Paul Jarret - Ghost Songs

Paul Jarret - Ghost Songs

Paul Jarret
Ghost Songs

Erscheinungstermin: 25.06.2021
Label: Neuklang, 2021

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Paul Jarret - guitar
Jim Black - drums
Jozef Dumoulin - rhodes & bass Synth
Julien Pontvianne - tenor sax

In Paris geboren, ist Paris die Welt – sollte man meinen. Paul Jarret, schwedische Mutter, französischer Vater, hat sich schon in recht jungen Jahren ein beachtliches Standing in der französischen Jazzszene erarbeitet. Sowohl als Leader in eigenen Formationen (Pj5, EMMA, Sweet Dog), wie auch als begehrter, stilistisch unvoreingenommener Sideman zwischen Jazz Standards, Indie-Pop und eher experimentellen Konzepten, kann sich der vielseitige Gitarrist über einen Mangel an Beschäftigung nicht beklagen.

Nach seinem Erfolg bei den „Talents Adami Jazz“ zieht es ihn jedoch erkennbar ins Internationale. Für sein aktuelles Projekt Ghost Songs hat sich Jarret den New Yorker Ausnahmedrummer Jim Black eingekauft, was sich schon beim ersten Hören als äußerst kluge Investition erweist.

Ghost Songs ist eine epische Suite aus unbetitelten, nummerierten Eigenkompositionen Jarrets, die meist aus schlichten melodischen Keimzellen komplexe Klangstrukturen entwickeln. Es geht nicht um effektvolles Solieren über ein Thema, es geht um die die Genese von Klangflächen, haptischen Texturen, die gerne an den Rändern auch ausfransen dürfen, es geht um rhythmische Mehrdeutigkeit, um die Kreation lebendiger Organismen aus dem Material, das die Geister im Raum zurückgelassen haben: knappe, volksliedhaft definierte Melodiesegmente und Klangmodelle, die sowohl von Alternative Rock wie auch klassischem Kammerjazz inspiriert sein können – mitunter in harten Jumpcuts gegeneinander geschnitten. Die eigentlichen Erscheinungen jedoch begegnen uns in den freien Interventionen, die – specter genannt – uns in die Sphären des Noise geleiten. Denn wir wissen: Bevorzugt aus Weißem Rauschen sprechen die Geister zu uns.

Die Gitarre arbeitet nie vordergründig, immer als Teil der Textur. Mal dezent ins Ambiente zurückgezogen, dann wieder krawallig mit reichlich Gain und Feedback. Irgendwo zwischen Bill Frisell und Fred Frith. Diverse Delays und Bandecho-Emulationen (vorwärts wie rückwärts) finden Verwendung, immer stilsicher und im Geist der eigenen Sache.

Jozef Dumoulin füllt mit dem Rhodes die harmonischen Räume und sorgt für synthetischen Bass wo nötig, selbst Julien Pontvianne verzichtet auf große Soli, auf die er am Saxophon quasi ein Anrecht hätte. Die knappen melodischen Outlines eröffnen ihm dagegen schnell den Zugang zum freien Geräusch.

Dass Jim Black auch das filigrane Gewebe beherrscht, wird schon im Intro deutlich; wirklich wohl aber fühlt er sich hörbar dort, wo es wuchtig wird, wo er auch mal mutwillig aus dem Tritt geraten darf, nur um drei vier Takte später wieder alles auf Linie zu knüppeln. Das ist flexing im besten Wortsinn: sensibles Muskelspiel.

Das erste Abenteuer dieser vier Geisterjäger ist für den deutschsprachigen Raum ab sofort auf Neuklang zu entdecken.

Text: Neuklang

jazz-fun.de meint:
Das Ganze ist ein sorgfältiges Anhören wert, notwendigerweise in seiner Gesamtheit und unter angenehmen Bedingungen, wegen der großen Bandbreite des aufgenommenen Materials. Die Musik ist voller improvisatorischer Lebendigkeit, äußerst interessant und faszinierend.

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