Solveig Slettahjell - Pixiedust

Solveig Slettahjell - Pixiedust

Solveig Slettahjell
Pixiedust

Erscheinungstermin: 27.1.2006
Label: ACT, 2005

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Seit Jahren werden wir von großartigen Jazztalenten aus Skandinavien überrascht. Obwohl man vermuten könnte, dieser Fluss stetiger Kreativität müsste langsam abreißen, wurde auf der JazzBaltica 2004 wieder ein neues, großes Talent entdeckt: Die norwegische Sängerin Solveig Slettahjell (sprich: Sulwej Schlettajell), die auf Anhieb Presse und Publikum in ihren Bann zu ziehen vermochte. Die Kritik äußerte sich geradezu euphorisch: Für den Beobachter der Fachzeitschrift "Jazzthetik" war Solveig Slettahjell schlicht "die Sensation des Festivals", das ganz im Zeichen der "Voices in Jazz" stand.

In Norwegen gilt Solveig Slettahjell als eine der beliebtesten Jazzinterpretinnen. Nach dem Studium an der Norwegischen Musikakademie in Oslo startet sie in den neunziger Jahren ihre Karriere mit Countrystücken, Jazzstandards und norwegischen Folkliedern, unter die sich auch gelegentlich ein Song von Prince oder Tom Waits mischt. Doch Solveigs Ambitionen werden mit der Zeit immer anspruchsvoller. In den Gesangsensembles vonDrei und Kvitretten formuliert sie einen experimentierfreudigen Stil, eine Art lautmalerische Technik, mit der sie Silben und Wörter bricht, dreht, verlängert, verkürzt, harmonisch bearbeitet und so eine unverwechselbare Stimmarchitektur schafft.

Für ihr Album Silver gewinnt sie im Frühjahr 2005 neben anderen Auszeichnungen den "Spellemannsprisen", das norwegische Äquivalent für den Grammy. Der Jury muss wohl schon damals die vollkommen unprätentiöse Art und Weise gefallen haben, wie Solveig immer wieder einen ganz eigenen Zugang zu Jazzstandards wie Cole Porters "What Is This Thing Called Love" oder Jerome Kerns "Looking For The Silver Lining" findet.

Auf Pixiedust, ihrem Debüt bei ACT, geht Solveig Slettahjell noch einen Schritt weiter. War das Prinzip der Langsamkeit bereits auf ihren früheren Alben unverzichtbares Stilmittel, so gelangt Solveig zusammen mit ihrem Ensemble, dem "Slow Motion Quintet" - hat es je einen passenderen Namen für eine Band gegeben? - zur Perfektion.

Die Kunst der Langsamkeit – sich Zeit nehmen, innehalten, den Puls senken, dem eigenen Rhythmus folgen: Setzte schon Sten Nadolnys literarischer Welterfolg von 1983: "Die Entdeckung der Langsamkeit" diese Werte der Schnelllebigkeit und Unrast unserer Gesellschaft entgegen, so stellt das Slow Motion Quintet eindrücklich unter Beweis, wie suggestiv und sinnlich, wie facettenreich und überraschend neu Töne und Texte erklingen können, wenn sie aus einer bewussten musikalischen Gelassenheit und Ruhe heraus entstehen. Spätestens seit Nadolny weiß man: Langsamkeit wirkt wie ein Vergrößerungsglas, der Blick schärft sich, der Langsame sieht mehr – Solveig Slettahjell lehrt uns, dass der Langsame auch mehr hört bzw. zu Gehör bringt, und dass in der Verzögerung, der Pause, ja selbst der Stille mehr Spannung und Bedeutung liegen kann, als im tosenden Strudel unserer alltäglichen Hektik.

"Pixiedust" konfrontiert mit einer Fülle ruhig fließender Klänge und Emotionen. Das stimmliche Spektrum, über das Solveig Slettajhell souverän verfügt, reicht dabei von der sanften Balladenrezitation bis zu Ausflügen in die Avantgarde, die nicht zuletzt auf den Einfluss ihrer Mentorin und früheren Lehrerin, der Osloer Sängerin Sidsel Endresen, zurückzuführen sind. Aber auch ein Stück des amerikanischen Songschreibers John Hiatt vermag sie zum höchst anrührenden Erlebnis zu gestalten.

Kein Zweifel, Solveig Slettahjell beansprucht einen eigenständigen Platz unter den Jazzsängerinnen ihrer Generation. Mit dem ganz hervorragenden Trompeter Sjur Miljeteig, Morten Qvenild am Piano, Mats Eilertsen am Bass und dem Schlagzeiger Per Oddvar Johansen definiert die 34-Jährige den Begriff "Jazz-Singer / Songwriter neu: Mit novembertrüben Harmonien und klaren Strukturen hängt Solveigs Musik so neblig-transparent im Raum, als würde sie sich jeden Moment auflösen.

Nicht gespielten Noten wird dabei mindestens ebenso so viel Qualität zugemessen, wie den gespielten und gesungenen. "Ich schaffe eine Zone, in der die Details leben können, und fülle sie sparsam", meint Solveig. "Weil ich sehr wenig Text singe, kommt den einzelnen Worten eine große Bedeutung zu, ich wähle sie sehr sorgsam aus und achte darauf, dass sie in ihrer eigenen Melodie zur Musik passen. Die Stille ist im Grunde ein äußerst aktiver Raum, der viele Bewegungsmöglichkeiten erlaubt." Dies geschieht mit größtem Gefühl. Zuweilen scheinen die Stücke um winzige musikalische Details oder lyrische Einfälle herum angeordnet. Und je nach Struktur der sparsamen Lyrik sind auch die Kompositionen auf "Pixiedust" (der Albumtitel geht auf "Glöckchen", die Elfenfigur aus "Peter Pan", zurück) Songs mit klaren Strophen-Abfolgen oder gelegentlich frei strukturierte, improvisiert wirkende Entwürfe. Nirgends wird dies deutlicher als im abschließenden Stück, der Interpretation des Disney-Klassikers "When You Wish Upon A Star": Die ersten Zeilen singt Solveig schlicht wie ein Gedicht zu zarten Akkorden eines elektronisch verfremdeten Klaviers, bevor ein luftiger Rhythmus das Stück zu strukturieren beginnt.

"Pixiedust" - Elfenstaub, so hat die Sängerin ihr neues Album betitelt. Elfenstaub, der die Menschen verzaubern kann - Solveig Slettahjell gelingt dies ohne Mühe.

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