ihr Violinspiel bestimmt.

„Da Geiger*Innen in der Regel eine klassische Vorbildung genossen haben, ist es nicht so einfach, um den Jazzgeiger Mic Oechsner zu zitieren, ´alle Wertvorstellungen von Geigenmusik über Bord zu werfen`“, meint Zuzana Leharova. Dazu würde zum Beispiel ein „großer“ Ton gehören, oder das Vibrato, aber vor allem die Tonerzeugung. Um von den traditionellen Gegebenheiten wegzukommen, braucht es eine andere Bogentechnik. Und vor allem Mut. Den beweist Zuzana Leharova mit ihrer Debüt-CD „Knochenmann“, deren Titel dem gleichnamigen Kriminalfilm aus der Brenner-Roman Reihe mit Josef Hader in der Hauptrolle entliehen ist. Die skurrile, typisch österreichische, von jeder Menge schwarzem Humor geprägte Atmosphäre des Streifens beeinflusste die zehn Titel, die Leharova mit dem Trompeter Bastian Stein, dem Pianisten Constantin Krahmer, dem Bassisten Joscha Oetz und dem Schlagzeuger Nils Tegen einspielte, nachhaltig. Dabei entstand ein flirrendes, exzentrisches, knallbuntes Sammelsurium, in dem die Geigerin ihren persönlichen Inspirationsquellen Wayne Shorter, Carla Kihlstedt, Zbigniew Seifert, Mark Feldman, Bach, Eugène Ysaÿ, Beriot, Arvo Pärt oder dem Grunge der 1990er eine Plattform zimmert, die problemlos auf dem Wiener Zentralfriedhof angesiedelt sein könnte. Denn dort feiert der Knochenmann bekanntlich gerne wilde Partys mit Lebenden und Toten. „Sehr heimatlastig“, lacht Zuzana Leharova.

Für die Violinistin bauen die Stücke aber auch eine Brücke in ein anderes ihrer Herkunftsländer, nämlich die Slowakei. Das spiegelt sich sowohl in einigen Titelnamen wie in den melodiebetonten, folkloristisch anmutenden Themen wider. „Páslo Dievca Pávy“ zum Beispiel bedeutet so viel wie „Pfauenmädchengürtel“, „Pokúšenie“ lässt sich mit „Versuchung“ übersetzen, während das traurigmorbide „Rozlúcka“ auch ohne Kenntnis der slowakischen Sprache im Prinzip nur „Abschied“ heißen kann. Dass ihr aktuelles Kölner Domizil ebenfalls nachhaltig den Sound von „Knochenmann“ prägte, liegt genauso auf der Hand. „Die Szene übt einen starken Einfluss auf mich aus, weil ich hier immer wieder in neue Projekte eingebunden bin, in verschiedenen Formationen spiele, die mit Jazz zu tun haben, aber nicht zwangsweise. Dabei treffe ich immer wieder auf bekannte oder unbekannte Musikerpersönlichkeiten aus verschiedenen Sparten wie der freien Improvisation oder der Klangkunst. Diese Begegnungen setzen Impulse und erweitern meinen Horizont. Ich denke dann weniger in Kategorien, sondern lasse Ideen und Erfahrung einfach mit einfließen.“

Drei Einflüsse, wie sie unterschiedlicher kaum sein könnten. Und doch ergeben sie eine schlüssige Quersumme, die beim Genuss der CD immer klarer auf den unverkennbaren Persönlichkeitsstil hinweist, mit dem die Newcomerin sich und ihr exotisches Instrument in Szene setzen will. Irgendwann, so hofft Zuzana Leharova, wird niemand mehr die Nase rümpfen, wenn eine Geige in der Besetzungsliste einer Jazzformation auftaucht. Es gebe heutzutage weit mehr technische Möglichkeiten, das Instrument so abzunehmen, das es gut klingt beziehungsweise man mit dem Sound zufrieden sein könne. Ein wesentlicher Unterschied zu früher, denn viele der alten Violine- Aufnahmen hätten, rein technisch gesehen, nicht so toll geklungen.

„Ich habe den Eindruck, dass heutzutage viel mehr Geiger*Innen auf dem Weg sind und nach neuen musikalischen beziehungsweise kompositorischen Wegen suchen, um das Instrument im Jazz in den Fokus zu rücken.“ Gut möglich, dass ihnen Zuzana Leharova und ihr „Knochenmann“ dabei eine Tür geöffnet haben.

Text: Double Moon Records

  1. Paslo dievca pavy
  2. Intro pokusenie
  3. Pokusenie
  4. Dance between two pines
  5. Knochenmann
  6. Cosmic dreamscape
  7. Rozlucka
  8. Terranauts
  9. Hoehentraum
  10. Coral

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