JazzBaltica 2018 oder 13 Kurzgeschichten vom hohem Meer im Osten, dem Mare Balticum und seinem Jazz. Sa. 23.06.2018
Wilde Jugend zwischen Rock und Jazz - Ulf Wakenius JazzBaltica Super Quartet

Zwei Titel sind beim Eintreffen (Konzertüberschneidungen) schon „gesungen“. Jetzt wogt ein durchgängiger simpler Beat, mehr im Rock als im Jazz Zuhause über die Main Stage. Über diese einfachen Linien improvisiert das Sopran-Sax von Bill Evans und macht schnell klar, worum es hier geht. Um den wilden E-Sound der 70-ziger Jahre, der mit Begriffen E-Jazz, Jazz-Rock, Cross Over oder Fusion tituliert wurde und damit sein eigenes Genre geschaffen hat. Nun, es ist verständlich, dass bei einem runden Geburtstagskonzert (Ulf Wakenius & Lars Danielsson feiern die 60) die Jubilare auf ihre Jugendlieben und Erinnerungen zurückgreifen. Was da tönt ist vermutlich der normative Sound ihrer Kindheit und Jugend, den sie damals liebten und heute noch lieben, so klingt es! Diesen Sound können sie lässig, ganz souverän runterspielen, was sie auch tun. So einfach wie authentisch.
Die Gitarre war oder ist immer noch dominantes Instrument diese Genres und demzufolge obliegt es Ulf Wakenius zu starten und eine quirlig fetzige Gitarrenorgie zu zelebrieren, die es in sich hat. Dann erklingen verhaltene moderate Töne, der Sound kühlt ab, die musikalische (See)Reise gleitet in die ruhigen Gewässer der Lübecker Bucht. Die Boys von der Rhythm Section machen einen ruhigen Job, spielen sehr sparsam. Lars Danielsson streichelt nur seinen Bass und Wolfgang Haffner will seine Drums auch nicht allzu heftig bearbeiten.

“Ain´t no Sunshine when she´s gone”. Das Super Quartet entfesselt den Titel mit der Wärme von Soul. Auf der Basis von Rhythm & Blues springen die Emotionen der Musiker direkt in die Instrumente. Und wenn sich auch noch der Nils (der der baltische Schwede) mit seiner Posaune dazu gesellt, so gibt es kein Halten mehr. Jetzt ist richtiger Funk angesagt, so zum Mitklatschen. Dies findet auch das Publikum und macht es. Ein knarrender stampfender Sound in altbewährter Art. Ohne jedes Risiko, keine Überraschungen, aber ungemein stimmungsvoll. Den Musikern ist dies alles bewusst, aber sie spielen ihre einfachen Themen mit unübersehbarer unverschämter Lust, die sich dann folgerichtig auch auf die Anwesenden in der Halle überträgt. Das Solo der Posaune, die frei intonierend vom Leder zieht, und das expressiv dudelnde Tenorsaxofon von Bill Evans machen diesen Sound authentisch.
Gleichermaßen tönt „So What“, der geniale Jazzklassiker von Miles Davis. Die Gitarre stellt die Melodielinie vor, das Riff steuern die Bläser bei. Auch dieses coole Thema wird im Fusion-Funk-Modus abgearbeitet. Wem diese Begriffe zu pauschal sind, der kann vielleicht mit dem Folgenden was anfangen: ein einfacher, durchgehender Beat, wenig bis keine rhythmischen Variationen, ein monoton geschlagener Bass, darüber improvisierten Gitarre und Bläser nach freier Lust und Laune. So soll auch klingen: ein einfacher Sound - ohne Irritationen oder Herausforderungen - der Musikern und Publikum gefällt. Nun, diese Intention geht auf. Mit Vergnügen ist das Publikum dabei und gratuliert begeisternd klatschend zum Geburtstag. Happy Birthday!
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