Hugo Read - Of Pain And Glory

Hugo Read - Of Pain And Glory

Hugo Read
Of Pain And Glory

Erscheinungstermin: 15.11.2019
Label: Double Moon, 2019

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Hugo Read - saxophone
Ramesh Shotham - percussion
Thomas Rückert - piano
Reza Askari - double bass
Conrad Noll - cello

Er gilt als eine Art europäischer Steve Coleman. Seine Risikobereitschaft, neuen Jazz, Elemente der E-Musik und rhythmische Energie mit akustischen Strukturen und elektronischen Beigaben zu verweben, gebiert eine ganz besonderen Klangwelt, die es ihm ermöglicht, einen Weg abseits gepflasterter Vorbilder-Straßen einzuschlagen. Hugo Read ist ein Grenzgänger par excellence, einer, der sich längst selbst als Maßstab begreift und sich nie mit Dingen zufrieden gibt, die schon irgendwo, irgendwann und von irgendwem einmal gespielt wurden.

Auch sein aktuelles Album „Of Pain And Glory“ ist ein Markstein, der exemplarisch für die Entwicklung des Saxofonisten und Komponisten steht. Weil bei Read Jazz und Neue Musik zu jeder Zeit nur zusammen funktionieren, braucht er auch offene, scheuklappenfreie Mitmusiker mit universellen Interessen und Erfahrungen. So erklärt es sich, dass der 65-Jährige diesmal mit dem Pianisten Thomas Rückert, dem Cellisten Conrad Noll, dem Bassisten Reza Askari und dem Perkussionisten Ramesh Shotham ein Quintett um sich schart, das auf all seinen kompositorischen Umwegen, Achterbahn-Fahrten und labyrinthischen Verzweigungen Schritt halten kann. Dies ist bei mitunter suitenhaft angelegten Stücken wie „Whistle Up“, „I Obliget To Sing“, „Another Shape Of Blue“, „Elegie für Saxofon, Cello und Klavier“, „Sequenza 1 und 2“, „June Moon“, „Turnaround“, „Lost Waltz“ oder „To Myself“ keineswegs leicht, aber auch dringend notwendig. „Sie sind in der Lage, meine sehr unterschiedlich inspirierten Kompositionen zu verstehen und umzusetzen“, freut sich Hugo Read.

Er wirkt mit sich im Reinen. Denn jeder der elf Titel spiegelt eine Facette seiner vielschichtigen musikalischen Entwicklung wider. „Schuld“ daran war sicherlich die Zusammenarbeit mit Karlheinz Stockhausen ab 1979. Weil den revolutionären Klangforscher die Musikalität und der lyrische Klang des Saxofonisten faszinierte, engagierte er ihn stehenden Fußes für die Inszenierung von „Sternklang“ in der Beethovenhalle Bonn und später dann für Konzerte, Tourneen und die Uraufführungen der beiden Opern „Tuesday“ und „Thursday“. Hugo Read, der 1981 den Förderpreis des Landes Nordrhein-Westfalen für Musik erhielt, seit 1991 als Professor für Saxofon und Ensembleleitung an der Folkwang Universität Essen lehrt und sich auf seinen weltweiten Konzertreisen stets auf der schmalen Grenze zwischen Jazz und Neuer Musik bewegt, genießt diesen Spitzentanz zwischen den Extremen. „Die Stücke sind einerseits von Volksmusik inspiriert, aber auch von meinen Studien der Neuen wie auch der Romantischen Musik und natürlich vom modernen Jazz. Charakteristisch für das gesamte Album ist ein sehr individueller Umgang mit der Harmonik und ein sehr ausgeprägter emotionaler Gehalt.“

Wenn einer ganz offenkundig „von Qual und Ruhm“ spricht, die er regelmäßig beim intuitiven Prozess des Musizierens durchlebt, dann kommt dies einem überaus persönlichen Statement eines hochsensiblen Musikers gleich, der seit vielen Jahren darum kämpft, nicht mehr in die handelsüblichen Schubladen gepresst, weggesperrt und deshalb – nolens volens – überhört zu werden. „Die Kategorisierung von Musik erübrigt sich längst“, stellt Read trocken fest, „da die musikalische Orientierung kreativer Köpfe schlicht alle Musik umfasst und somit als Melange automatisch in diese einfließt.“ Jeder kann das spüren und hören. Seine uneitle Eleganz und natürliche Souveränität im Umgang mit den geschriebenen Noten sowie seinem Instrument fördert deshalb ein besonders entspanntes und zugleich inspiriertes Album zutage, das in seiner reichen Diskografie zutage wie auf dem unübersichtlichen, uniformen Markt wie ein helles Strahlen wirkt. „Of Pain And Glory“ ist ein spannendes Hörvergnügen, ein anregendes Abenteuer, ein vitaler Kontrast zum gängigen Mainstream und ein dezentes Signal zum Niederreißen stilistischer Grenzen. Es präsentiert eine grandiose Ansammlung von Musikern sowie einen Hugo Read, der nie besser war als heute. „Ich bin der Ansicht, dass Qualität über Stilistik steht“, sagt der Protagonist. Niemand könnte Hugo Reads Alleinstellungsmerkmal besser auf den Punkt bringen, als er selbst.

Text: Double Moon Records

  1. Of Pain and Glory
  2. Whistle Up
  3. I Am Obliged to Sing
  4. Another Shape of Blue
  5. Elegie Für Saxophon, Cello und Klavier
  6. Sequenza 1
  7. June Moon
  8. Turnaround
  9. Sequenza 2
  10. Lost Waltz
  11. To Myself

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Kommentar von Georg Hipart |

Der Vergleich mit Steve Coleman ist so was von daneben, dass es erschreckend ist.

Bitte rechnen Sie 7 plus 4.